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Kultur: Uralte Energie in moderner Ordnung

Kongo Ba Téria aus Burkina Faso gastiert heute bei den Tanztagen

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Kongo Ba Téria aus Burkina Faso gastiert heute bei den Tanztagen „An sich sind Bewegung und Tanz Teil des Alltags der Menschen in Burkina Faso, aber in unserem zeitgenössischen Tanz haben sich unsere Zuschauer zuhause zuerst nicht wiedergefunden“, erzählt Souleymane Badolo, der mit seiner Drei-Mann Kompanie Kongo Ba Téria heute bei den Tanztagen zu Gast ist. Badolo und sein Bühnenpartner Lacina Coulibaly haben in ihrer westafrikanischen Heimat einige Zeit gebraucht, um ihr Publikum von ihrem ganz eigenen Tanzstil zu überzeugen. Sie geben Unterricht und reisen dazu auch in kleine Dörfer, nach Aufführungen wird mit dem Publikum über die Neuerungen diskutiert. Der traditionelle afrikanische Tanz ihrer Region richtet sich nach bestimmten Ereignissen: eine glückliche Ernte, der Tod eines Verwandten, der Geburtstag eines Königs. Es sind Tänze und ganz bestimmte Musik, die jeder kennt. Zum Ramadan ziehen muslimische Jugendliche mit Tiermasken verkleidet tanzend durch die Städte. Die beiden Tänzer machten sich in der zweitgrößten Stadt des früheren Obervolta, Bobo-Dioulasso, von ihnen kurz „Bobo“ genannt, daran, diese traditionellen Formen und Klänge mit den Mitteln des modernen, zeitgenössischen Tanzes zu verlassen. „Unser Anspruch ist es, immer über die traditionellen Formen in Tanz und Musik hinaus zu gehen“, erklärt Badolo. Zu Anfang hatte die Kompagnie hauptsächlich europäisches Publikum, die Afrikaner waren neugierig, weil sie Elemente erkannten, blieben aber distanziert. Souleymane Badolo erzählt, wie in den letzten sieben Jahren Burkina Faso zum Drehkreuz des modernen Tanzes in Afrika geworden ist. Er ist in privaten Theatern, in französischen Kulturzentren und auf dem wichtigen Festival „Dialogue de Corps“ (Körpersprache) zu sehen. „Europäische Choreografen kommen hierher, um traditionelle Formen zu lernen und sich auszutauschen.“ Badolo und Coulibaly kamen so zu ihrer Ausbildung als zeitgenössische Tänzer, nachdem sie bereits die traditionellen Formen studiert hatten. Das Stück Hydu-Bié, das die beiden Tänzer, die zuhause Nachbarn sind, auch choreografierten, handelt vom Einfluss, den ein übersteigerter Individualismus auf Gruppen haben kann. „Zwei sind besser als einer“, könnte der Titel übersetzt heißen. Dazu entwerfen die beiden Tanzdarsteller Bewegungsbilder mit ihren Körpern, die Gewaltausbrüche, Zerreißen und ein wieder Annähern zeigen. Musikalisch hilft ihnen dabei der Dritte im Bunde, Abdoulaye Diabate, mit dem Balafom (einem hölzernen Xylophon vergleichbar) und der Djembe, einer Trommelart. Vordergründig ist die Botschaft keine politische, doch Badolo und Coulibaly machen für die Vereinzelung ihrer heimatlichen Gesellschaft schon europäischen Einflüsse verantwortlich. Eine Ordnung in Einklang jenseits von Krieg und Streit nach dem Vorbild der EU können sie sich auch für Afrika vorstellen, der Wunsch danach durchzieht auch ihr Stück. Die Aufführung von „Kongo Ba Téria“, was „Der große Wald der Freundschaft“ bedeutet, verspricht eine fremdartige Spannung, die entsteht, wenn uralte, kraftvolle Energie auf ordnende Modernität trifft. Die Kompanie, die bereits mehrmals in Europa gastierte, so auch in Düsseldorf und Paris, sucht selbstbewusst keine Vorbilder. „Wir wollen keine Kopien liefern, sondern lieber unseren eigenen Stil entwickeln, indem wir offen für viele Einflüsse sind.“ Matthias Hassenpflug

Matthias Hassenpflug

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