Kultur: „Theaterfrühling“ lässt Neues sprießen
Das T-Werk eröffnet morgen in der Schiffbauergasse seine eigene Spielstätte / Ein kleines Festival gibt den Auftakt
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Das T-Werk eröffnet morgen in der Schiffbauergasse seine eigene Spielstätte / Ein kleines Festival gibt den Auftakt Noch stehen Farbeimer herum, erhalten Stühle und Wände die letzten Pinselstriche – der Countdown läuft. Bis morgen Abend müssen alle Stolpersteine weggeräumt, alle Anstriche getrocknet sein. Das T-Werk eröffnet seine neuen Räume. Mit der Reithalle B in der Schiffbauergasse stehen dem Theaterverein nunmehr eine eigene Spielstätte mit 99 Plätzen, eine Probebühne und ein Foyer zur Verfügung. Zum Auftakt will T-Werk mit dem „Theaterfrühling“ richtungsweisende Akzente setzen. „An vier Tagen stellen wir acht Theater aus Berlin und Brandenburg vor, mit denen wir bereits durch unsere zehnjährige Arbeit im Waldschloss eng verbunden sind und die Aussicht auf unser künftiges erweitertes Programm geben“, so T-Werk-Sprecher Jens-Uwe Sprengel. Den Eröffnungsabend bestreiten die im T-Werk vereinten Theatergruppen selbst: DeGater ’87 mit seiner Harold-Pinter-Adaption „Der stumme Diener“ und Havarie mit dem aktuellen Jugendstück „Gewalt im Spiel“. Die strengen Auflagen der Bauaufsicht dürfen an diesem besonderen „Premieren“-Abend ausnahmsweise „unterlaufen“ werden: „Wir dürfen auf beiden Bühnen gleichzeitig spielen, allerdings bei eingeschränkter Zuschauerzahl.“ Gefeiert wird dann im benachbarten Foyer: mit dem quirligen Thomas Putensen am Klavier. Der Freitag steht dann ganz im Zeichen des Jugendtheaters. Das piccolo-Theater Cottbus taucht mit seiner Inszenierung „disMiss“ in die aktuelle Lehrstellendebatte ein. Auf der verzweifelten Suche nach einer Ausbildung trifft die 17-jährige Ayline auf die bizarre Welt von Politik, Medien und Wirtschaft, in der sie als Realschülerin und junge Mutter scheinbar fehl am Platz ist. In einer anschließenden Podiumsdiskussion können die jugendlichen Zuschauer die zuständigen Vertreter der Stadt gleich vor Ort auf den Zahn fühlen. Am Nachmittag lädt T-Werk zum „Tag der offenen Tür“ und stellt die mit jungen Amateurschauspielern arbeitenden Gruppen „Havarie light“ und „Scharfe Sterne“ vor, um vielleicht beim Probetraining den einen oder anderen für die Schauspielerei zu begeistern. „Wie ein junger Gott“ heißt es dann um 20 Uhr beim Gastspiel des theaters ’89 & TUSCH. Vorgestellt wird das erste Stück des Absolventen der HFF, Jens Hollwedel. Es schildert den Unfalltod zweier junger Männer und ihren Versuch, mit den Gegebenheiten des Himmels zu recht zu kommen. „Regisseur Hans-Joachim Frank arbeitete für diese Inszenierung mit jugendlichen Laiendarstellern zusammen, so wie es auch Havarie sehr oft praktiziert. Beide Theater verbindet bereits eine längere Zusammenarbeit, die wir weiter forcieren wollen“, sagte Jens-Uwe Sprengel. Am T-Werk-Boot angedockt hat nunmehr auch das Poetenpack, das den Spielplan in der Reithalle B regelmäßig mit eigenen Inszenierungen anreichern wird. Am Festival-Sonnabend geben sie sich ganz spontan und stricken aus der Improvisation heraus eine Aufführung im Wort-Spiel mit dem Publikum. „Skatchmo“ – Träumen oder Aufwachen“ heißt diese „Momentaufnahme“. Da sich T-Werk immer schon auch dem Kindertheater verpflichtet fühlt, darf es zur Festwoche nicht fehlen. Die fast schon legendären „Bremer Stadtmusikanten“ des Theaters o. N. geben sich am Sonntag um 15 Uhr die Ehre und laden mit Licht, Schatten und Farben in die zauberhafte Welt der Märchen ein. Der sonntägliche Festivalabschluss wird im Doppelpack bestritten: Das Theater des Lachens berichtet „Vom Hinzel und dem wilden Lenschen“ und das Theater im Schuppen lässt Karl über Karl erzählen: von der Geburt über den Verlust der ersten Zähne, die Pubertät bis zu jenem jungen Mann, der Karl heute ist – eine zweiseitig beschriebene Visitenkarte aus Frankfurt (Oder). „Wir knüpfen mit unserem Theaterfrühling an den ,Theaterherbst’ der freien Theater in Brandenburg an, der wegen des Terroranschlags am 11. September 2001 abrupt beendet wurde und seitdem nicht wieder auflebte. Bei uns ist allerdings nicht das ganze Land präsent, wir sind nur die kleine Variante“, schränkt Sprengel ein. „Doch mit dem Umzug in die Schiffbauergasse haben wir nunmehr die verschiedensten Aufführungsmöglichkeiten, also beste Voraussetzungen für ein Festival. Da die fabrik den ganzen Frühling auf Tournee ist, ergab sich noch keine Häuser übergreifende Verbindung. Im nächsten Jahr wollen wir den Theaterfrühling aber weiter reifen lassen und auch den Tanz integrieren.“ Das nächste Festival lässt allerdings nicht mehr so lange auf sich warten: „Unidram“steht bereits im Juni ins Haus und der „WeltTraum“ für Kinder startet im September. Doch erst einmal öffnet sich morgen Abend zum ersten Mal der Vorhang für das T-Werk als Herr im eigenen Haus. Heidi Jäger
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