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Töne mit Weltklasse: Land erhöht Förderung für Filmorchester
Mit fast einer Million Euro hat das Kulturministerium die Anschaffung eines Spezial-Mischpults unterstützt. Auch die dauerhafte Förderung für das Orchester wächst.
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Die Musik eines Orchesters zeichnet sich durch einen facettenreichen Klang aus, der oftmals nicht annähernd in digitaler Form wiedergegeben wird. Durch die Komprimierung fällt einiges von dem weg, was für geübte Ohren den eigentlichen Reiz ausmacht. Deshalb setzt das Deutsche Filmorchester Babelsberg auch bei der Neuanschaffung des Mischpultes wieder auf analoge Technik. „In dem Bereich, in dem wir arbeiten, entspricht ein analoges Pult dem internationalen Standard“, sagte Intendant Klaus-Peter Beyer den PNN. Das brandenburgische Kulturministerium hat den Kauf der neuen Technik mit 979.000 Euro ermöglicht, wie das Ministerium mitteilte.
Landesförderung auf 2,3 Millionen Euro im Jahr aufgestockt
Als Kulturministerin Manja Schüle (SPD) Intendant Beyer und dem von ihm geführten Orchester am Mittwochabend einen Besuch abstattete, hatte sie eine weitere gute Nachricht im Gepäck: Das Land erhöht die jährliche Förderung für den Klangkörper deutlich. Das Filmorchester wurde von ursprünglich 1,7 Millionen um 600,000 Euro aufgestockt auf 2,3 Millionen Euro. Heißt konkret: ein Drittel mehr als zuvor! „Babelsberg hat einen großartigen Klang, der rund um die Welt und bis nach Hollywood reicht“, erklärte Schüle. Neben dem Landeszuschuss finanziert sich das Orchester mit 55 festangestellten Musiker:innen und fünf weiteren Angestellten für Studio und Verwaltung über Eigeneinnahmen.
Das neue Mischpult war nötig, weil das alte nach über zwei Jahrzehnten im Dauereinsatz verschlissen war. Dass es überhaupt so lange durchhielt, sei nur durch einen sehr engagierten Mitarbeiter möglich gewesen, der marode Teile immer wieder aufgearbeitet hat, berichtet Beyer: „In den letzten sieben Jahren hat es keine Ersatzteile mehr gegeben.“
„Ein analoges Mischpult hat im Gegensatz zu einem digitalen den Vorteil, dass es sofort reagiert“, sagt der Intendant. Es verfüge über die perfekte Mischung aus Schnelligkeit, Soundcharakteristik und Haptik. Auch sei der Klang, der durch die analoge Technik erzeugt werde, viel natürlicher und gebe den Raum ums Orchester akustisch wieder.
Technik wie in den Abbey Road Studios in London
„Viele internationale Produktionen bringen eigene Tonmeister für ihre Filmmusik mit. Die müssen umgehend mit den Standards arbeiten können, die sie aus ihrer Heimat gewohnt sind“, so Beyer. Beispielsweise Los Angeles oder London. Da bleibe keine Zeit für eine Einarbeitungsphase. Die Digitalisierung sei da eher hinderlich. „Die müssen sich hinsetzen und alles sofort bedienen können.“ Die Weiterverarbeitung der Aufnahmen erfolge dann digital.
Gefertigt wurde das Mischpult von der Firma Neve, die maximal drei solcher Pulte pro Jahr konstruiere, sagt Beyer. Darunter auch die Technik für die legendären Abbey Road Studios in London, geschätzt von Musikern wie den Beatles bis zum London Symphony Orchestra.
„Dass alles so gut geklappt hat, ist eigentlich ein kleines Wunder“, sagt Beyer. Im November des vorvergangenen Jahres habe man an einem europäischen Ausschreibungsverfahren teilgenommen. Die Zusage über die Finanzierung sei Ende April 2022 erfolgt. Ein knappes halbes Jahr später, Ende November, wurde das neue Pult bereits nach Babelsberg geliefert. Eine Punktlandung, was angesichts mangelnder Rohstoffe und des Handwerkermangels bemerkenswert sei, sagt Beyer. In der knapp zweimonatigen Bauphase seien mehr als 16 Kilometer Kabel verlegt worden. Bis zum vergangenen Freitag waren Handwerker mit den Einbauten im Studio beschäftigt.
Kooperationen mit TikTok und Rihanna
Neben Filmmusiken für deutsche und internationale TV- und Kinoproduktionen, darunter aktuell für Michael Bully Herbigs Mediensatire „1000 Zeilen“ oder für den Familienfilm „Die Schule der magischen Tiere 2“, gibt das Filmorchester europaweit Konzerte. Allein für das neue Album „Eternally Yours“ der Kult-Band Alphaville, welches in Babelsberg aufgenommen wurde, ist eine Tour von 35 Konzerten geplant.
„Wir machen viele Crossover-Projekte“, berichtet Beyer. So spielte das Filmorchester Hits, die beim Kurzvideodienst Tiktok besonders beliebt waren, ein: „Tiktok Classics – memes & viral Hits“ heißt die entstandene CD. Für das von Tiktok in Auftrag gegebene Projekt beim Label Universal Music habe man auch mit Pop-Legende Rihanna zusammengearbeitet, sagte Beyer. Sie war allerdings nicht in Babelsberg, sondern sei per Video aus Los Angeles zugeschaltet worden.
Das Filmorchester ist für sein Wirken bereits mehrfach international ausgezeichnet worden, darunter mit dem Europäischen Filmpreis für „Der Medicus“ 2013. Zuletzt gewann der Science-Fiction-Thriller „Tides“ 2021 den Deutschen Filmpreis für die beste Filmmusik. Eingespielt wurden die Kompositionen von Lorenz Dangel in Babelsberg.
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