Kultur: Traum von den Niederlanden realisiert
In der Ausstellung „Königliche Visionen“ des Potsdam-Museums: Schloss des Großen Kurfürsten
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In der Ausstellung „Königliche Visionen“ des Potsdam-Museums: Schloss des Großen Kurfürsten Das Potsdam-Museum veranstaltet gegenwärtig im Haus der Brandenburgisch-preußischen Geschichte die Ausstellung „Königliche Visionen – Potsdam, eine Stadt in der Mitte Europas“. Dazu veröffentlichen wir eine Folge von Beiträgen, die herausragende Exponate beschreiben. Heute: Pieter Schenks farbige Radierung vom Potsdamer Stadtschloss aus dem Jahre 1685. Die Ansicht zeigt in leuchtenden Farben das kurfürstliche Schloss von der Stadtseite aus betrachtet, im Hintergrund gleiten Schiffe über den träge dahinfließenden Fluss. Pieter Schenk hielt 1685 mit feinen Strichen das Stadtschloss in Potsdam mit seinen charakteristischen Türmchen fest, wie es sich, nach Plänen Gregor Memhardts gebaut und um Seitenflügel erweitert, am Havelufer erhob. Sein Bauherr Friedrich Wilhelm war nicht nur der „Große Kurfürst“ sondern auch großer „Fan“ der Niederlande. Seine Jugend verlebte er bei seiner oranischen Verwandtschaft - in Sicherheit - weit weg von den Schauplätzen des Dreißigjährigen Krieges. Der Aufenthalt in den Niederlanden ließ Friedrich Wilhelm Zeit seines Lebens nicht mehr los. Als Kurfürst erkor er neben Berlin Potsdam zu seiner neuen Residenz und realisierte hier seinen niederländischen Traum: Ein Schloss mit Havelblick, inspiriert vom Amsterdamer Rathaus, das später noch einmal für den Entwurf des Alten Rathauses Pate stehen sollte. Landschaftsalleen verbanden das kurfürstliche Domizil mit dem Residenzstädtchen Potsdam und seiner Umgebung. Davon erzählen noch heute die Eichen vor der Garde-Ulanen-Kaserne in der Jägerallee. Die Architektur Jacob van Campens, Schöpfer des seiner Zeit als „achtes Weltwunder“ gepriesenen Amsterdamer Rathauses, hatte der Kurfürst in den Niederlanden kennen und lieben gelernt. Das durch den Krieg gebeutelte Potsdam konnte er als „holländische Stadt an der Havel“ auferstehen lassen. Vielleicht war diese Residenz auch als Liebeserklärung an seine Gemahlin Louise Henriette gedacht, die Tochter des Statthalters der Niederlande Friedrich Heinrich Prinz von Oranien. Sie war über ihre Verheiratung mit dem Kurfürsten anfangs unglücklich, ging aber später in ihrer Rolle als Botschafterin für holländische Kultur voll auf. Sie starb bereits 1667, ohne das Schloss je fertig gesehen zu haben. Wenn wir Potsdamer uns also für den Wiederaufbau des Stadtschlosses entscheiden sollten, wie wäre es mit der niederländisch-kurfürstlichen Variante von 1682? Silke Kamp „Königliche Visionen. Potsdam eine Stadt in der Mitte Europas", Ausstellung des Potsdam-Museums im Kutschstall am Neuen Markt bis 28. März 2004, Di bis So, 10 bis 18, Mi bis 20 Uhr; Eintritt 5 Euro, ermäßigt 3 Euro, Mi 18 bis 20 Uhr; Führungen Mi, Sa, So 14 Uhr oder auf Anfrage.
Silke Kamp
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