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Die restaurierte Königin Luise-Büste, ein Nachguss von 1899.

© Manfred Thomas

Kultur: Vom Goldlack befreit

Restaurierte Luise-Büste fürs Potsdam-Museum

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Mit majestätischer Grazie und aufreizendem Dekolleté wird künftig der Besucher des Potsdam-Museums begrüßt. Eine restaurierte Büste von Königin Luise erhält am 16. Juni im Kassenraum der Benkertstraße 3 ihren Platz. Sie wird parallel zur Ausstellungseröffnung „Grüße aus Potsdam“, die Militärpostkarten von 1870 bis 1940 präsentiert, aufgestellt.

Die in schwarzem Marmor glänzende holde Schönheit entstand nach dem Originalmodell der bekannten Prinzessinnengruppe, die Schadow 1798 in weißem Marmor im Auftrag der Krone formte. Die hundert Jahre später angefertigte Kopie zeigt indes nur den Kopf Luises. Ihr mit weich fließendem Stoff anmutig gepriesener Körper wurde ebenso wie Schwester Friederike aus der Darstellung verbannt. Diese gestern vom Museumsförderverein an das Potsdam-Museum übergebene Büste sei keine Rarität. „Es wurden von dem 1,72 Meter lebensgroßen Doppelstandbild die verschiedensten Büsten in den verschiedensten Materialien angefertigt: in Marmor, Porzellan oder eben Bronze“, sagte Museums-Direktorin Jutta Götzmann. Schließlich sei Luise Kult gewesen. Auch in bürgerliche Haushalte gelangten geklonte Königin-Büsten. Wie eine dieser Luisen in den Besitz der Potsdamer Familie gelangte, die jetzt die Skulptur dem Museum schenkte, ist nicht bekannt. Die Familie will ungenannt bleiben, verwahrte die Büste aber über Generationen in ihrer Hand.

Jedenfalls fanden sich im Museums-Förderverein sieben Sponsoren, die die Restaurierung des Kopfes, der mit einer dicken Schicht Goldharzlack überzogen war, finanzierten. Warum der Kopf lackiert wurde, sei unklar. Vielleicht eine Modeerscheinung, vielleicht, um den kostbaren Marmor zu kaschieren, mutmaßen die Museumsleute. Die versierte „Kopf-Wäsche“ kostete jedenfalls eine Summe im dreistelligen Bereich. Mehr wollte Vereinschef Markus Wicke nicht preisgeben. Hauptspender Reinhard Buddeweg, ein in Potsdam wohnhafter Jurist und Maler, griff jedenfalls nicht aus Ehrerbietung für die Königin tief in die Tasche, sondern aus Interesse für das Potsdam-Museum. „Wer weiß überhaupt, was an dem ganzen Gerede über Luise wahr ist und was nicht. War sie wirklich die führende Kraft in der Ehe mit Friedrich Wilhelm III.? Was sagte sie tatsächlich bei ihrem Treffen mit Napoleon?“ Er jedenfalls halte nichts von Legenden.

Dafür half er mit, dass es in der künftigen Dauerausstellung im Alten Rathaus ein Luise-Eckchen geben wird mit der Büste als wohl prominentestes Exponat. Objekte, die nachweislich aus dem Besitz der Königin stammen, habe das Museum bislang nicht. Nur etwas aus dem Kontext ihres Mythos’, so Jutta Götzmann. Dazu gehört ein kleines Gemälde vom Schloss Paretz, der Nachbau eines Zimmers des Schlosses und ein Fächer mit den Porträts der Schwestern von 1797.

Die etwa 50 Zentimeter hohe Büste wurde von der Bildgießerei Hermann Noack in Berlin nach dem Schadow-Original gefertigt, wie ein Stempel des in der vierten Generation arbeitenden Familienbetriebes ausweist. „Diese Gießerei hatte damals engen Kontakt zu den Künstlern der Berliner Sezession und berühmte Bildhauer wie Georg Kolbe ließen dort ihre Plastiken abformen“, so Götzmann.

Der Gemahl Luises wäre sicher entsetzt gewesen, würde er den Kopf seiner Gattin im Kassenraum stehen sehen. Er empfand die Darstellung der Schwesterngruppe als allzu freizügig und verfrachtete die Schadow-Statue mit den Worten „ist mir fatal“ an einen geschützten Ort, gesichert vor dem Blick der Öffentlichkeit. Auch wenn der grazile Körper fehlt, allein dieses Dekolleté: Fatal, fatal. Aber sehr hübsch anzusehen. Heidi Jäger

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