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Sympathische Vertrautheit. Rita Feldmeier und Isabell Gerschke haben das erste Mal zusammengearbeitet: in Weimar.

© Andreas Klaer

Im Vorabendprogramm: Taffe Frauen

Die Potsdamerinnen Isabell Gerschke und Rita Feldmeier spielen in der Krimireihe „Heiter bis tödlich“ im ARD-Vorabendprogramm Tochter und Mutter.

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Dieser Krimi spielt in der „Todeszone“. Nicht dass es dort besonders düster oder gar blutrünstig zugehen würde – ganz im Gegenteil. Todeszone nennen Filmleute die Vorabendzeit, in der die Quoten eine besonders große Zitterpartie sind. So wissen Isabell Gerschke und Rita Feldmeier auch noch nicht, ob sie nach den acht bereits abgedrehten Folgen ihrer Krimikomödie „Heiter bis tödlich“, die ab Dienstag im Vorabendprogramm in der ARD ausgestrahlt werden, im Herbst die nächste Staffel produzieren dürfen. An den Drehbüchern wird zwar schon fleißig geschrieben. Doch die können auch schnell wieder in der Versenkung verschwinden, wenn die Zuschauer nicht auf Anhieb quotenfüllend vor der Mattscheibe sitzen.

Die beiden Potsdamer Schauspielerinnen, die das erste Mal gemeinsam arbeiten, bleiben indes gelassen. Da haben sich zwei Frauen gefunden, die offensichtlich viel verbindet: nicht nur Sympathie, sondern vor allem auch dieses Bodenständige. Keine Stars mit Höhenflügen, aber mit hohen Ansprüchen an die eigene Kunst.

In „Heiter bis tödlich“ steht Isabell Gerschke als Kommissarin Kristina Katzer im Zentrum des Geschehens. Anders als im auslaufenden „Polizeiruf 110“, wo sie im Team mit Jaecki Schwarz und Wolfgang Winkler ermittelte, wurde ihr nun auch ein persönliches Umfeld zugeschrieben. So ist sie nicht nur die taffe Ermittlerin, sondern auch Tochter und Mutter und eine Frau mit Geheimnis. Denn wer der Vater ihres Kindes ist, behält sie seit 13 Jahren für sich. Bis da dieser neue Kollege auftaucht, dieser Hallodri, dem sie vor 14 Jahren schon mal begegnete ...

Während von Anfang an fest stand, dass Isabell Gerschke die Kommissarin spielt, wurden alle anderen Rollen gecastet. Dabei durfte sie durchaus auch ihre Meinung sagen. Zu Rita Feldmeier, die in diesem „Krimi light“ ihre Mutter ist, hatte Isabell Gerschke, die schlanke attraktive Frau, die ihre künstlerische Karriere als Tänzerin begann, sofort einen Draht. Obwohl beide um die Ecke arbeiten – Rita Feldmeier im Hans Otto Theater und Isabell Gerschke bei der Oxymoron Dance Company im Waschhaus –, mussten sie erst bis nach Weimar reisen, um sich privat kennenzulernen. Bei Minzlimonade und Latte Macchiato erzählen die beiden Brandenburgerinnen nun angeregt und sehr vertraut, wie sie in der Serie zu Identifikationsfiguren der Thüringer werden, „von diesem so freundlichen Menschenschlag bestens angenommen“, wie Rita Feldmeier erzählt. Sie spielt die flippige Weinbauerin im Retrolook. „Ich weiß immer Bescheid, was los ist. Bei meiner Tochter, aber auch in dem kleinen überschaubaren Weimar.“ Diese umtriebige Frau, die immer als erste die Leichen findet, kennt fast jeden in der Stadt und gibt überall ihren Senf dazu. Sie bedient damit auch dieses Heimatkrimiformat, das sich ja von den anderen „Heiter bis tödlich“-Produktionen unterscheiden muss. Denn für diese Vorabendserie wird auch in anderen Städten Deutschlands ermittelt. „Ich versuche, mich nicht mit den anderen zu vergleichen“, sagt Isabell Gerschke, die natürlich weiß, dass sie der Mittelpunkt des Thüringer Krimis ist. Aber das versucht die zarte, doch energiegeladene Frau, die erst durch den Polizeiruf den Sprung vom Mädchentyp zur erwachsenen Frau gefunden hat, auszublenden. Die erfahrene Kollegin Rita Feldmeier weiß bestens, wie gefährlich es ist, überehrgeizig zu sein. „Das erzeugt Druck. Dann bist du nicht locker. Man sieht diese Anspannung, auch im Theater.“ Wer, wenn nicht sie, die schon die größten dramatischen und komödiantischen Rollen mit Bravour auf die Bühne brachte, weiß, wie das Spiel funktioniert, auch wenn es immer wieder neu erobert sein will. „Und am besten gelingt, wenn man spürt, der Regisseur will dich. Genau dich.“

So wie Christian Klandt Isabell Gerschke wollte, für diese Wahnsinnsrolle der verkrampft jugendlichen Mutter in „Little Thirteen“: dem aufwühlenden Drama um die Generation Porno, die durch schnellen Sex ihre innere Leere zu verdrängen sucht. „Meine Eltern waren entsetzt, als sie diesen Film sahen. Doch ich weiß gerade von Sozialarbeitern, dass er die düstere trostlose Realität sehr gut eingefangen hat.“

In der Krimikomödie geht es natürlich sanfter zur Sache: mit feinem Wortwitz, den beide Frauen mögen. Keine Schenkelklopfer-Komik. Isabell Gerschke spielt hier nicht die durchgeknallte Mutter, sondern eine klar strukturierte Frau. „Wir leben zusammen in einem Drei-Generationen-Frauen-Haushalt und wurschteln uns ohne Männer durch. Jede Störung würde das System verändern und davor hat Kristina Angst. Sie will nicht verletzt werden“, sagt Isabell Gerschke. Man spürt die Nähe zu ihrer Rolle. Gerade in der Beziehung zu ihrer Tochter konnte sie viel aus dem eigenen Leben schöpfen. „Meine Tochter ist zwar ein bisschen jünger als meine Filmtochter, aber auch schon vorpubertär. Da lassen sich wie auf Knopfdruck Situationen abrufen. Man muss nicht mehr viel spielen.“ Und auch Rita Feldmeier ist da bestens beschlagen, obwohl sie persönlich versucht, bei ihren inzwischen erwachsenen Kindern nicht so zu klammern wie diese Elli Katzer. Die beiden Schauspielerinnen sind sich sehr einig, was wichtig ist, Kindern mitzugeben. „Früher hat man das gemacht, was die Eltern sagten. Heute halten wir die Kinder dazu an, auch Nein zu sagen. Nur so entwickeln sie Selbstbewusstsein“, so Rita Feldmeier. „Das muss man dann aber auch aushalten. Dann darf man sich nicht aufregen, wenn die Türen knallen“, ergänzt Isabell Gerschke und lacht. Sie hat inzwischen gelernt, toleranter zu sein, auch wenn sie die Tochter wie so oft bei ihren Eltern abgibt. „Da darf sie dann eben auch mit zu Mac Donald. Genauso, wie sie Fleisch essen darf, wenn sie bei ihrem Vater ist.“

Für Isabell Gerschke ist es nicht leicht, Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen. Wie ihre Kommissarin braucht sie die Unterstützung der Mutter, um ihren Job machen zu können. So wie jetzt, wo sie wochenlang in Weimar drehte und sich dort auch eine Wohnung nahm, dass ihre Familie zu Besuch kommen konnte.

Kann eine Mutter so etwas wie die beste Freundin der Tochter sein? Rita Feldmeier kann sich das sehr gut vorstellen. „Ich habe meiner Mutter aber nie alles erzählt, weil ich sie schützen wollte. Bei fünf Kindern hatte ich oft Angst, dass sie die Last der vielen Probleme erdrückt.“ Auch Isabell Gerschke hält das Emotionale von ihrer Mutter fern, „aber nur, weil sie einfach andere Ansichten hat, wie man das Leben führt.“ Isabell Gerschke vertraut sich da eher ihren Freundinnen an.

Oft ist sie hin- und hergerissen zwischen der Arbeit beim Film und ihrer Leidenschaft für den Tanz. „Mir fehlt beim Schauspielen total der körperliche Aspekt. Sprache ist für mich eher ein Emotionshemmer. Im Tanz kann ich mich viel besser ausdrücken.“ Im Winter, wenn weniger gedreht wird, will sie sich wieder fitmachen und sehen, was sie noch als Tänzerin kann. Ihre Kurse bei Oxymoron, wo inzwischen auch die Tochter mitmacht, gibt sie so oft, sie kann. Inzwischen schreibt Isabell Gerschke auch Lieder und singt. „Zu ihrem Geburtstag hat Isabell ein schönes Konzert gegeben und uns mit ihren Gesängen beglückt“, erinnert sich Rita Feldmeier und erhält prompt ein Kompliment zurück. Für den tollen Kuchen, den sie blechweise mit zum Drehen brachte. „Ich hatte einfach das Bedürfnis, Danke zu sagen, gerade den Leuten, die immer für uns Schauspieler das sind. Außerdem muss man es sich auch nett machen, wenn man hart arbeitet“, sagt Rita Feldmeier. Erschrocken schaut Isabell Gerschke auf die Uhr. Sie muss sofort los und die Tochter zum Geigenunterricht bringen. Danach geht es wieder auf Dreh. Für den letzten Polizeiruf.

„Heiter bis tödlich – Akte Ex“, ab 18. September, dienstags um 18.50 Uhr im Ersten

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