Kultur: Routiniert musiziert
Polizeiorchester und Studenten im Konzert
Stand:
Polizeiorchester und Studenten im Konzert „Grau, teurer Freund, ist alle Theorie“, wird der Schüler in Faustens Studierstübchen von Mephisto belehrt, „und grün des Lebens goldener Baum.“ Diesbezüglich grünte es sehr grün auf der Bühne im Theaterhaus Am Alten Markt. Dort stellten sich Brandenburgs Polizeimusiker einigen Studenten des Fachbereichs Musikerziehung der Universität Potsdam zur Verfügung, um in der Theorie erworbenes Wissen nun auch in praxi anwenden zu können. „Swinging Classics II“ nannte sich die Nummernfolge aus sinfonischer Blasmusik, BigBand-Klängen und Musicalmelodien. Fünf Dirigierstudenten hatten dabei Herzklopfen kostenlos, als sie teilweise zum ersten Mal mit einem Taktstock vor die Öffentlichkeit und ein Profiorchester traten. Es sah schon ein wenig unbeholfen aus, wie Holger Lehmann danach trachtete, die Motorik des „Askania“-Stücks von Klaus-Peter Bruchmann am präzisen Laufen zu halten. Ängstlich auf Sicherheit bedacht schien auch Patrick Fretzdorf in Friedhelm Schönfelds „Blow the Tango“. Bei seinen Bemühungen für den Grotesken Marsch von Heinz Ahrenz dirigierte Sebastian Raphael genau mit der Musik mit, nicht zeichengeberisch vor ihr her. Die Musiker scherten sich kaum um dieses Manko – sie wussten eh um ihre Einsätze. Sehr originell sah sich an, wie Johannes Kaufhold als Linkshänder die Ahrenz''sche Übermütige Polka gleichsam mit links in lustigen Klang verwandelte. Gisbert Näthers „Pegasus“-Fantasie lag bei Andreas Zühlke in besten Händen: gelöst zeigte er sich im Umgang mit Noten und Musikern. Diese dankten es mit Spielfreude. Mehr war es aber auch nicht, eher Routine, was die musizierenden Polizisten unter ihrem Zweiten Dirigenten Peter Vierneisel an Trümpfen aus den Ärmeln zogen. Den BigBand-Block dirigierte Michael Wolter. Die Ansagereien der Studiosi Oliver Zimmer und Jens Blockwitz wollten lustig sein, zeichneten sich jedoch durch eine penetrante Publikumsanbiederei aus. Ihre peinlichen Polizeiwitzeleien und sprachlich hilflosen Partnerplaudereien waren nicht mehr als inhaltsleeres Geschwafel. Ihr Sängeranpreisen kam einer Bevormundung des Publikums gleich. Erfreulich dagegen ihr stimmliches Können und Vermögen, einen Titel auch gestalten zu können. Zimmers softiger Bariton verströmte sich in Porters „What a wonderful world“, Blockwitz'' hoher Bariton in Swingtiteln. Über entsprechendes Feeling verfügten beide. Daran und an Stimmtechnik mangelte es Sophie Malzo bei ihrer Chopin-Vergewaltigung „In mir klingt ein Lied“. Mit großer Stimme, jedoch gleichsam ohne Körper sang Ulrike Wild Titel von Webber und Gershwin. Über schlechte Lautsprecher tönte laut und ungeschmeidig Bellinda Stichert. Im unvorteilhaften Schlamperlook, aber mit stimmlicher Ausstrahlung stellte sich Yvonne Tautzt mit dem Bernsteinschen Musical-Hit „Somewhere“ vor. Das nicht sehr zahlreich erschienene Publikum dankte mit herzlichem Applaus. Peter Buske
Peter Buske
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: