zum Hauptinhalt

Kultur: Sterne, Freunde und Begeisterung

Die Kammerakademie Potsdam feierte mit einem Konzert ihr 15-jähriges Jubiläum

Stand:

Der Hollywood Walk of Fame hat auf dem Hof des Nikolaisaals seine Fortsetzung gefunden. Geschäftsführerin Andrea Palent und ihr Team sorgten am Freitagabend für eine gelungene Überraschung. In Anlehnung an den „Weg der Berühmten“ in Los Angeles haben sie zum 15-jährigen Jubiläum der Kammerakademie Potsdam ihren Mitgliedern sowie den Mitarbeitern der Geschäftsführung Sterne mit dem jeweiligen Namen auf dem Weg zum Nikolaisaal gepflastert.

Das Orchester des Potsdamer Konzerthauses beging seine Geburtstagsfeier natürlich mit einem angemessenen Konzert. Kammerakademie-Geschäftsführer Alexander Hollensteiner konnte dazu verkünden, dass die Vertragsverlängerung von Chefdirigent Antonello Manacorda unter Dach und Fach ist. Oberbürgermeister Jann Jakobs ließ sich von der Beigeordneten Iris Jana Magdowski vertreten. Sie erinnerte dankbar an die Verdienste des Trägervereins-Vorsitzenden Jochim Sedemund, dessen Engagement die Kammerakademie überaus gefördert habe. Jakobs sandte wie auch jahrelange Begleiter des Orchesters, darunter der Fagottist und einstige künstlerische Chef Sergio Azzolini, der Oboist Albrecht Mayer oder der Flötist Emanuel Pahud, eine Botschaft per Video und gratulierte mit warmherzigen Worten. Andere gute Freunde der Jubilarin ließen es sich nicht nehmen, persönlich ihre Glückwünsche auszusprechen und mit dem Orchester zu musizieren: die Violinistin Antje Weithaas, der Cellist Maximilian Hornung sowie Avi Avital, Mandoline.

Chefdirigent Antonello Manacorda eröffnete das festliche Konzert mit der Ouvertüre zu Mozarts Oper „Cosi fan tutte“. Heftig und dramatisch tönte es durch den Saal, dabei hätte der wirbelnde Mittelteil ein paar heitere Brechungen vertragen können. Danach agierte die Kammerakademie gemeinsam mit dem Solisten Avi Avital ohne Dirigenten. Auftritte, bei denen der Konzertmeister oder die Konzertmeisterin impulsgebend sind, haben von Anfang an bei den Potsdamern Primat. Am Freitag nahm Mesung Hong Coleman das erste Pult der Streicher ein. Sie sorgte mit Umsicht und Furore dafür, dass die Bearbeitung des Violinkonzerts a-Moll BWV 1041 von Johann Sebastian Bach in der Bearbeitung für Mandoline klanglich bestens ausbalanciert zum Tragen kam. Der israelische Musiker Avi Avital überraschte mit einem kraftvollen Volumen seines Instruments, spielte aber auch wunderbar mit dessen zarten Tönen. Sein Musizieren hatte nichts mit altbackener Mandolinen-Gemütlichkeit zu tun. Hell-leuchtend, virtuos und präzis gelang ihm die Bach-Interpretation.

Der junge Cellist Maximilian Hornung war der nächste Gratulant. Mit den Bläsern des Orchesters musizierte er des Franzosen Jacques Ibert Konzert für Violoncello – ein charmantes Stück, das kurzweilig daherkommt und dem Solisten vielfältige schwierige Finessen bereithält, die Hornung gewohnt souverän meisterte. Antje Weithaas begeisterte danach mit ihrem Vortrag der Carmen-Fantasie des spanischen Geigenvirtuosen Pablo de Sarasate. Sarasate kannte Wesen und Möglichkeiten der Geige sehr genau, sodass es ihm gelang, Stimmungsdetails musikalischer Eingebungen auf das Instrument zu übertragen. Antje Weithaas bewies dabei ihre exorbitante Technik und sichere Intonationsgebung. Doch auch Klangintensität und Farbe kamen zu ihrem Recht. Wirkungsvoll unterstützten Manacorda und die Kammerakademie die Geigerin bei ihrer meisterhaften Darbietung.

Zum Abschluss stand Felix Mendelssohn Bartholdys 3. Sinfonie a-Moll, die Schottische, auf dem Programm. Manacorda zeichnete vor allem ein wild-dramatisches Schottlandbild. Die trüb-verhangenen Stimmungen des Kopfsatzes wurden in einen homogenen Mischklang gehüllt, das großformale Relief der Themenarchitektur kraftvoll umrissen. Das volkstanzhafte Scherzo zeigte hemmungslose Musizierlust. Nach herb-verhaltenem Beginn wurde der langsame Satz expressiv gesteigert. Das krönende Finale – „Allegro vivacissimo“ – bestach mit infernalischem Schwung, markanten Punktierungen und kräftigen Akzenten. Echoeffekte spielte man wirkungsvoll aus. Die Kammerakademie musizierte die Sinfonie unter Hochspannung. Doch hin und und wieder hätte die Kunst des Atemholens sicherlich einen atmosphärischen Wechsel von Licht und Zwielicht gebracht, nicht nur dunkle Wolken und Stürme. Das Fest-Publikum jubelte und freut sich auf weitere tolle Konzerte seines Orchesters. Klaus Büstrin

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })