Klar, Edvard Grieg musste sein. Beim Abschlusskonzert auf alle Fälle. Der norwegische Komponist hat mit seinen beiden Suiten zu dem Schauspiel „Peer Gynt“ einige der populärsten Ohrwürmer in die Welt gesetzt. Und sie wurden von der Kammerakademie Potsdam beim Finale der diesjährigen Musikfestspiele im Ehrenhof des Schlosses Sanssouci zum Besten gegeben. Das Festival-Thema Skandinavien erwies sich als ein Glücksfall. Bekanntes und Unbekanntes war zu erleben, sei es bei der Musik oder bei der Auswahl der Interpreten. Zugleich beeindruckte auch deren zumeist unkonventionelle Herangehensweise an die Kompositionen und ihre einnehmende Warmherzigkeit.
Die Leitung der Musikfestspiele hatte den Mut, manch neue Akzente auch in das Abschlusskonzert einzubringen. Nachdem die Kammerakademie Ausschnitte aus den Peer-Gynt-Suiten unter der Leitung des Stockholmer Dirigenten Joachim Gustafsson, der kurzfristig für den erkrankten Antonello Manacorda einsprang, mit sämigem Wohlklang die farbige Instrumentierung wiedergegeben hatte, und Isa Katharina Gericke ihren mädchenhaft hellen Sopran das Lied der Solveig vortrug, wurden manche Gäste aufgeschreckt. Die zumeist traumgesättigte Musik wurde für rund 15 Minuten unterbrochen, um Kabarettistin Simone Solga mit ihrer „Feuerrede“ Gehör zu verschaffen. In Dänemark ist es in der Nacht vor dem Johannistag am 24. Juni während der Mittsommerfeste gang und gäbe, das aktuelle politische Geschehen auf die Schippe zu nehmen. Im Sanssouci-Ehrenhof hat die „Kanzlersouffleuse“ Simone Solga diesen Part übernommen. Wohl keinen der Berliner Bundespolitiker hat sie verschont. Frisch und frech, pointensicher und virtuos ging es zur Sache. Alles mit großem Sprachtempo, das einem Feuerwerk glich. Das wurde dann anschließend ansehenswert. Mit farbigen Feuerwerkskörpern und mit der Untermalung eines Feuertanzes von Manuel de Falla wurde es farbenfroh in den nächtlichen Himmel geschickt.
Das Konzert hielt neben Edvard Griegs Schauspielmusik weitere Ausschnitte von Bühnenmusiken parat: Felix Mendelssohn Bartholdys „Ein Sommernachtstraum“, „Aladdin“ von Carl Nielsen sowie „Es war einmal“ von Peter Erasmus Lange-Müller, zwei spätromantischen Komponisten aus Dänemark. Die Kammerakademie und Dirigent Gustafsson wussten auch diese Werke mit Frische und Elan zu musizieren, wobei die Lange-Müllers Kompositionen durch ihre fehlende innere Spannung abfielen.
Mit von der Partie waren auch Romeo & Jullia Kören aus Stockholm, der unter der Leitung von Benoit Malmberg vor allem in der Alte-Musik-Szene beheimatet ist. Mit herzerfrischender Sangeslust haben die zwölf Sängerinnen und Sänger drei Chorsätze aus der Renaissance- und Barockzeit beigesteuert. Zum Schluss vereinten sich die Sopranistin Isa Katharina Gericke, die Kammerakademie sowie der Chor zum gemeinsamen Musizieren der „Mittsommerweise“ von Peter Erasmus Lange-Müller, die von einem spätromantischen Pathos allzu stark durchdrungen ist. Länger als drei Strophen hätte man nicht vertragen können. Glücklicherweise musizierte aber die Kammerakademie als Zugabe die „Morgenstimmung“ aus „Peer Gynt“ von Grieg – eine Musik mit großer Zauberkraft. Klaus Büstrin
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