Kultur: Tolle Gemeinschaft
Landesjugendsinfonieorchester gab Konzert
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Landesjugendsinfonieorchester gab Konzert Eine Musik zu schreiben, die auf jeden Fall nach Filmmusik klingt, aber auch ohne laufende Bilder funktioniert, hat sich der 22-jährige Komponist Marian Lux mit seinem Werk „Dreamwalks“ vorgenommen. Diese Three-Movie-Fragments sind eine Auftragsarbeit des Fördervereins des Landesjugendsinfonieorchesters Brandenburg, das die unterhaltsamen Klänge bei seinem zünftig gefeierten Auftritt im ausverkauften Berliner Konzerthaus am Gendarmenmarkt zur Uraufführung bringt. Unter ihrem langjährigen Chefdirigenten Sebastian Weigle, der trotz seiner internationalen Verpflichtungen der regsamen und ehrgeizigen Musikertruppe weiterhin die Treue hält, setzen sie sich spiel-könnerisch und engagiert für die gefällig-unterhaltsame Novität ein. Sie gleicht wahrlich Traumwanderungen, wie sie der Titel verheißt. Das Werk folgt ohrenfreundlich vertrauten Strickmustern. Mit den ersten Takten breiten die rund siebzig Musiker einen klangsüffigen Breitwandsound aus. Der lässt für Assoziationen aller Art viel Raum. Vom Ritt über die Prärie könnte das innere Auge erzählen, das Ohr von den Liebesseufzern eines Till Eulenspiegels. Hornrufe beschwören Schummerstunden im Eichenwald, dann wieder ist ein Treffen mit Zarathustra auf parsifalistischem Karfreitagsterrain angesagt. Dabei erhalten Violine und Violoncello manche anspruchsvolle Soloaufgabe. Erfreulich anzuhören und anzusehen, wie Sebastian Weigle die Jungkünstler anzustacheln und auf sie einzugehen versteht. Die wiederum lohnen seinen hingebungsvollen Einsatz mit intonationssicherem und sauberem, geschmeidigem, warm getöntem und leuchtendem Musizieren. Eine verschworene Gemeinschaft. Schwelgerisch erblühende Landschaften und lyrisch strahlendes Schwärmen wohin man hört. Der anwesende Komponist sieht sich anhaltend gefeiert. Auch Robert Langbein darf sich über solche Bekundungen freuen, der mit vollem Einsatz den Solopart im Hornkonzert B-Dur op. 91 von Reinhold Gliere (1874-1956) absolviert. Der 25-Jährige ist seit zwei Jahren Student an der Universität der Künste Berlin und seit dieser Zeit auch schon Solohornist beim Berliner Sinfonie-Orchester. Deutlich zu hören ist auch des Dirigenten Liebe für dieses melodienträchtige Werk. Was verständlich ist, denn jahrzehntelang war Sebastian Weigle das hornistische Aushängeschild der Staatskapelle Berlin, ehe er zum Dirigentenstab griff. Jeden Ton scheint er mitzusingen, jeden Takt kennt er auswendig. Robert Langbein kann sich geborgen fühlen. Sicher ist sein Ansatz, sauber jede Note. Mühelos meistert er die brillanten, aber technisch äußerst schwierigen Kadenzen. Erfolgte das Luftholen weniger vernehmlich, hätte der Genuss noch ungetrübter sein können. Das Landesjugendsinfonieorchester Brandenburg absolviert konzentriert und voller Spannung, dennoch erfrischend gelöst die Begleitaufgaben. Heroische Harfenklänge eröffnen die Tondichtung „Vysehrad“, Teil „Mein Vaterland“-Zyklus“ von Bedrich Smetana. Erhaben wird dieses Entree musiziert, etwas schwerfällig und bisweilen spannungsarm das Pathetische. Es liegt ihnen nicht sonderlich. Leidenschaftliches der porträtierten Prinzessin Libussa schon eher. Nach der Mythenlesung folgt die bewegte und sicher bewältigte Flussfahrt auf der „Moldau“, dann das behagliche (Klang-)Räkeln bei Impressionen „Aus Böhmens Hain und Flur“. Sie malen mit feinem Pinsel (frappierend ihr Pianissimo!), wissen aber auch mit kräftigem Strich zu kolorieren. Der finale Jubel kennt fast keine Grenzen.Peter Buske
Peter Buske
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