Kultur: Spannende Sichten
Desmond Cremers Wunsch nach einer eigenen Galerie hat sich erfüllt
Stand:
In Berlin wollte Desmond Cremers Frau wohnen. Doch er hatte nicht sonderlich Lust in die pulsierende und oftmals auch zu laute Stadt zu ziehen. Als die Cremers eines Tages Potsdam besuchten, kam zufällig ein Freund des Wegs und schwärmte über die Stadt. Ja, hier könnte man sicherlich gut leben, entschied das Paar und kam mit Sack und Pack vor zwei Jahren nach Potsdam. Im Gepäck befanden sich auch Bilder, große und kleine Formate. Die meisten stammen von Desmond Cremer selbst.
Sein Wunsch war, seine gemalten, gezeichneten und fotografierten Werke in einer eigenen Galerie zu vereinen. Und wiederum machte man sich auf Suche nach geeigneten Räumen. In der Behlertstraße 27 A fanden sie im mittleren Stockwerk drei repräsentative Zimmer und einen langen Flur, die die Bilder aufnehmen können.
Man vermutet in dieser Gegend keine Galerie. Wenn sich eines dieser wunderbar sanierten Häuser mit einem Schild nicht ausweist, dass in ihnen ein Rechtsanwalt oder beispielsweise ein Werbeunternehmen ihren Sitz hat, dann haben sie auch etwas Geheimnisvolles an sich. Und der Vorübergehende fragt sich: Welcher Prominente und gut Betuchte wohnt in diesem oder jenem Gebäude?
Desmond Cremer hält nichts von Geheimniskrämerei. Er lädt alle ein, die neugierig sind, seine Kunst zu betrachten. Man muss sich zwar telefonisch anmelden, aber der Künstler ist von ausgesprochener Höflichkeit und Freundlichkeit, so dass man schnell alle Schwellenangst verliert. Die Bilder, die in der Galerie in der Behlertstraße an den Wänden hängen, sind in den vergangenen zwei Jahren in Potsdam entstanden. Sie reflektieren seine Jahre in Südafrika.
Der gebürtige Londoner lebte viele Jahre in Dorban, der drittgrößten Stadt Südafrikas. Er war dort als Illustrator in der Werbung tätig. Doch vor gut drei Jahren hat Desmond Cremer entdeckt, wieder zu den eigenen Wurzeln zurückzukehren, zur Malerei. Gegenständliches und Abstraktes findet man auf seinen Bildern. Derzeit interessiere ihn aber besonders der Dialog mit den Strukturen, meint der Künstler, dessen Fotografien schon viel davon verraten. Potsdam als Motiv für seine Kunst ist noch in Arbeit, meint Cremer. Zunächst also noch Südafrika. Es ist sein ganz eigener Blick in dieses ihm so vertraute Land, das in der Vergangenheit wegen der Apartheidpolitik der Regierung scharfer Kritik ausgesetzt war. Dies hat sich aber längst geändert. Auf Desmond Cremers Bildern finden sie Platz, die Schwarzen und die Weißen. Und alle haben etwas zu erzählen. Da kann man Menschen im sehr lebendigen Kapstadt erleben, einen in eine enge Gasse klugen und weitsichtigen schauenden Heiler, der mit Cremer bekannt war, erleben. Man wird auch mit einer Hyäne auf einer Straßenkreuzung konfrontiert, denn das Gefährliche lebt immer mitten unter uns. Und auf fast allen Bildern entdeckt man verschiedene Techniken: Ölmalerei, Zeichnungen mit dem Buntstift oder Collagen mit Papier und Textilien. Es lohnt sich Halt vor der Behlertsraße 27 A zu machen. Desmond Cremer entführt uns in seiner Galerie in spannender Weise in eine Welt, die uns Hiesigen weitgehend fremd ist.Klaus Büstrin
Besuch der Galerie nur mit telefonischer Anmeldung: (0172) 4472627.
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