Lärmschutz-Gutachter und Akustikmesser sind in Potsdam gefragte Leute. Ob Lindenpark, Filmmuseum, Gutenberg 100, „Karli“, Kabarett oder Hans Otto Theater – dieses gleich im Dauerabo – sie alle können ein Lied über Schallwellen und Nachhallzeiten singen.
Nun zieht auch das Thalia mutig in den Kampf, um trotz aufreibender Dezibels nächtliche Kultur in die Stadtmitte zu tragen. Nachdem das Theaterschiff sein „Kino im Kahn“ über Bord warf, soll es nun auf der Freilichtbühne der Freundschaftsinsel einen erneuten Versuch mit Open-Air-Filmaufführungen geben. Alle Bewilligungen sind eingeholt. Was fehlt ist der positive Bescheid des Umweltamtes. Dafür heuert das Thalia nun einen Akustikgutacher an, der in zwei Wochen eine Test-Vorführung messen soll. „Wir sind guter Dinge, dass wir den Ton in den Griff kriegen und unter der Lärmschutzgrenze bleiben“, so Daniela Zuklic, verantwortlich für Öffentlichkeitsarbeit und Veranstaltungsorganisation. Wie sie betonte, werde die Bühne mit dämmenden Stoffen ausgekleidet, so dass möglichst wenig Schall über das Wasser dringen könne. Auch die Lautsprecher werden in Kopfhöhe montiert.“ Gespielt werde nicht nur mit zwei, sondern mit sechs bis acht Boxen, um den Ton intervallartig zu verzögern und so den Lärm niedrig zu halten. „Der kritische Punkt ist allerdings das Publikum: denn wie laut es lacht oder klatscht, kann man nicht regulieren, “ sagt die Thalia-Frau. Aber auch da will man nichts dem Zufall überlassen. „Wir werden zur Testaufführung wahrscheinlich Kurzfilme zeigen, die die unterschiedlichsten menschlichen Regungen provozieren.“ Es darf also durchaus gelacht werden – vielleicht aber doch besser hinter vorgehaltener Hand. Sollte die tonale Hürde genommen sein, heißt es in der letzten Juni- oder ersten Juliwoche: Film ab! Mitten im Grünen. Und das an vier Tagen die Woche. Der Kinosommer könnte also heller strahlen denn je. Allerdings hätte der Flimmerfreund auch die Qual der Wahl und die anderen etablierten Filmsommeranbieter wie Waschhaus oder Filmmuseum die Konkurrenz fast vor der Tür. Aber das sind „Wellen“, die nicht zu messen sind.Heidi Jäger
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