Kultur: Viel Musik, wenig Politik Hochschulsommerfest
auf dem Bassinplatz
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Seit Ende Mai warb das „Festival contre le racisme“ bei verschiedenen Veranstaltungen in Potsdam für Toleranz und bezog aktiv Stellung gegen Fremdenfeindlichkeit. Ausstellungen, Konzerte und Vorträge standen auf dem Programm des ursprünglich aus Frankreich stammenden Festivals. Als Abschluss und Höhepunkt stand das Hochschulsommerfest am Samstag auch noch einmal unter diesem Motto. Und es wurde groß aufgefahren. Das Wetter spielte bestens mit, also optimale Voraussetzungen für eine WM-Alternative an der sonnengewärmten Luft.
Zum zehnten Mal findet das Hochschulsommerfest, organisiert von den Allgemeinen Studierendenausschüssen der Universität und Fachhochschule Potsdam nun schon statt. Im letzten Jahr wurden die Studierenden aus der Innenstadt verdrängt und mussten quasi „draußen vor dem Tore“, am Neuen Palais, feiern. Jetzt konnte man sich das Zentrum zurückerobern. Der Bassinplatz wurde Tummelplatz für Studenten, Schüler, aber auch viele junge Familien, die die entspannte Atmosphäre auf dem Fest genossen. Dabei sah es lange so aus, als ob das Fest wegen der Lärmfrage doch wieder extern stattfinden müsste. Doch Elona Müller, die Beigeordnete für Soziales, Jugend, Gesundheit, Ordnung und Umweltschutz stellte klar: „Unsere Stadt braucht das Flair junger Leute, sie braucht studentisches Leben.“ So gab es ein erbittertes Hickhack um die den Lärmschutz betreffenden Auflagen, mit dem Ergebnis, dass um 22 Uhr die Lärmbremse gezogen werden musste.
Am Nachmittag sieht die Szenerie noch reichlich unbelebt aus. Versplitterte Grüppchen sonnen sich dort, wo sonst Skater und Inliner ihre Runden drehen. Auf den Wiesen um die Bühne wird gepicknickt oder gedöst, während sich auf der Bühne ein Junge mit Akustikgitarre wacker und zumeist ungehört durch seine Lieder schlägt. Mit „Jig Stream“ und „Fosbury Flop“ wird es anschließend etwas lebendiger auf und vor der Bühne. Am Rand stellen sich neben den Bratwurst- und Bierständen auch einige Aktionsstände vor. Da geht es gegen Studiengebühren, für die Erleichterung der Einbürgerung und gegen Abschiebungen.
Wie auch im vergangenen Jahr wird ein gezielter Standpunkt verfehlt und im Wust der Aktionen und Unterschriftenlisten fragt man sich, was das Ganze denn jetzt eigentlich mit Rassismus zu tun hat. Am Abend werden die Namen auf der Bühne prominenter. Markus, Politikstudent an der Uni Potsdam, ist nur wegen der „Mediengruppe Telekommander“ gekommen. Von der politischen Komponente habe auch er im Vorfeld nichts mitbekommen. Wenig später sieht man ihn in der ersten Reihe, wo er wie besessen den Körper zu den Elektropunk-Klängen schüttelt.
Richtig eng wird es dann als „Stereo Total“ die Bühne entern. Das Berliner Duo mit der entzückenden Françoise Cactus hat keine Probleme, die Zuschauer sofort in ihren Bann zu ziehen und an ihre Lippen zu binden. Bettina Erfurt vom AStA der Uni Potsdam ist zufrieden mit der Resonanz: „Die Atmosphäre ist super und die Bands machen eine tolle Stimmung“, resümiert sie. Es muss eben nicht immer Fußball sein. Und wer sich am Samstag für den Bassinplatz entschieden hatte, wurden mit einem relaxten, sehr gut besuchten Sommerfest belohnt.
Christoph Henkel
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