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Kultur: Schuldigkeit getan

Hanne Landbeck gibt Vorsitz des Brandenburgischen Kunstvereins wieder ab

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Hanne Landbeck gibt Vorsitz des Brandenburgischen Kunstvereins wieder ab Moderne und kontroverse Kunst nach Potsdam und ins Land Brandenburg zu holen und dabei auch Konzeptkunst nicht auszusparen, dafür steht der Brandenburgische Kunstverein Potsdam mit seinen Ausstellungsräumen im Luisenforum, einem Innenhof hinter der Brandenburger Straße. Zwölf Jahre existierte der Kunstverein mit seinen zur Zeit 45 Mitgliedern, zwölf Jahre mit einer Vorsitzenden, Jeanette Niebelschütz, die Ende letzten Jahres verabschiedet wurde. Die Nachfolge übernahm vor sechs Monaten Dr. Hanne Landbeck, die Ende Mai nun die ehrenamtliche Position schon wieder abgegeben hat. „Ich habe zu viel zu tun und muss mich meinen akademischen Pflichten widmen“, erklärte Landbeck diesen Schritt. Sie bleibe aber weiterhin Mitglied im Verein und ihm freundschaftlich verbunden. Zum Beginn ihrer kurzen Vorstandszeit galt es, dem Verein, der wirtschaftlich ins Trudeln geraten war, eine neue Perspektive zu verschaffen. Das sei ihr durch Verhandlungen mit dem Kulturamt der Stadt und dem Ministerium für Kultur auch gelungen. Andernfalls hätte der Konkurs gedroht. „Die Situation war für mich überraschend, obwohl ich zwei Jahre zweite Vorsitzende im Kunstverein war“, erinnert sie sich. In den ersten drei Monaten ihres Vorsitzes stand deshalb Krisenmanagement auf dem Plan, an konzeptionelle Arbeit war nicht zu denken. „Allerdings ging das extrem auf die Substanz“, wie Landbeck beschreibt, „und ein bisschen Spaß will man ja auch dabei haben.“ Eigentlich könnten so einen Kunstverein nur Leute führen, die über eine wirtschaftliche Unabhängigkeit verfügen. Sie selbst hat vor Kurzem mit dem „Schreibwerk“ ihr eigenes Unternehmen gegründet, das jetzt einen guten Teil ihrer Aufmerksamkeit und Kraft benötige. Das „Schreibwerk“ ist eine Schreibschule, in der alle Arten des Schreibens unterrichtet werden und zugleich ein Textbüro, in dem Texte von der ersten Idee bis zum fertigen Konzept entstehen. Daneben ist Dr. Hanne Landbeck an der Universität Mannheim als Dozentin für kreatives und journalistisches Schreiben tätig, und leitet ein Hauptseminar zum Thema Worldwide Web und Globalisierung. Mit der Rettung des Kunstvereins, so Landbeck, sei ihre Schuldigkeit nun getan. Es sei ein fließender Übergang ohne Brüche auf den oder die neue Vorsitzende gewährleistet. „Darauf lege ich großen Wert“, so Landbeck. Die fünf verbleibenden Vorstandsmitglieder, wie Ute Tischler, hauptberuflich Leiterin des Kulturamtes in Berlin-Lichtenberg oder der Kunstkritiker Gerrit Gohlke, seien sehr kompetent und in der Berliner Kunstszene sehr erfahren. Dass die Kontinuität in der Arbeit erhalten bleibt, und das Leitmotiv „Peripherie und Zentrum“ mit kontroversen Konzepten bedient wird, zeigt sich in der aktuellen Ausstellung „looping space“ von Angelika Middendorf. Das zum Einsteinjahr realisierte Hörprojekt thematisiert das Verhältnis zwischen Raum und Zeit. Da Projektmittel in diesem Jahr besonders knapp sind, ist man im Kunstverein froh über die von der Stiftung Kunstfonds unterstützte Schau „Verpasste Gelegenheit“, die für das Jahresende vorgesehen ist. Eingeladene Künstler nehmen sich dann der in Brandenburg gescheiterten Großprojekte (Cargolifter, Flughafen Schönefeld, Chipfabrik) an, und versprechen so – in einer Kulturstadt ohne Kunsthalle – eine Stellungnahme und Einmischung ganz im Sinne von Hanne Landbeck und dem Brandenburgischen Kunstverein Potsdam.Matthias Hassenpflug

Matthias Hassenpflug

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