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Kultur: Schlucht über Sofa

Kunst als Theaterkulisse: Malerei von Veronika Schröter im Pavillon auf der Freundschaftsinsel

Stand:

Kunst als Theaterkulisse: Malerei von Veronika Schröter im Pavillon auf der Freundschaftsinsel Von Marion Hartig Sie hängt rechts über dem weißen Ledersofa. Unmöglich an der Schlucht vorbeizusehen. Selbst ihre unauffälligen gedeckten Farben, das bergige Grau, das verschwommene Braun, der blauweiße Himmel und die dunkle Tiefe ziehen unmittelbar den Blick auf sich. In dieser minimalistisch weißen Wohnzimmerwelt, zu der das Hans Otto Theater den Pavillon auf der Freundschaftsinsel umgestaltet hat. Das abstrakte Landschaftsbild der Berliner Künstlerin Veronika Schröter könnte kaum besser präsentiert werden. Nirgendwo würde es mehr wirken als in diesem farblosen, für das Auge trostlosen Raum. Dabei hängt das Gemälde eher zufällig im Pavillon. Oder besser: Eher zufällig ist das Werk Teil einer Theaterkulisse geworden. Für die Inszenierung von „Haus und Garten“ des englischen Komödienschreibers Alan Ayckbourn. Gestern hatte das Stück Premiere. Heute wird die Bilderschau eröffnet. Ihre zweite Ausstellung auf der Freundschaftsinsel war lange geplant, als Theaterintendant Uwe Eric Laufenberg die Künstlerin auf dem Handy anrief. Ob ihr recht sei, ihre Bilder in der Komödie zu zeigen?, hat er gefragt. Es war ihr sehr recht. „Ich mag Theater“, erzählt die 65-Jährige frühere Architektin. Seit 1991 ist sie Malerin. Nun hängen die Bilder in dem Wohnzimmer, als wären sie dafür gemacht: Die mit breitem Pinselstrich gestalteten, abstrakten Landschaften, Göttinnen, Paare und Farbspiele. Öl auf Leinwand. Dick und uneben aufgetragen. Expressionistische Vorbilder lassen sich erahnen, Munch, van Gogh, Gauguin. Man steht vor den Werken und fühlt sich von der wilden Buntheit hineingezogen. Schwarze Linien deuten Figürlichkeit an. Wenn man genau hinsieht. Über dem schlichten Esstisch hängt das Diptychon „Brighton im März“. Ein wunderschöner Farbwirbel aus sandigem Braun und leuchtendem Blau. Im Hintergrund züngelt ein schmaler Landstrich ins Bild. Das Werk hat viel Raum, um seine Wirkung zu entfalten. Auf die im „Flur“ präsentierten Göttinnen hat der Betrachter allerdings weniger gute Sicht. Keine Chance, zwischen den Trennwänden ein paar Schritte zurückzutreten, um die großformatigen Arbeiten aus der Distanz zu betrachten. Kaum kann man den in rot, gelb und orangenes Tuch gehüllten muskulösen Körper der griechischen Erdgöttin Gaya wahrnehmen. Oder die an den sanften Hügel geschmiegte Figur der Athene, die Göttin der Weisheit, die in sich den Schatten eines Kindes zu tragen scheint. Eines der Werke nehmen die Theatermacher sogar in ihr Spiel auf. Das blau- violette Selbstporträt „Cathy“. In der Aufführung stellt das Gesicht das Porträt einer Vorfahrin dar. Trish, die Hausherrin, spricht mit ihr. Fühlt sich mit der in sich versunkenen, ernsten Frau verbunden. Veronika Schröter hat Augen, Mund und Nase grob skizziert. Die Farben sind kräftig, der Ausdruck stark. Auch hier zeigt sich die Neigung der Künstlerin zum expressionistischen Darstellen. Die Besucher des Theaterstücks werden nur eine Auswahl der gemalten Kunst sehen. Weitere Werke stehen hinter der Bühne und werden während der Öffnungszeiten für die Bilderschau an mobilen Wänden in den Raum gefahren. Vernissage heute um 17 Uhr, geöffnet bis 3. Juli, Mi bis So 10 bis 16 Uhr

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