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Kultur: Staubfreies aus Frankfurt

Staatsorchester spielte CD mit Bach-Werken ein

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„Bach in Brandenburg“ wird man gern sein Eigen nennen. Das Hören dieser Aufnahme mit Brandenburgischen Konzerten von Johann Sebastian Bach und einem Cembalokonzert seines Sohnes Carl Philipp Emanuel verursacht eine gediegene Freude über ein Musterbeispiel künstlerischen Gelingens. Zudem ist sie ein Beleg der Aufgeschlossenheit und Anpassungsfähigkeit von Musikern des Brandenburgischen Staatsorchesters Frankfurt (Oder) unter der Leitung ihres Chefdirigenten Howard Griffiths. Wenn auch Spuren älterer Bachauffassungen zu vernehmen sind, dann sind sie allenfalls in vergleichsweise maßvollen Tempi und (seltenen) agogischen Freiheiten zu erkennen, welch Letztere aber den stetigen Pulsschlag nie beschädigen, darüber hinaus auch in der Verwendung moderner Instrumente. Doch es wird vibratofrei musiziert.

Dem Frankfurter Klangkörper muss man für seine Bach-Interpretationen ein besonders hohes Lob aussprechen, denn schließlich ist es kein Spezialensemble für Alte Musik. Es muss eine große Breite von Genres und Stilen bedienen, von Sinfonien und Konzerten der Klassik, der Romantik bis zu unserer Gegenwart, Crossover inbegriffen. Das Potsdamer Konzertpublikum hat die musikalischen Qualitäten des Staatsorchesters, das eines der Hausorchester des Nikolaisaals ist, längst schätzen gelernt. Am heutigen Samstag kann man es wieder unter der Leitung von Howard Griffiths mit Werken von Dmitri Schostakowitsch und Richard Strauss erleben.

Auf ihrer neuesten CD haben die Musikerinnen und Musiker des Staatsorchesters Bachs Brandenburgische Konzerte Nr. 2 in F-Dur und Nr. 5 in D-Dur sowie das Cembalokonzert Nr. 3 G-Dur von Carl Philipp Emanuel, der von 1734 bis 1738 an der Viadrina in Frankfurt an der Oder Rechtswissenschaften studierte, eingespielt. Die Pläne für die Juristerei gab Carl Philipp Emanuel aber auf, um sich ganz und gar der Musik zu widmen. 1740 wurde er an den preußischen Hof in Berlin und Potsdam von Friedrich dem Großen berufen. Über ein Vierteljahrhundert wirkte er als Cembalist in der königlichen Kapelle. 38 Cembalokonzerte hat er in dieser Zeit geschrieben.

Das vom Staatsorchester musizierte Cembalokonzert Nr. 3 ist jedoch noch in Frankfurt komponiert worden, hat aber 1745 eine Überarbeitung erfahren. Gemeinsam mit dem souverän musizierenden Solisten Sebastian Wienand wird staubfrei, agil und lebendig gespielt. Nicht anders gilt dies für die beiden eingespielten Brandenburgischen Konzerte, die Vater Bach, sechs insgesamt, für den Markgrafen Christian Ludwig von Brandenburg-Schwedt, dem jüngsten Sohn des Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm, und dessen zweiter Gemahlin Sophie Dorothea komponierte. Wo andere Ensembles, vor allem die der Alten Musik-Szene, die bekannteren Kompositionen oftmals durch harte Artikulationen und Verzicht auf Kantabilität karikieren, setzen die Frankfurter auf eine stellenweise weiche Lesart, die jedoch vom Wissen um die rhythmische Spannkraft getragen wird und der Musik ein hohes Maß an Eleganz verleiht. Klaus Büstrin

Sinfoniekonzert im Nikolaisaal mit dem Brandenburgischen Staatsorchester am heutigen Samstag, 19.30 Uhr, im Nikolaisaal, Wilhelm-Staab-Straße 10/11. Die CD „Bach in Brandenburg“ ist bei Rondeau Production erschienen und kostet 15,99 Euro

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