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Von Klaus Büstrin: Ununterbrochene Faszination

Der gebürtige Potsdamer Christian Skobowsky zu Gast beim Internationalen Orgelsommer

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Wie klingt diese oder jene Orgel, fragt Christian Skobowsky. Die in der Oberlinhauskirche, in Caputh, in Sacrow? Die Orgellandschaft dieser Region interessiert ihn besonders, schließlich ist er gebürtiger Potsdamer. Die Schuke-Orgel in der Erlöserkirche kennt er wohl am besten. Von Kindesbeinen an. Die ununterbrochene Faszination für das Instrument nahm hier ihren Anfang. Vor allem, wenn Kirchenmusikdirektor Friedrich Meinel die Orgel erklingen ließ. In den meisten Freizeitstunden war er auf der Empore zu finden. Der Weg von der Clara-Zetkin-Straße, wo er wohnte, bis zur Nansenstraße war nur mit wenigen Schritten zurückzulegen. Bei Meinel genoss er den ersten Orgelunterricht. Christian Skobowsky war glücklich, wenn er als Jugendlicher in manchen Gottesdiensten die Tasten in Bewegung setzen und als Registrator unentbehrliche „Hilfsdienste“ leisten konnte. „Friedrich Meinel hatte großes Vertrauen. Vor allem in Urlaubszeiten überließ er mir die ,Königin‘ ganz selbständig“, sagte der 43-jährige Christian Skobowsky in einem Gespräch.

Heute kommt er hin und wieder als renommierter Organist aus Ratzeburg nach Potsdam. Spielte er sonst zumeist an dem ihm vertrauten Schuke-Instrument der Erlöserkirche, so hat ihn der Chef des Internationalen Orgelsommers, Matthias Jacob, jetzt gebeten, ein Konzert an der Woehl-Orgel zu geben. Am morgigen Mittwoch wird Christian Skobowskys Platz in der Friedenskirche Sanssouci nehmen. Sein dramaturgisch durchdachtes Programm – es wird sich mit dem biblischen Wort des Lebens musikalisch auseinandersetzen – hält Werke von Messiaen, Guilmant, Brahms, Muffat und Scheidemann parat. Nicht das große und rauschende sinfonische Finale eines Spätromantikers, wie man es heute oft in Orgelkonzerten erlebt, wird zum Ausklang erklingen, sondern das prachtvolle Werk eines frühbarocken Komponisten: „Das Wort ward Fleisch“ von Heinrich Scheidemann. Selbstverständlich erklingt auch Musik von Johann Sebastian Bach. „Er bleibt der ‚Maßstab aller Dinge‘ und der Größte unter den Komponisten“, so Skobowsky. Mit Bach steht ein Kirchenmusiker wohl immer in tiefer Verbindung. Während des Studiums in Dresden und in Halle war es so, während seiner ersten Kantorenstelle an der St. Paulskirche in Schwerin sowie am Freiberger Dom. Fünf Jahre lang, von 2002 bis 2007, war er an diesem beeindruckenden sächsischen Gotteshaus mit seiner lebendigen Kirchenmusik tätig. Mit der weltberühmten Silbermann-Orgel konnte man natürlich besonders gut „Staat machen“. Aber auch die profilierten Kirchenchöre hatten vielfältige Aufgaben in Gottesdiensten und in Konzerten zu bewerkstelligen. „Einer der Höhepunkte war für mich die künstlerische Verantwortung des 82. Bachfestes im Freiberger Dom“, so Christian Skobowsky.

Doch nicht nur Bach gilt sein Interesse, obwohl dessen Musik auf der Silbermann-Orgel besonders authentisch klingt, sondern der gesamten Musikgeschichte. „Für gute Kirchenmusik, egal, wann sie entstand, bin ich immer aufgeschlossen.“ Der Kantor bevorzugt, wenn möglich, Aufführungen mit historischer Musizierpraxis. Auch am Ratzeburger Dom mit ihrer Rieger-Orgel, wo er seit 2007 tätig ist. Vor kurzem führte er dort Claudio Monteverdis „Marienversper“ auf. In der kleinen Inselstadt Ratzeburg, nahe bei Lübeck, hat Christian Skobowsky das vielfältige kirchenmusikalische Geschehen mit eigenen Akzenten längst bereichert.

Christian Skobowsky geht immer wieder gern auf Reisen, auf Konzertreisen. Oder einfach nur mal so, um sich diese oder jene „Königin“ anzuschauen“. Die Neugierde packt ihn. Am liebsten setzt er sich auf die Orgelbank und lässt das Instrument erklingen. Jeder Orgel, auch der kleinsten in einer Dorfkirche, begegnet Christian Skobowsky mit Ehrfurcht. Die Woehl-Orgel in der Potsdamer Friedenskirche hat er bereits im vergangenen Winter während eines Besuchs kennen gelernt und war von ihren vielen Ausdrucksmöglichkeiten begeistert. Nun kann er sie im Konzert nach seinen Vorstellungen hören lassen.

Konzert des Internationalen Orgelsommers am 11. August um 19.30 Uhr in der Friedenskirche Potsdam Sanssouci. Eintritt: 6, ermäßigt 3 Euro

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