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Dirigent Nils Jensen Leiter Singakademie Potsdam Foto: Manfred Thomas

© MANFRED THOMAS TSP

Singakademie Potsdam: Der amerikanische Traum im Nikolaisaal

Der Sinfonische Chor der Singakademie gab am Sonntag ein Konzert, bei dem Werke von Wagner, Dvorak, Ives und Bernstein erklangen.

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Ein inspirierendes Konzert bot am Sonntag im Nikolaisaal der Sinfonische Chor der Singakademie Potsdam. Mit dem Motto „Der amerikanische Traum“ erweckte Dirigent Nils Jensen Erwartungen, die inhaltlich weitgehend erfüllt wurden. Die Entdeckung der „Neuen Welt“ in den vergangen Jahrhunderten hat die Fantasie von Künstlern beflügelt. Sie haben sich aufgemacht, um die unbekannte Welt kennenzulernen und um ihre Träume an der Realität messen zu lassen. Die Aktualität lässt grüßen.

Richard Wagner verspürte ebenfalls die Sehnsucht nach Amerika. 1856 erwog er eine Uraufführung seines Musikdramas „Tristan und Isolde“ in New York. So war es legitim, das Vorspiel zur Oper und Isoldes Liebestod zum Auftakt zu musizieren. Das Deutsche Filmorchester Babelsberg spielte unter dem Dirigat von Nils Jensen hingebungsvoll und ausdrucksstark.

Der Tscheche Antonin Dvorak hatte für Amerika musikalisch viel Spürsinn. Seine 9. Sinfonie „Aus der Neuen Welt“ schrieb er 1891. Da lebte er in den USA. Die Messe in D-Dur op. 86 entstand in seiner Heimat. Mit Amerika hat das melancholisch-feierlich und slawisch grundierte Werk nichts zu tun, eher mit dem Tristan-Akkord Wagners, den Dvorak im Credo zitiert. Das Te Deum, das Dvorak zur 400-Jahr-Feier der Entdeckung Amerikas durch Kolumbus schrieb, wäre inhaltlich treffender gewesen.

Filmorchester musizierte zupackend

Der Sinfonische Chor mit den derzeit 60 aktiven Mitgliedern bemühte sich zwar um gestalterisches Engagement. Doch vermisste man weitgehend stimmlichen Glanz und Durchschlagskraft. Das Filmorchester musizierte derart zupackend, dass es den Chor zu oft klanglich zudeckte. Der Chor hat dringend eine Verjüngung vonnöten, denn es soll ja eine Zukunft geben. Die klangschön singenden Solisten Georgia Tryfona, Judith Simonis, Christian Pohlers, Axel Scheidig machten stimmlich jedoch vieles wett.

Tönende Philosophie ist in dem Orchesterstück „The Unanswered Question“ (Die unbeantwortete Frage) des US-Amerikaners Charles Ives zu vernehmen. Hierbei und in den von Leonard Bernstein mit unbändigem Elan komponierten Chichester Psalms (1965) betonte das Filmorchester deren Schönheit und Energie. Beim Chor musste man leider Abstriche machen. Einen berührenden Moment vollbrachte Georgia Tryfona im Bernstein-Werk. Mit zauberhafter Schlichtheit sang sie den Part des Knabensoprans.

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