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Kultur: Querbeet schmunzeln, lachen und nachdenken

Im Museumshaus „Im Güldenen Arm“ ist eine Ausstellung mit satirischen Zeichnungen des Potsdamer Karikaturisten Peter Menne zu sehen. Seine „Schlafstörungen“ sind jetzt auch als Buch erschienen

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Der Beginn ist brav. Vier einzelne, verschiedene Schuhe warten auf den Besitzer. Ja, eigentlich könnte ein witziger Schuh-Auftakt für eine Ausstellung eine Einladung zu einem beschwingten Rundgang durch die Schau des Künstlers führen. Doch das Bild hat ein wenig mit einer Studie des Teilnehmers eines Malkurses gemein. Die Erinnerung an den berühmten Zeichner Erich Ohser/e.o. plauen, kommt einem in den Sinn, der fragte: „Wenn wir hier und jetzt nichts als keinen Witz jemals und niemals und nirgends noch sonstwo zu sehen bekommen?“ Der Besucher macht sich schleunigst mit seinen eigenen Schuhen auf den Weg durch die Ausstellung im Museumshaus „Im Güldenen Arm“, die satirische Zeichnungen des Potsdamer Karikaturisten und Illustrators Peter Menne offeriert.

Die Schau gibt einen fragmentarischen Überblick über das Schaffen des Künstlers. Treffend nannte er sie kurz und knapp „Querbeet“. Und querbeet wollte zunächst auch der Besucher die Ausstellung durcheilen. Doch er wurde festgehalten von den meisten Zeichnungen, die ihn zum Schmunzeln, Lachen und auch zum Nachdenken verführten. Der Karikaturist Peter Menne hat dies mit seinen Arbeiten erreicht. Der gebürtige Westfale, der in Bielefeld und in Berlin-Weißensee Kunst studierte, lebt seit 20 Jahren mit seiner Familie in Potsdam. Mit dem Westfalen-Land ist er auch heute noch künstlerisch eng verbunden. Karikaturen entstehen für dortige Zeitungen und Zeitschriften, für Kalenderblätter, Stadtporträts auf Wimmelbildern. Querbeet ist er in den Medien vertreten. Im kommenden Jahr will er sich auch im Brandenburgischen umsehen. Für Werder an der Havel entsteht ein quirliges Wimmelbild.

Peter Menne versteht sich nicht als tagespolitischer Karikaturist. Er steht eher in der Tradition von Zeichnern und Illustratoren, die mit spitzen Übertreibungen und Demaskierungen Menschen und ihre Haltungen aufs Korn nehmen, aber auch Geschehnisse, die sie erleben und zu verantworten haben. Der Potsdamer Künstler hält uns mit seinen Karikaturen einen Spiegel der täglichen Wirklichkeit vor das Gesicht. Er zeigt auch, was wir nicht unbedingt sehen wollen. Klar, Menne ist ein Künstler, der die aktuelle Politik im Blick hat und sie den Geschichten, die er erzählt, oftmals einverleibt, doch nicht vordergründig, sondern gebunden an Denkweisen und Haltungen seiner Protagonisten, die zumeist aus unserer ganz „normalen“ Nachbarschaft stammen.

Somit ist uns Menne mit seiner humoristischen Kunst ganz nah. Da gibt es den schmetternden Frauenchor, deren Mitglieder bereits anderes im Sinn haben als das Lied, denn die Viertelnote wird bei ihnen zum Kochlöffel, die Achtelnote zum Stöckelschuh. Natürlich verbindet man mit der Zeichnung „Bauer sucht Frau“ Bilder der gleichnamigen schrulligen Fernsehserie. Menne muss fleißig auch simple Kontaktanzeigen durchstöbert haben, denn auch sie geben Anlass für seine Interpretationen. Und auch im Alten Testament ist Menne fündig geworden. In den Geschichten um Adam und Eva, Jakob und seinen Frauen, Josef und die Frau des Potifar, Samson und Delilah oder Judith und Holofernes werden weitgehend die erotischen Beziehungen zwischen den Protagonisten beleuchtet.

Doch „Querbeet. Deutschland“ zieht den Betrachter immer wieder an. 80 Porträts vereint das Bild, das in diesem Jahr entstand. Von der westfälischen Kuh, der bayrischen Lederhose, dem Eulenspiegel, einer Nonne, über den Weihnachtsmann, einen zackigen Förster, ein Würstchen, ein von einem Handy besessenes Mädchen bis zu einem afrikanischen Kamel wird das gegenwärtige Deutschland trefflich charakterisiert. Querbeet.

Auch als Buchautor hat sich Menne längst einen Namen gemacht, mit „Westfalenlob“ oder „Wie Papa ein Kaninchen wurde“. Soeben ist „Schlafstörungen“ (tpk-Verlag Bielefeld, 14,80 Euro) erschienen, in der der Autor sinniert: „Warum Männer im Bett nicht zur Ruhe kommen“. Viele erstaunliche Fragen hält Menne für Männer in den Wechseljahren zur Nachtzeit parat: Werde ich von einem Ohrwurm verfolgt? Wie kann ich mich aus den Fängen meiner Schwiegermutter befreien? Kann ich meinem Kanarienvogel trauen? Hatte ich ein abwechslungsreiches Liebesleben? Und weitere 76 quälende Fragen werden gestellt. Mit Witz und Hintersinn. Somit kann das Buch mit den Zeichnungen Peter Mennes hilfreich sein, die Schlafstörungen zu überwinden. Nicht nur bei Männern. Klaus Büstrin

Peter Menne: „Schlafstörungen – Wenn Männer im Bett nicht zur Ruhe kommen“. Mit 80 Federzeichnungen, die dem Mann einen satirischen Spiegel vorhalten. 128 Seiten, tpk-Verlag, 14,80 Euro.

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