Ein „Hallo“ hier, ein „Guten Tag“ dort: Man kennt sich in der Stadt. Kein Entrinnen in die Anonymität. Man stößt zwangsläufig bei jeder Vernissage, jedem Konzert, jedem Theaterstück auf fast immer die gleichen Leute. Und so weiß auch jeder über jeden immer wieder etwas zu berichten. Die einen genießen diese Vertrautheit und fühlen sich in der Beschaulichkeit geborgen. Die anderen finden diese Nähe erdrückend und spießig und fliehen ins nahe Berlin. Nun also das Jahresthema „Provinz und Metropole“, das uns durch das Kulturland Brandenburg angetragen wird. Auch wenn manche nur müde darüber lächeln, scheint es unter Künstlern durchaus Neugierde zu erregen. Stärker als beim Thema Wasser, in das sie mehr oder weniger begeistert hineinsprangen, weil es nur so Fördergelder gab, scheint jetzt der Inhalt mehr zu provozieren. Denn allein bei der Betrachtung Potsdams scheiden sich die (Frei)Geister. Sind wir nun Provinz oder Metropole? Schaut man auf jüngste Diskussionen fühlt man sich an Provinzpossen einer Kleinstaaterei erinnert: Jeder verwaltet sein übersichtliches Reich wie ein König. Und nur wenn ein Promi den Mund weiter aufmacht als andere und mit Abstrafung droht, kommt Bewegung ins Spiel. In der Kultur gibt es wiederum Leuchttürme, die selbstbewusst bis in die Hauptstadt hinüberfunkeln und sich durchaus mit metropolischen Ansprüchen messen lassen. Ja, und auch bei den Einwohnern gibt es solche und solche. Während in der Berliner Vorstadt bei Canapés und Sekt vornehm „gesmalltalkt“ wird, geht es einen See breit weiter hemdsärmliger zur Sache, werden beim Bauernfrühstück Karten gekloppt.
Provinz oder Metropole – Potsdam hat von allem etwas. So wie es jeder mag. Also grüßt man freundlich weiter – oder steigt in die S-Bahn.
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