
© Andreas Klaer
Viele Lesungen und Workshops abgesagt: Brandenburg streicht Förderung für Schulprogramm der Lit:Potsdam
Potsdams Literaturfestival hat überraschend keine Förderungszusage für sein Schulangebot erhalten. Die Zukunft des Programms ist ungewiss.
Stand:
Das Schulprogramm der diesjährigen Lit:Potsdam fällt dieses Jahr deutlich kleiner aus als geplant: Nachdem das Literaturfestival bisher durchgängig durch das Brandenburger Bildungsministerium unterstützt worden war, wurde der Förderantrag über 15.000 Euro im Februar überraschend abgelehnt.
Von den rund 35 in diesem geplanten Lesungen und Workshops mit bekannten Autorinnen und Autoren können nur zehn umgesetzt werden. Zuletzt hatten mehr als 1000 Schülerinnen und Schüler von der Grundschule bis zur berufsbildenden Schule in Potsdam und Umgebung daran teilgenommen.
„Man hat uns mitgeteilt, dass man mehr Schulen und Formate im Land fördern will, weniger die Stadt Potsdam“, so Marianne Ludes, Vorstandsvorsitzende des Veranstaltervereins lit:pots.
Die verbleibenden zehn Veranstaltungen müssen nun aus Vereinsmitteln und Spenden realisiert werden: Dafür hat der Verein einen Spendenaufruf gestartet. Die Mittel deckt das zwar nicht komplett, doch pro Patenschaft über 350 Euro kann eine weitere Veranstaltung umgesetzt werden.
„Es fiel mir am schwersten, Kollegen und Kolleginnen absagen zu müssen“, sagt Martin Klein, Kurator des Kinder- und Jugendprogramms. „Ausgerechnet im zehnten Jahr des Programms empfinde ich das als unschönen Kontrapunkt dazu.“
Es habe viele tolle Momente in den vergangenen Jahren gegeben. Manchmal wünsche sich eine Schule vorab eine bestimmte Autorin oder einen bestimmten Autor. Die Kinder und Lehrerschaft der Lindenhof-Grundschule etwa hätten es kaum glauben können, als der „Zauberkugel“-Autor Stefan Gemmel wirklich zu ihnen kam. „Das war für sie so ähnlich wie wenn Messi im Karli spielte.“
„Die Ablehnung bedeutet keine inhaltliche Wertung des Projektes“, so Alexander Engels, Sprecher des Bildungsministeriums. Laut ihm seien die verwendeten Corona- und Lottomittel der letzten Jahre ausgelaufen. Der diesjährige Etat für „schulische übergreifende Themen“ reiche nicht für alle beantragten Projektwünsche aus.
„Dieses Format ist nach meiner Wahrnehmung das einzige literarische Format, das alle – unabhängig von ihrer sozialen oder ethnischen Zugehörigkeit – erreicht“, sagt Klein. Es sei eine Nachwuchsförderung im doppelten Sinn: Einerseits werde Spaß am kreativen Schreiben geweckt und andererseits hätten die Literatinnen und Literaten so auch in zwanzig Jahren noch Publikum.
„Wenn sich keine andere Förderungssituation abzeichnet, müssen wir leider im nächsten Jahr das Kinder- und Jugendfestival einstellen“, so Veranstalterin Marianne Ludes. „Wir können es so nicht planen. Anders als bei dem Erwachsenenprogramm erzielen wir dabei ja keine Einnahmen.“
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