Kultur: Vereinnahmung
Ausstellungen über Kleist im Nationalsozialismus
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Mit der Vereinnahmung des Dichters Heinrich von Kleist (1777-1811) durch die Nationalsozialisten befassen sich zwei Ausstellungen in Neuhardenberg und in seiner Geburtsstadt Frankfurt (Oder). Das teilte die Stiftung Schloss Neuhardenberg am gestrigen Montag mit. Mehr als 300 Exponate wurden in Neuhardenberg zusammengetragen. Unter anderem in Briefen, Bildern und Filmausschnitten werde gezeigt, auf welche Weise, in welchem Ausmaß und aus welchen Gründen eine Vereinnahmung des Dramatikers und Erzählers möglich war und wie sie umgesetzt wurde.
Als Beispiele für den Umgang der Nationalsozialisten mit dem Dichter stehen unter anderem die von Leni Riefenstahl kriegsbedingt nie realisierte Monumental-Verfilmung von Kleists „Penthesilea“ und die Bochumer „Kleist-Festwoche“ 1936. Propagandaminister Joseph Goebbels hatte 1941 zu Kleist notiert: „Was für ein Kerl ist doch dieser Kleist gewesen!“ Gleichzeitig nahmen Widerstand und Exil Kleist als Kronzeuge für ein „anderes“ Deutschland in Anspruch, wie es hieß.
Im Kleist-Museum Frankfurt (Oder) dokumentieren etwa 50 Exponate die Verstrickung der renommierten Kleist-Gesellschaft in die Kulturpolitik der Nazionalsozialisten. Besucher können dort auch die ständige Ausstellung besichtigen, in der anhand von Handschriften, Erstausgaben, Gemälden und Bühnenmodellen über den „unverfälschten“ Kleist informiert werde, hieß es weiter.
Der gebürtige Heinrich Kleist trat 1792 in das Potsdamer Garderegiment ein und nahm am Rheinfeldzug teil. 1799 schied er freiwillig aus dem Dienst aus. Dann studierte er Philosophie, Physik, Mathematik und Staatswissenschaft in Frankfurt/O. 1802/1803 lebte er in Weimar bei Wieland, 1804 trat er in den preußischen Staatsdienst ein. Er wurde 1807 in Berlin als vermeintlicher Spion festgenommen. 1810 gab er die „Berliner Abendblätter“ heraus, die schon kurz darauf wegen Zensurschwierigkeiten eingestellt werden mussten.
Ohne literarischen Erfolg, an menschlichen Bindungen zweifelnd und über die politische Lage verzweifelt, nahm er sich gemeinsam mit der unheilbar kranken Henriette Vogel am Wannsee das Leben. dpa/PNN
Die Ausstellungen werden am 16. August um 11 Uhr in Neuhardenberg und am 17. August um 16 Uhr in Frankfurt(Oder) eröffnet. Sie enden am 23. November.
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