Es war sicher nicht ihr großer Traum, als Spatz und Fledermaus ins Berufsleben einzusteigen. Ohnehin hatte das Kindertheater unter den Studenten der Hochschule der Künste in Berlin, die sie jetzt erfolgreich hinter sich gelassen haben, nicht den besten Ruf. Warum, das können die beiden Freunde Bardo Böhlefeld und Bastian von Bömches auch nicht richtig sagen. Bardo Böhlefeld hat schon während des Studiums beim Kinder- und Jugendtheater „Strahl“ gespielt und das durchaus sehr gern. Doch bei Bastian von Bömches spürt man eine gewisse Selbstironie, wenn er über seine Fledermaus, seine erste Rolle als Freiberufler, spricht. Zugleich ist herauszuhören, wie intensiv er sich mit ihr beschäftigt hat. Vielleicht, weil sie in ihrer Charakterisierung so anders ist als er selbst. Diese Figur spielt in dem Stück „Der König hinter dem Spiegel“ von Rudolf Herfurtner, das am morgigen Donnerstag am Hans Otto Theater für Kinder ab sechs Jahren uraufgeführt wird, den ewig Abwägenden, der sich nicht blindlings ins Abenteuer stürzt. In dieser Adaption einer persischen Sage geht es aber um die Reise ins Unbekannte, zu dem sagenumwobenen Vogelkönig Simurgh.
Eigentlich will nur die Nachtigall zu ihm aufbrechen, die sich wie durch Wunder aus ihrem Käfig befreite. Doch diese Nachtigall liegt der Fledermaus sehr am Herzen. Jeden Morgen besucht er sie, um ihr von seinen nächtlichen Ausflügen zu berichten: auch wenn er außer streunende Katzen nicht viel in seinem Hinterhof erlebt. Aber ins Ungewisse ziehen, sich auf spirituelle Schwingungen einlassen, das passt dem Praktiker Fledermaus gar nicht. Doch da kommt der Spatz ins Spiel, gerade flügge aus der Dachrinne gefallen. Der will bis nach China. Mit der Nachtigall. Nein, da sei die Fledermaus vor: Allein lässt er die beiden nicht ziehen.
Die Rolle des neugierigen Spatzen, der nicht darüber nachdenkt, was alles passieren kann, spielt Bardo Böhlefeld. „Dabei bin ich gar nicht so neugierig, habe eher den Tunnelblick und renne mit Musik auf den Ohren durch die Welt“, sagt er über sich selbst.
Sie freuen sich, dass sie jetzt in Potsdam gemeinsam auf der Bühne stehen: auf dieser imaginären Reise durch die Wüste, über Meere und Berge, die zeigen soll, was in jedem von ihnen steckt. Auch in den sonderbaren Gestalten, auf die sie unterwegs treffen. Und parallel zu den Aufführungen suchen die Freunde auch privat weiter: nach neuen Rollen an anderen Theatern. Heidi Jäger
Premiere am morgigen Donnerstag, 10 Uhr, in der Reithalle, Schiffbauergasse
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