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Kultur: Von Dachböden und aus dem Altpapier Vergessene Liebesbriefe

im Literaturbüro gelesen

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Es sind die Worte fremder Menschen, die Robert Weber und Falko Hennig vor dem Vergessen gerettet haben. Worte, selbst wenn sie vor 100 Jahren geschrieben wurden, die uns irgendwie bekannt vorkommen, uns nah sind, weil sie immer um die Liebe kreisen. „Ohne Dich ist alles Staub. Vergessene Liebesbriefe aus hundert Jahren“ heißt das Buch von Weber und Hennig, in dem sie solche Briefe versammelt haben. Am Sonntag, dem 17. Februar, stellen die beiden ihre Briefsammlung, die sie von Dachböden und aus Kellern, von den hintersten Winkeln der Flohmärkte und selbst aus dem Altpapier zusammengesucht haben, in der Villa Quandt vor. Ihre Lesung ist gleichzeitig der Auftakt der diesjährigen Veranstaltungsreihe des Brandenburgischen Literaturbüros.

Zehn Lesungen bietet das Team um Geschäftsstellenleiter Hendrik Röder im ersten Halbjahr an. Neben Autoren, die schon als Stammgäste beim Literaturbüro bezeichnet werden können, wie Harald Martenstein, der im Mai sein neues Buch „Romantische Nächte im Zoo“ vorstellen wird, und der Amerikaner David Vann, der mit seinem Roman „Dreck“ nach Potsdam kommt, sind auch neue Autoren zu entdecken.

Im Fischer Verlag erscheint Ende Februar mit „Der Himmel auf ihren Schultern“ der erste Roman von Sergej Lebedew auf Deutsch. Ein Roman, der eine Generationensgeschichte erzählt, die in ähnlicher Form gerade in Deutschland immer wieder Thema in der Literatur war und ist. Erst nach dem Tod seines Großvaters erfährt der Erzähler, dass dieser im stalinistischen Russland Kommandant eines Gefangenenlagers war. Der Enkel, der seinen Großvater vergötterte, fragt sich nun, wie der all die Jahre mit dieser Vergangenheit leben konnte und taucht auf seiner Suche nach Antworten immer tiefer in die Geschichte des Gulag ein, des mörderischen Repressionssystems aus Zwangsarbeitslagern, Straflagern, Gefängnissen und Verbannungsorten. Für Röder ist Lebedew, der 1982 in Moskau geboren wurde, ein Beispiel für junge Autoren, die sich wie in Deutschland auch mit der verbrecherischen und mörderischen Vergangenheit in ihrem Lande beschäftigen und sich auch an Beispielen aus den eigenen Familien mit der Problematik von Opfer und Täter auseinandersetzen.

Neben der Literatur, die das Programm des ersten Halbjahres prägt, stehen auch wieder Sachbücher auf dem Programm. Ende Mai spricht Hans Pleschinski über Herzog Emmanuel Herzog von Croÿ und dessen geheimes Tagebuch, in dem er das politische, gesellschaftliche, private und höfische Leben in Frankreich und Deutschland des 18. Jahrhunderts beschreibt. Anfang Juni wird Frank Lorenz Müller, Professor für Neuere Geschichte an der schottischen Universität St. Andrews, sein Buch „Der 99-Tage-Kaiser. Friedrich III. von Preußen – Prinz, Monarch, Mythos“ vorstellen.

Einen Ausblick gibt Hendrik Röder dann noch in das zweite Halbjahr: Am 26. August soll in der Villa Quandt die zweite Auflage von „Brandenburg liest“ stattfinden, die reduzierte Fassung der Brandenburgischen Literaturnacht, die jahrelang mit dem Hans Otto Theater zusammen veranstaltet wurde, nun aber aus finanziellen Gründen in dem Umfang nicht mehr durchgeführt wird. Dirk Becker

Weitere Informationen zu den Lesungen unter www.literaturlandschaft.de

Dirk Becker

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