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Kultur: „Potsdamer Sangesfreunde“: Ein halbes Jahrhundert alt

Chor feierte Jubiläum / Aus einem Betriebschor wurde ein Verein / Neue Sänger sind stets willkommen

Stand:

In Potsdam gibt es eine reiche Chortradition. Manche Ensembles sind schon weit mehr als 100 Jahre alt, so die Chorgemeinschaft Babelsberg und der Potsdamer Männerchor. Dagegen sind die „Potsdamer Sangesfreunde“ noch relativ jung. Sie feierten unlängst ihren 50. Geburtstag mit einem Chorkonzert im Bürgerhaus am Schlaatz. Gemeinsam mit dem Märkischen Bauhandwerkerchor, dem Frauenchor Cantabella sowie einem Bläserquintett der Städtischen Musikschule Potsdam gaben sie ein vielfältiges Programm, das die zahlreichen Gäste mit sehr herzlichem Beifall bedachten.

Zwei Mitglieder sind schon von Anfang an dabei: Dieter Rottstock und seine Frau Gisela. Der heute 72jährige Dieter Rottstock ist seit vielen Jahren Vorsitzender der „Potsdamer Sangesfreunde“e.V. Mit dem Singen hat er seit Kindesbeinen einen innigen Bund geschlossen, dem er bis heute mit Leidenschaft huldigt. Zunächst sang er im Schulchor, dann im Städtischen Chor Potsdam und im Chor der Auferstehungsgemeinde. Auf seinem sängerischen Weg begleitete ihn für einige Jahre auch der bedeutende Potsdamer Chordirigent und Kirchenmusiker Karl Landgrebe. Der in der DDR aufkommenden Singegruppenbewegung schloss sich auch Rottstock an. Und eines Tages, das war 1957, beschloss man mehrere Singegruppen zu einem Chor zusammenzuschließen. Der damals junge Sänger war dabei. Bis 1989 war das Ensemble der Betriebschor des Kombinats Waren täglicher Bedarf. Viele erfolgreiche Konzerte und Chorreisen wurden absolviert, bei Wettbewerben mancher Preis nach Potsdam mitgebracht. „Aber nach viel Sonne folgen auch trübe Tage. Es gab keine DDR mehr. Wir spürten es ganz deutlich. Innerhalb kurzer Zeit verloren wir den Probenraum, das Archiv und die finanzielle Unterstützung“, schreibt Dieter Rottstock in seinem Grußwort im Jubiläumsheft.

Seit der Wende heißt es, sich neu zu orientieren, zu strukturieren. Der Chor wird Verein, die 32 Sängerinnen und Sänger beteiligen sich mit Mitgliedsbeiträgen am Chorleben (5 Euro im Monat). Außerdem muss ein neuer Probenraum ausfindig gemacht werden. Man findet ihn in der Bruno Rehdorf-Schule. Es wird monatlich eine Miete erhoben, die dem Chor bis an seine finanzielle Grenzen führt. Doch dann haben findige Freunde herausgefunden, dass die Schulordnung auch den Passus bereithält, dass für gemeinnützige Zwecke Räume kostenlos zur Verfügung gestellt werden müssen. Und so entfällt seit kurzem glücklicherweise die Mietzahlung. Das unerlässliche Notenarchiv befindet sich außerdem in den Kellerräumen der Schule.

Die Sängerinnen und Sänger legen auf ein farbiges Repertoire großen Wert. Es wird vor allem von Volksliedern und klassischen Chorsätzen bestimmt. Dabei hat der Dirigent Helmut Tilgner viele Jahre das Profil des Chores geformt. Heute ist für die künstlerische Leitung die Russin Elena Kryshanowskaja zuständig, die den „Potsdamer Sangesfreunden“ immer wieder neue Impulse gibt.

Auch dieser Chor hat, wie manch anderes singende Ensemble, Nachwuchsprobleme. Dieter Rottstock würde sich freuen, wenn Sangesfreudige, vor allem auch jüngere Männer, donnerstags ab 18 Uhr in der Rehdorf- Schule, An der Alten Zauche 2c, sich zum Mitmachen einfinden. Mut und Begeisterung zum Singen sollten mitgebracht werden, Spaß bei den Proben und manch öffentliche Auftritte sind garantiert. Klaus Büstrin

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