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Kultur: Satire-Feldzug

Kabarettwoche im Obelisk vom 2. bis 7. Oktober

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„Unbestechlich, aber käuflich“ – so geben sich am Vorabend der deutschen Einheit die Anstandswächter vom „Eulenspiegel“. In Großbesetzung marschieren sie ins Kabarett Obelisk ein, um mit spitzer Zunge und ungetrübtem Blick die traditionelle Kabarettwoche einzuläuten. Ernst Röhl, Mathias Wedel, Reinhard Ulbricht, Arno „Dagobert“ Funke und selbst Chefredakteur Hartmut Berlin präsentieren sich und „Das stärkste Heft aller Zeiten“. Neben Lesungen der Satiriker darf man auf die Präsentation des Oktober-Eulenspiegels gespannt sein, der an diesem Premierentag zum Sonderpreis erhältlich ist. Zudem bekommen die Zuschauer gezeigt, wie so ein Heft vom Layout bis zum letzten Feinschliff entsteht.

Überschrieben ist dieser Auftakt der Kabarett-Woche mit „Lange Nacht der Kleinkunst“ – und dafür bündelten Obelisk und Obermieter al globe ihre Kräfte. Für 19 Euro Eintritt dürfen sich die Besucher also nicht nur auf politische Nadelstiche einstellen, sie können in der ersten Etage zur Live-Musik vom Fayvish-Trio auch das Tanzbein schwingen.

Nach den Eulenspiegeleien gehören der zweite und dritte Tag der altbekannten Pfeffermühle und Herkuleskeule. Die Leipziger geben sich „Dick, satt und zufrieden“, während die Dresdner mit Birgit Schaller und Orchester zum „Letzten Schrei“ ansetzen.

Reiner Krönert, der „Honecker des Westens“, hat sich inzwischen auf die „von einer miesepetrigen Politraupe zum strahlenden Schmetterling der Macht“ gewandelten Kanzlerin eingeschossen. „Angie goes Hollywood“ behauptet der Satire-Allstar, von Kritikern als „genialer Parodist von weit reichender Vielzüngigkeit“ gefeiert. „Ich hoffe, dass er auch in Potsdam auf Triumphzug geht, denn im Brandenburgischen ist man nicht gerade extrem neugierig auf das, was man noch nicht so kennt“, so Gretel Schulze. Auch für Peter Waschinski hofft die Geschäftsführerin vom Obelisk auf Zuspruch, so wie bei den vertrauten Selbstläufern. Der Berliner Lederhosen-Freak Waschinski komme mit einer kruden Mischung aus Tanz, Pantomime, Kabarett, Erwachsenen-Rap und Kinderspiel daher: mit „Cabaret zur Hasenjagd“. Pünktlich zum „Republiksgeburtstag“ – dem 7. Oktober – gibt es „etwas Geheimnisvolles, ganz Bekanntes“, macht Gretel Schulze auf die abschließende „Lange Nacht des Kabaretts“ neugierig. Nach stundenlangem Becircen am Telefon sei es ihr gelungen, die „große Dame“ der DDR-Satire zu gewinnen: Renate Holland-Moritz, die einst gehasst-geliebte Kino-Eule. Ihr zur Seite stehen Lothar Bölck, die Schwarze Grütze und k.w.Timm.

Auch wenn die Kabarettwoche ein finanzieller Kraftakt sei, möchte das kleine Potsdamer Team auf Gäste nicht verzichten. „Wir machen die Basisarbeit, so innovativ und gut wie wir es schaffen, und dazu sollen sich möglichst viele andere Farben mischen.“

Aufräumen möchte Gretel Schulze mit der Fama, ihr Haus sei hochsubventioniert. „Wir bekommen zusammen mit dem al globe 53 000 Euro. Unsere anteiligen 38 000 Euro fließen in den Erhalt des Spielbetriebs, künstlerische Produktionen können wir davon nicht erstellen.“ Jeder teure Gast sei somit ein Wagnis. Hinter dem Vorhang geht es also durchaus nicht immer fröhlich zu. Heidi Jäger

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