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Kultur: Sommermusik der Extraklasse Annette Markert sang in der Friedenskirche

Dieser sonnige Nachmittag mit spätromantischer Musik in der vom Zeitalter der Romantik geprägten Friedenskirche im Park Sanssouci war von einer dichten Atmosphäre geprägt. Die Leipziger Mezzosopranistin Annette Markert war in der 4.

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Dieser sonnige Nachmittag mit spätromantischer Musik in der vom Zeitalter der Romantik geprägten Friedenskirche im Park Sanssouci war von einer dichten Atmosphäre geprägt. Die Leipziger Mezzosopranistin Annette Markert war in der 4. Sommermusik am vergangenen Samstag zu Gast und sang ausschließlich Lieder aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Begleitet wurde sie an der Woehl-Orgel von Wolfgang Kupke, dem Rektor der Evangelischen Hochschule für Kirchenmusik in Halle.

Die Vier ernsten Gesänge, die Johannes Brahms 1896 komponierte, werden zumeist von tiefen Männerstimmen gesungen. Für sie hat ja Brahms die Lieder ursprünglich auch geschrieben. Doch seit einiger Zeit haben sie auch immer wieder Frauenstimmen in ihrem Repertoire. Die Interpretinnen müssen sich also ebenfalls einer Konkurrenz stellen. Annette Markert muss sie jedenfalls nicht fürchten. Was Stimmschönheit und technische Beherrschung angeht, nimmt sie es mit manch ihrer Kolleginnen auf. Die Sängerin hat eine einschmeichelnde, weiche Grundfärbung, kennt weder Tiefen- noch Höhenprobleme. Verhangene Farben und Melancholie dominieren bei ihr in den Brahms-Gesängen. Und immer hat sie das richtige Gespür für die musikalische Auslegung der biblischen Texte.

Besonders das Lied „O Tod, wie bitter bist du“ sang sie mit tief bewegendem Ausdruck. Dabei bevorzugte sie, wie auch in den beiden Liedern von Max Reger, die leisen Töne. Man war erstaunt, wie viele Nuancen und Schattierungen es zwischen Mezzopiano, Piano und Pianissimo geben kann.

Auch für Antonin Dvoraks „Biblische Lieder“, die auf Psalmverse 1894 komponiert wurden, hatte Annette Markert viele leise Töne parat. Aber die so unterschiedlichen Stimmungen der Psalmen, in denen neben dem innigen Gebet der jubelnde Lobpreis eine Heimat hat, brauchen natürlich auch Durchschlagskraft. Und auch hierbei ist bei Annette Markert alles von Wohlklang durchdrungen. Nie driftet sie in den Operngesang ab, alle Lieder werden mit einfühlsamen liedhaften Ausdruck bedacht. Nur die nicht immer gute Textverständlichkeit sollte in diesem Konzert leider ein Problem bleiben.

Wolfgang Kupke nutzte sehr geschmackvoll die mit reichen Farben ausgestattete Woehl-Orgel für die Liedbegleitung und für das Solospiel. Sensibel weiß er zumeist das Spiel zu gestalten, zurückhaltend noch bei Brahms und Reger, effektvoll, manchmal auch mit aufgebauschten Emotionen („Gott, o höre, hör auf mein Gebet“) bei den Dvorak-Liedern. Auch geriet hierbei das Orgelspiel hin und wieder zu laut („Singt, singet Gott demHerren neue Lieder“). Als Eigenbeiträge hatte Kupke die Choralbearbeitung „O Gott, du frommer Gott“ von Johannes Brahms, die Cantilene F-Dur von Joseph G. Rheinberger und der Choral a-Moll von Cesar Franck ins Programm aufgenommen. Dank des Instruments konnte der Organist mit luxuriösem Klang und ausdrucksstarker Wiedergabe aufwarten. Eine romantisch dichte Atmosphäre entstand. Eine Sommermusik der Extraklasse, die mit viel Beifall bedacht wurde.

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