Der Hofkapellmeister Johann Friedrich Reichardt war überzeugt, dass die junge Sopranistin Gertrud Elisabeth Schmeling, die spätere Mara, auch seinem Chef, König Friedrich II., überzeugen würde. Des Königs Reaktion: „Das sollte mir fehlen! Lieber lasse ich mir von einem Pferde eine Arie vorwiehern, als dass ich eine Deutsche in meiner Oper zur Primadonna habe.“ Bis dahin waren nur italienische Sänger auf der Bühne gefragt. Doch die Sopranistin überzeugte Friedrich schon beim ersten Vorsingen. Sie leitete ab 1771 die neue, letzte Glanzzeit der friderizianischen Berliner Oper ein. Goethe widmete ihr zwei Gedichte, Gluck und Mozart bewunderten sie.
Der bewegten Biografie der Primadonna und damit dem Opernleben in Berlin und Potsdam ist ein szenisches Konzert ab Anfang September im Schlosstheater im Neuen Palais innerhalb des Barocken Theatersommers Sanssouci mit vier Vorstellungen gewidmet. Das Potsdamer Opernensemble I Confidenti unter der Leitung von Christine Jaschinsky und Nils Niemann bereitet „La Mara – die Primadonna“ in Kooperation mit der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten vor. Neben den Sängern Doerthe Maria Sandmann und Jörg Waschinski wird unter anderen das Ensemble Baroque der Universität der Künste Berlin mit von der Partie sein. Historische Musizierpraxis ist natürlich Pflicht. Dieses szenische Konzert soll ein Vorbote zu „Friedrich 300“ im kommenden Jahr sein. Dann will I Confidenti weitere Primadonnen des Musenkönigs präsentieren.
Das Opernensemble feiert 2011 ebenfalls ein Jubiläum. Vor zehn Jahren gründete Christine Jaschinsky, für Organisation, Bühnenbilder und Kostüme verantwortlich, mit Gleichgesinnten die Truppe, die mittlerweile mit einer Stammbesetzung im Schlosstheater und anderswo auftritt. Nicht nur bei den renommierten Händel-Festspielen in Halle war man zu Gast, sondern auch in kleineren Orten in der Prignitz und in der Uckermark. Seit 2008 gibt es eine erfolgreiche Kooperation mit der Schlösserstiftung, die den Barocken Theatersommer Sanssouci nun auf feste Füße stellt.
Das Jubiläumsjahr wird nicht nur mit einer Premiere gefeiert, sondern mit zwei weiteren. Ab 13. Mai wird ins Neue Palais zu einem ländlichen Theaterfest eingeladen, zu „La fête champetre“. Regisseur und Choreograph Milo Pablo Momm sowie Bühnenbildnerin Christine Jaschinsky ließen sich dafür von Szenerien in Gemälden von Antoine Watteau mit ihren arkadischen Idealen, doch auch burlesken Gefühlen inspirieren. Dazu wählte man französische Barockmusik von Louis Le Maire oder Jean-Féry Rebel aus, mit der das Ensemble L‘espace zum Tanz auffordert. Und ein Puppentheater, das ein derbes Pulcinell-Spiel des Potsdamers Franz W. Lasch bereithält, trägt ebenfalls zum Vergnügen der Zuschauer bei.
Mit dem Brandenburger Theater wird man sich dem Theatrum mundi, der Welt als Bühne zuwenden. Für dieses Projekt konnten unter anderen Schülerinnen des Evangelischen Gymnasiums am Dom zu Brandenburg gewonnen werden. Sie widmen sich unter der szenischen und musikalischen Leitung von Nils Niemann und Irmgard Huntgeburth der Schultheatergeschichte der Ritterakademie in Brandenburg im 18. Jahrhundert. Diese Institution war ausschließlich der Ausbildung junger märkischer Adliger vorbehalten. Und das Theaterspiel gehörte zum Unterrichtsprogramm, denn es galt als eine der Schulen des Lebens. Klaus Büstrin
Barocker Theatersommer Sanssouci, 13. Mai bis 18. September. Programm unter www.i-confidenti.de
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