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Kultur: Spielfeld der Phantasie

Sommerausstellung mit 13 Künstlern in der Babelsberger Galerie Bauscher

Stand:

Vom Souterrain bis zur Beletage, überall findet man Kunst: Gemälde, Grafiken oder Collagen. Plastiken stehen hier und da. Die Galerie von Traudl Bauscher lädt zur traditionellen Sommerausstellung ein. Es ist in den Räumen des geschichtsträchtigen Ortes, in dem in den dreißiger Jahren Konrad Adenauer wohnte, viel Platz für Kunst vorhanden, auf gut 500 Quadratmetern.

Eine Fülle von Werken zumeist gestandener Künstler. Die meisten von ihnen sind gute Bekannte dieser Galerie. Traudl Bauscher, selbst Künstlerin, verfolgt mit großem Interesse die künstlerische Entwicklung „ihrer“ Maler, Grafiker und Bildhauer. Und diese fühlen sich von der professionellen Galeristin stets gut vertreten. Findet man in ähnlich veranstalteten Sammelausstellungen zumeist nur drei oder fünf Werke eines Künstlers, können bei Traudl Bauscher die Maler und Bildhauer für ihre Arbeiten einen oder sogar zwei Räume in Anspruch nehmen.

Und auch das Treppenhaus ist ein guter Hänge-Ort. Er bietet viel Platz und hervorragende Lichtbedingungen. So fühlt sich der Künstler auch hier nicht stiefmütterlich behandelt. Bilder von Eva Paul und Jürgen Gustav Haase, beide in Berlin und im Havelland zu Hause, sind hier zu finden. Haases „Ewige Reise“ oder „Picknick im Walde“ wirken mit ihren piktogrammartigen Kürzeln und grafischen Zeichen wie ein Flächenbebauungsplan. Er schaut von oben auf die Landschaften. Keine konkrete Topographie noch ein Stimmungsraum sind zu erwarten. Ihn interessiert neben dem großen Ganzen die Kleinteiligkeit von Formen. Er interpretiert sie um, manchmal recht bizarr. Doch immer mit Humor. Haases Arbeiten in Öl sind ein wunderbares Spielfeld der Phantasie.

Die Landschaft gehört zu den bevorzugten Themen von Eva Paul. Es sind die unendlichen Weiten Mecklenburgs oder auch des Havellandes, die sie besonders interessieren. Ihre eigene Person nimmt sie zurück, verzichtet auf Bewegung im Bild. Nichts wird dabei dramatisch oder romantisch vorgetragen. Vielmehr überträgt sich der melancholisch-stimmungsvolle Eindruck auf die Seele des Betrachters durch den spezifischen Farbklang. Die feine Registrierung der Farbwerte setzt Stille voraus. Die Malerin ordnet sich wohl den Farben, die sich ihr bieten, immer unter. Empfindung drängt sich dem Rezipienten nicht auf. Eva Pauls Bilder präsentieren sich ohne alle Willkür, ohne jede Hoffart.

Karl Oppermanns Ölgemälde sind von einem entschieden anderen Temperament durchdrungen. Von großem malerischen Schwung und kräftiger Farbgebung sind die lebensbejahenden Bilder des Berliner Künstlers, der heute im Harz lebt: „Vegetativ“ und „Verliebte Gärtnerin“. Die kleinen Collagen zur Musik mit den Titeln „Tango-Geiger“, „Vivace“ oder „Musikkapelle“ verraten seinen köstlichen Humor, der immer die Achtung und Liebe zum anderen Kunstgenre beweist.

Neben Karl Oppermanns, Eva Pauls und Jürgen Gustavs Bildern haben es Ute Hausfelds etwas steif gemalte Landschaften schwerer, zu bestehen. Nicht anders Beate Kirchners genau beobachtete, doch flüchtig hingeworfene Gästeschar in ihrem großformatigen Bild des Cafés Ritter in Wien oder Doris von Schleyers Afrika-Impressionen. Kathrin Sliwinski wartet zugleich mit bildnerischen und skulpturalen Ergebnissen auf. Vor allem ihr skurilles langbeiniges „Rollendes Schwein“ aus Holz und Pappmaché, das in der Ausstellung leider in die Ecke verbannt wurde, macht Spaß, zu betrachten. Die Plastiken aus Marmor und teilweise Acryl von Elke Kirstaedter verraten einen sicheren technischen Umgang mit dem Material sowie eine künstlerische Sprache, die Strenge in der Ausführung, aber auch immer wieder feine gelöste Heiterkeit zulässt. Die findet man auch bei den Schalen von Caro Stark aus Steinzeug und Engobenmalerei. Doch besonders die Plastiken Adam und Eva begeistern. Nicht im Adams-, sondern im Harlekinskostüm treten sie hintersinnig auf.

Die Bilder und Plastiken in Traudl Bauschers Sommerausstellung zeigt keine graue und freudlose Welt, sondern eine, die voller Phantasie, Farbigkeit und Freude sein kann. Klaus Büstrin

Bis zum 15. Juli, Galerie Bauscher, Rosa-Luxemburg-Straße 40, Fr und Sa 12 bis 18 Uhr

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