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Kultur: Terrassendynamisch

Musikfestspiele II: Die Accademia Bizantina

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Wen zöge es nicht gern gen Süden, ins Mutterland der Musik?! Die Alpen überquerend, landete man zuerst in Venedig. Zu dieser ersten Etappe eines „Reiseziels Italien“ luden die Musikfestspiele ein, um der Inspiration eines Genies, so der Untertitel eines im Raffaelsaal der Orangerie Sanssouci gezeigten Programms, auf die Spur zu kommen. Als Cicerone fungierte die Accademia Bizantina aus Ravenna, die mit der historischen Spielweise wohlvertraut ist.

Anders als die am Tage zuvor gehörte Musica Antiqua Köln sprinteten die italienischen Musiker durch die Notengefilde venezianischer Komponisten, pflegten sie einen vibratolosen und dadurch leicht schärflichen, draufgängerischen bis durchdringenden Tonfall, der dem Sprachduktus temperamentvoller Italiener nachempfunden schien. Ihre alten Instrumente bedurften sehr oft der Nachstimmarbeiten, was jedoch den reinen Klang garantierte.

Schon in der einleitenden F-Dur-Sinfonia von Tomaso Albinoni (1671-1750) artikulierten sie äußerst straff, erzeugten jenen „ziehenden“ Sound, wie er einer authentischen Wiedergabe alter Musik zugeschrieben wird. Voller musikantischer Laune funkelt und blitzt es unentwegt auf den Saiten, tänzelt es auf den blitzblanken terrassendynamischen Stufen. Die Einsätze kommen bestechend präzise. Federndes, kontrastberstendes Spiel auch in zwei Concerti von Baldassare Galuppi (1706-1785), in denen ein ausdrucksvertiefendes Wechselspiel zwischen Violine und Bratsche vorherrscht. Angeleitet wird es von Ottavio Dantone am Cembalo, der nicht nur die Einsätze sicher zu geben versteht, sondern auch solistisch im F-Dur-Konzert op. 9 Nr. 2 von Giovanni Battista Sammartini (1701 -1775) mit prächtig funkelndem und aufrauschendem Tastenspiel hervortritt.

Mit viel Affettuoso geht auch Mauro Valli im d-Moll-Violoncellokonzert von Antonio Vivaldi (1678-1741) zu Werke. Leidenschaftliches, mitunter fast rabiat wirkendes Musizieren bestimmt die flinken Ecksätze, während das Adagio sich als eine innige Gesangsszene entpuppt. Von ähnlichem Zuschnitt zeigt sich auch die g-Moll-Sonate für Violine, Violoncello und Basso continuo von Giovanni Benedetto Platti (1697-1763), während das A-Dur-Concerto à 4 von Giuseppe Tartini (1692-1770) durch sein reizvolles, wettstreitendes Saitengezwitscher zu gefallen versteht. Dem durchweg von Leichtigkeit und mediterraner Heiterkeit erfüllten Musizieren fällt begeisterter Beifall zu. Peter Buske

Peter Buske

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