Vor den Toren Potsdams, auf dem Land – im Schloss Kartzow –, regierte an zwei Abenden der Barbier Figaro. Und zwar der von Gioacchino Rossini. Der Italiener hat ihn zum berühmtesten Friseur der Welt gemacht, zum „Barbier von Sevilla“. Und da der vorzügliche Opernkomponist auch ein passionierter Koch war, wurde im Schloss Kartzow für die Gäste ein dreigängiges Menü angerichtet, das zwischen den drei Opernakten serviert wurde. Waren Jan Oliver Henschels Speisekreation und der dazu passende Wein einfach köstlich, so fehlte es aber der Catering-Organisation (Bedienung) noch an Professionalität.
Der Opernbesucher konnte den unteren Bereich des Schlosses in Kartzow bestens kennenlernen. Er musste nämlich seinen Stuhl des öfteren wechseln, denn der „Der Barbier von Sevilla“ treibt in zwei Räumen sein teilweise turbulentes Spiel, damit er Rosina, das Mündel des Doktor Bartolo in die Arme des Grafen Almaviva treiben kann. Und zwischendurch ging es ins Restaurant. Beides gehört m bei den Italien eben zusammen: Speisen und das Musikhören.
Venezianische Sänger und Musiker gaben die Oper mit der mitreißenden Musik Rossinis zum Besten – in einer gekürzten Fassung für Salons des 19. Jahrhunderts. In Venedig, im Palazzo Barbarigo-Minotto, haben Aufführungen von Salonopern eine gute Tradition. Das vierköpfige Ensemble Musica a Palazzo (Klavier, Violine, Viola und Cello) sowie die Sänger Lara Matteini, Rosina, Gabriele Nani, Figaro, Filippo Pina, Graf Almaviva, und Eugenio Leggiadri-Gallani, Bartolo, boten unter der Regie von Patrizia di Paolo ein vergnügliches und oberflächliches Spiel. Man spielte das Stück geradeaus, mit allen erdenklichen Klischees des alten Operntheaters. Man wollte unterhalten. Und das ist schließlich nicht wenig. Nur bei den sängerischen Leistungen gab es hörbare Unterschiede. Wirkte der Tenor Filippo Pinas schon etwas ramponiert und wollte Gabriele Nani die Grenzen des Raumes mit seinem kraftvollen Bariton sprengen, so sangen Lara Matteini und Eugenio Leggiadri-Gallani mit ansprechender Stimmkultur. Das Publikum freute sich an diesem Divertissement und spendete herzlichen Applaus und Bravorufe. Klaus Büstrin
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