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Freie Theater bekommen mehr Geld vom Land: Status quo erhalten statt springen

Mehr Geld für die freie Theaterszene in Potsdam: Das Land Brandenburg fördert die freien Theater der Stadt und einzelne Potsdamer Projekte in diesem Jahr mit insgesamt 435 000 Euro. Das sind 63 000 Euro mehr als im vergangenen Jahr.

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Mehr Geld für die freie Theaterszene in Potsdam: Das Land Brandenburg fördert die freien Theater der Stadt und einzelne Potsdamer Projekte in diesem Jahr mit insgesamt 435 000 Euro. Das sind 63 000 Euro mehr als im vergangenen Jahr. Insgesamt hat das Kulturministerium knapp eine Million Euro für die Arbeit der freien Theater im Land Brandenburg bereitgestellt. „Es wird deutlich, dass die Wertschätzung der Kunst freier Träger steigt“, sagt Sabine Chwalisz von der Potsdamer fabrik. Ihr Haus erhält in diesem Jahr 150 000 Euro, 10 000 Euro mehr als 2015. Eine erfreuliche Summe, so Chwalisz. Allerdings weist sie daraufhin, dass in Brandenburg 30 Prozent aller Zuschauer Vorstellungen von freien Theatern besuchten. „Wir bekommen aber mitnichten 30 Prozent der Förderung.“ Auch würden von 110 Theaterstätten 70 von freien Theatern bespielt. „Der wesentliche Anteil, den wir an der Theaterszene in Brandenburg haben, steht nicht im Verhältnis zur Förderung“, so Chwalisz. Die scheidende Kulturministerin Sabine Kunst würdigte zuletzt die freien Theater als „wichtige Kulturbotschafter Brandenburgs“.

Insgesamt 15 Ensembles landesweit unterstützt das Ministerium, das Gros der Gelder fließt in die Landeshauptstadt. Beraten wird das Ministerium in seiner Auswahl von einer externen Jury, die Empfehlungen abgibt. Das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur ist dieser Vorauswahl weitestgehend gefolgt.

Stärker als bislang fördert das Land diesmal einzelne Projekte: So erhält das Choreografen-Kollektiv Kombinat – derzeit läuft dessen aktuelle Produktion „Mein Touristenführer“ in der Arena in der Schiffbauergasse, dort eröffnete es das Festival „Made in Potsdam“ – 60 000 Euro für die nächste Produktion. Im vergangenen Jahr waren es lediglich 22 000 Euro. Die beiden Künstler Paula E.Paul und Sirko Knüpfer bekommen damit nach eigenen Aussagen zum ersten Mal die Fördermittel für ihre Großproduktionen in der beantragten Höhe. „Das ist ein gutes Zeichen“, sagte Paula E.Paul.

Weitere vom Land finanziell unterstützte Projekte sind I Confidenti mit 35 000 Euro – also 5000 Euro mehr als im vergangenen Jahr – sowie die Oxymoron Dance Company und Laura Heinecke & Company. Beide erhalten jeweils 30 000 Euro. Auch das Neue Globe Theater wird 20 000 Euro gefördert.

Das T-Werk hingegen muss mit 10 000 Euro weniger als bisher rechnen, es erhält 110 000 Euro. Komplett leer geht das Theaterschiff aus. Im vergangenen Jahr erhielt das Ensemble 20 000 Euro. Laut einem Ministeriumssprecher wurde der Antrag auf Förderung diesmal nicht fristgerecht gestellt. „Das Auswahlverfahren hatte schon begonnen.“ Zudem gab die Jury dem Antrag des Potsdamer Poetenpack nicht statt. Das Ministerium überprüfe nun, ob das „sehr professionelle, kreative Theater über Lottomittel gefördert werden kann“, so der Sprecher.

Trotz der positiven Entwicklung bliebe die Kulturförderung unter ihren Möglichkeiten, sagt Chwalisz. „Eigentlich reichen die Gelder nicht, wenn man will, dass die Theater sich im europäischen Kontext entwickeln und positionieren sollen.“ Auch einen maßgeblichen neuen Ansatz, wie ihn das benachbarte Berlin mit der Kultursteuer auf den Weg gebracht hat, vermisst Chwalisz in Brandenburg. Für sie ist auch die diesjährige Förderung lediglich die Finanzierung des Status quo.

Grit Weirauch

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