zum Hauptinhalt
Die Potsdamer Tanzkompanie Oxymoron.

©  promo

Von Klaus Büstrin: Vielfalt bei Werkschau

Zum 5. Mal veranstaltet das T-Werk am Samstag die Lange Nacht der Freien Theater

Stand:

Bernhard Geffke ist auch dabei. In „Gehen Bleiben“. Der Schauspieler spricht in der szenisch-musikalische Lesung aus Tagebüchern des aus Dresden stammenden jüdischen Gelehrten Victor Klemperer. Trotz Bedrohung und Verfolgung durch die Nationalsozialisten blieb der Romanist in seiner Wohnung und notierte akribisch seine Tagesabläufe und Erfahrungen. Der Monolog, der von dem Posaunisten Jörg Huke begleitet und kommentiert wird, ist eine Produktion des theaters ’89. Bernhard Geffke ist Mitglied dieser Theatergruppe, die in Berlin sowie in Niedergörsdorf bei Jüterbog ihre Spielstätten hat. Er war jahrelang am Hans Otto Theater engagiert und gehörte zu den wichtigsten Protagonisten der Potsdamer Bühne. In einer Kritik zu der Inszenierung „Gehen Bleiben“ heißt es: „Bernhard Geffke spielt den Monolog mit äußerster Konzentration und minimalen darstellerischen Mitteln ... Ein großer Abend“

Zehn freie Theater, die im Land Brandenburg beheimatet sind, werden sich an der Werkschau am kommenden Samstag beteiligen. „Es ist bereits das fünfte Mal, dass wir T-Werk-Leute die fünfstündige ,Lange Nacht’ an drei Spielstätten in der Schiffbauergasse organisieren“, sagt Jens-Uwe Sprengel vom T-Werk. „Wiederum wird man ganz unterschiedliche Spielformen des Theaters erleben, vom Schauspiel, Figuren-, Objekt- und Clownstheater bis zu Musik und Tanz. Das Treffen gibt zugleich auch einen Überblick über die reiche Vielfalt von Freien Theatern im Land.“ Natürlich bedeutet solch eine Veranstaltung auch Werbung für die Theater, denn dafür ist ihr Etat sehr gering beziehungsweise gleich Null. Aus der Prignitz, aus Frankfurt (Oder), Gebersdorf bei Dahme, Brandenburg (Havel) und aus Potsdam kommen die Ensembles, um in der „Langen Nacht“ dabei zu sein. Leider wird jedoch das T-Werk keine eigene Produktion vorstellen, „da unsere kleine Mitarbeiterschar bei solch einem Treffen ganz intensiv mit den Vorbereitungen beschäftigt ist“, bemerkt Jens-Uwe Sprengel.

Aber aus Potsdam, die wohl die größte Dichte an Freien Theatern im Land aufweist, sind vier Ensembles mit von der Partie. Die Tanzkompanie Oxymoron wird die „Lange Nacht“ mit ihrer neuen Produktion „I wanna die for you“ eröffnen – ein Stück über das Warten, vielleicht über das Warten auf die Liebe. Das Besondere an der Arbeit von Oxymoron ist die Mischung verschiedener Tanzgenres mit Schauspiel, Musik und Videos.

Das theater marameo sowie das Poetenpack geben einen Einblick in ihr diesjähriges Sommertheater-Programm, das sich vor allem mit klassischen Texten beschäftigt. Marameo will Moliéres berühmte Komödie „Tartuffe“ spielen und das Poetenpack bereitet das weniger bekannte Stück „Verlorene Liebesmüh“ von William Shakespeare vor. Eine ihrer erfolgreichen Inszenierungen – die „Vagina-Monologe“ von Eve Ensler – bringt die semi-professionelle Stadt-Spiel-

Truppe von der Bühne des Theaterschiffes auf die des T-Werks.

Mit einer Vorschau auf Künftiges wartet auch das event theater der Stadt Brandenburg auf, mit „Viva Verdi“ – ein Abend, der Musikalisches und Kulinarisches verspricht. Mit einer sehr ernstenAngelegenheit beschäftigt sich indes das Theater des Lachens aus Frankfurt (Oder). Bei ihnen geht es um eine uralte Geschichte, um die von Medea, die aus Rache an ihrem Mann Jason, der sie verlässt, ihrer beider Kinder tötet. Die Frankfurter gestalten die Stückfassung unter Verwendung des Textes von Christa Wolf.

Die Theaterspedition, eine Wanderbühne aus der Prignitz, macht sich ebenfalls in die Landeshauptstadt auf, um ihre Tanzperformance „iron breath“ vorzustellen, ebenso die „flunker produktionen“ aus Gebersdorf bei Dahme, die mit einem Popkonzert das Lange-Nacht-Publikum wachhalten möchte. Eine halbe Stunde vor Mitternacht tritt The Fiery Love Affaire mit einem Feuertheater auf, in dem getanzt und gestritten, geflirtet und geküsst wird. Sicherlich, ein sinnlicher Abschluss.

Lange Nacht der freien Theater, 19 bis 24 Uhr, T-Werk, Schiffbauergasse, Eintritt: 12 Euro, erm. 8 Euro, Schüler 6 Euro, Kartentelefon: 0331/719139.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })