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Kultur: Theaterlust

Wilfried Mattukat: 15 Jahre bei der Stadt-Spiel-Truppe

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„Versunkene Geschichte“ heißt das neue Stück, das in diesen Wochen die Stadt-Spiel-Truppe Potsdam zur Aufführung vorbereitet. „Es ist eine Collage, die ich aus verschiedensten Materialien sowie Aktionen und Inszenierungen der Theatertruppe zusammen gestellt habe“, erzählt Wilfried Mattukat, künstlerischer Leiter und Geschäftsführer der Stadt-Spiel-Truppe. Von der „Potsdamer Geisterstunde“, die 1993 im Rahmen der 1000-Jahr-Feier Potsdams aufgeführt wurde, über „Das kleine Mahagonny“ von Brecht/Weill bis zu Wolfgang Borcherts Antikriegsstück „Draußen vor der Tür“ reicht der literarische Kosmos, den die semiprofessionellen Darsteller präsentieren wollen. Die Szenenfolge, die sich mit Preußen und Potsdam beschäftigt, soll aber auch mit dem diesjährigen Thema von Kulturland Brandenburg zu tun haben, mit dem Wasser.

Mit Wasser steht die Gruppe intensiv in Verbindung. Seit 12 Jahren spielt sie auf einem Schiff, das an der Alten Fahrt seinen Heimathafen hat, dem Potsdamer Theaterschiff. Besitzer und Betreiber ist die Stadt-Spiel-Truppe e.V. Und hin und wieder geht das Schiff auf große Fahrt. Vom 17. Juni bis 7. Juli reist man nach Poznan, um beim dortigen Internationalen Treffen freier Theater zu gastieren. Mit der „Versunkenen Geschichte“ wird man aufwarten, auch mit „Das kleine Mahagonny“ und „Serenade“ von Slawomir Mrozek.

Wilfried Mattukat wird letztmalig die künstlerische Leitung für diese Inszenierungen und für das Gastspiel übernehmen. Am heutigen 30. April übergibt er die Verantwortung in jüngere Hände. Katrin Schüring und Sebastian G. Bandt, zwei langjährige Mitglieder der Stadt-Spiel-Truppe, teilen sich künftig die Aufgaben von Geschäftsführerin und Künstlerischer Leiter. „Ab einem bestimmten Alter sollte man sich von solch einer verantwortungsvollen Arbeit zurückziehen. Der Zeitpunkt ist gekommen“, so Wilfried Mattukat. Natürlich wird er dem Ensemble in künstlerischen Fragen weiterhin unter die Arme greifen, auch für das Regieführen zur Verfügung stehen, denn nach den vielen Jahrzehnten Theaterarbeit kann man wohl kaum von heute auf morgen nicht den Lieblings-„Spielplatz“ aufgeben. Der Schauspieler und Regisseur war bis 1991 am Hans Otto Theater engagiert. So manche Inszenierung, für die er dort verantwortlich zeichnete, ist im Gedächtnis geblieben, so „Amadeus“ von Peter Shaffer oder „Blaue Pferde auf rotem Gras“ von Michail Schatrow. „Nach der Stadttheaterzeit hatte ich Lust etwas Neues zu probieren, nämlich Theater mit Leuten zu realisieren, die unvoreingenommen, mit Spontaneität, Neugierde und jugendlichem Schwung sich diesem Medium nähern.“ Er fand sie in Laiendarstellern. Meldeten sich nach dem ersten Aufruf zu einer Theaterprobe 1992 nur zwei „Spielfreudige“, so kamen bald 30 Interessierte.

Heute hat die Stadt-Spiel-Truppe ebenso viele Mitglieder wie vor 15 Jahren. Rund 30 Inszenierungen gingen seitdem über die Bühne. Bis acht Mal im Monat wird auf dem Theaterschiff gespielt, aber auch in Gefängnissen oder in Schulen. Am 9. Juni möchte man die Spielfläche auf Potsdams Alten Markt aufschlagen, um die „Versunkene Geschichte“ zu zeigen. Ein Stück, das als Bestätigung Mattukats verdienstvoller Arbeit für und mit der Stadt-Spiel-Truppe gelten könnte. Klaus Büstrin

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