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Kultur: Surreale Impressionen
Vielfache Wandlungen in seiner Malerei aus drei Jahrzehnten Die Galerie am Neuen Palais zeigt eine Retrospektive von Gerhard Gabel
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„Die Titel sind eigentlich nicht so wichtig“, kommentiert Gerhard Gabel seine Bilderwelt. In der tummeln sich Papageien und antike Statuen, Strichfiguren und einäugige Könige. 80 Bilder des 1931 in Torgelow bei Ueckermünde geborenen Malers zeigt derzeit die Galerie am Neuen Palais. Die stete Suche nach einem gültigen künstlerischen Ausdruck und damit einhergehende Veränderungen seines Schaffens seien charakteristisch für den Maler, beschreibt die Kunstwissenschaftlerin Petra Lange die Werke Gabels.
Tatsächlich stellt das Nebeneinander von deutlich unterschiedlichen Stilen und Malweisen ein Charakteristikum des Künstlers dar. Zwar sind die ausgestellten Bilder aus einem Schaffen von rund 30 Jahren hervorgegangen, dennoch sind die vielfachen Wandlungen auffällig. Wenig scheint den „Antiken-Sammler“ und den Vogel auf dem Bild „Ich komme selten vor“ mit den beiden Figuren auf dem Bild „ oder späte Fragen“ zu verbinden. In den ersten beiden malt Gabel ein surreal anmutendes Panorama, während auf dem letzteren schwungvoll gemalte Chiffren von Figuren erkennbar werden. Entstanden sind die Bilder fast zur selben Zeit.
Wiederum völlig anders zeigt die Komposition „Der Rufer“ eine Materialcollage, die sich ausschließlich im Abstrakten abspielt. Allerdings stammt „der Rufer“ auch bereits aus dem Jahr 1985. Da arbeitete Gabel schon ausschließlich als Maler.
Den Entschluss, sich ganz auf seine künstlerischen Fähigkeiten zu verlassen, fasste Gabel im Jahr 1982. Zuvor hatte der gelernte Plakatmaler und Dekorationsgestalter zwar auch als freier Künstler gearbeitet, aber seinen Lebensunterhalt doch mit Auftragsarbeiten für Magazine und Unternehmen bestritten. „Ich war selbstständig. Das gab es auch in der DDR. Es wurde zwar nicht so gerne gesehen, aber es ging“, stellt Gabel fest. Als er sich entschlossen hatte, Schluss mit den Honorartätigkeiten zu machen, plante er das genau und besprach es mit seinen industriellen Auftraggebern: „Pläne zu machen, darin war man ja damals gut“. Der Übergang vom Gebrauchsgrafiker zum freien Künstler sei dann aber gar nicht so hart gewesen, Käufer seiner Bilder hätten sich eingefunden.
Nicht zuletzt über eine Mitgliedschaft im Verband Bildender Künstler und dann im Verein Berliner Künstler habe er Kontakte geknüpft und sich auch als Maler bekannt gemacht. Weil er seinen Unterhalt lange mit Auftragsarbeiten bestritten und kein Studium absolviert habe, hätte er frei von inhaltlichen Vorgaben arbeiten können, betont Gabel.
Leitschnur war ihm die Beschäftigung mit Philosophen und Literaten. In Goethes „Faust“ fand sich ein Gedankenreichtum, der ihn auch beim Schaffen seiner Bilder inspirierte.
Die freie künstlerische Arbeit hat nun allerdings zu einem Formen- und Stilreichtum geführt, der nicht einfach zu fokussieren ist. Zwischen schönen, lockeren Impressionen vom Gendarmenmarkt in Berlin und vom Schloss Sanssouci in Potsdam und dem Bild „großes Blech“, auf dem surreale gemalte Vögel über dem Kopf eines Blechbläsers flattern und die alle in den letzten Jahren entstanden sind, liegt doch ein erheblicher Spielraum.
Bemerkenswert ist, dass Gabel mit „Da steh ich nun “ und „Die Prüfung“ zwei Bilder zeigt, die erst in den letzten beiden Jahren entstanden sind und dabei doch einen freien und souveränen Umgang mit Form und Farbe erkennen lassen, wie er sich auf den Bildern aus den Jahrzehnten davor kaum findet.
Retrospektive Gerhard Gabel, Galerie am Neuen Palais, bis 19. Juni; Freitag bis Sonntag 13 bis 18 Uhr und nach telefonischer Vereinbarung: (0331) 972165
Richard Rabensaat
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