Kultur: Von der wunderbaren Leichtigkeit des Seins
Fotografien, Collagen und Objekte Aleksandra Konevas in der Friedrich-Naumann-Stiftung Babelsberg
Stand:
Fotografien, Collagen und Objekte Aleksandra Konevas in der Friedrich-Naumann-Stiftung Babelsberg Unter dem Motto „durchlässig“ zog mit der Ausstellung von Fotografien, Collagen und Objekten Aleksandra Konevas erstmalig auch die Kunst in den offenen, transparenten Neubau der Friedrich-Naumann-Stiftung in Babelsberg ein. Mit der Ausstellung zeitgenössischer Künstler setzt die Stiftung eine Tradition fort, die in den 80er und 90er Jahren in Königswinter mit Ausstellungen zeitgenössischer Künstler begründet wurde. In ihrer Premierenschau im lichtdurchfluteten Bau des Architekten Diethelm Hoffmann, der in den vergangenen Jahren als Replik auf das benachbarte geschichtsträchtige Truman-Haus entstand, hat die Stiftung in Kooperation mit der Galerie SandmannBerlin eine Künstlerin in den Mittelpunkt gestellt, die mit Sicherheit noch viel von sich reden macht. In Cimkent, einem kleinen Ort bei Taschkent 1972 geboren, wuchs Aleksandra Koneva in Leningrad auf. Die unbeschwerten Momente ihrer Kindheit hat das Mädchen in den Sommermonaten in der weiten Steppe Kasachstans erlebt. Dort, auf dem Hof der Großeltern, kam es mit den anderen Kindern aus der zahlreichen Verwandtschaft zusammen, vergnügte sich beim Spiel und der gemeinsamen Gartenarbeit und nicht zuletzt beim Vorlesen aus einem dicken Märchenbuch. Aleksandra Konevas künstlerische Kraft und Originalität wurzeln zu einem Gutteil in eben dieser Mischung aus Ursprünglichkeit und märchenhafter Vorstellungswelt, die sie als Kind mit allen Sinnen in sich aufnahm und die ihre Phantasie seither nachhaltig beflügelt. Mit überbordender Vorstellungskraft, einer gesunden Neugier und Entdeckungslust geht die junge Künstlerin, die auch einmal davon geträumt hatte, Balletttänzerin oder Musikerin zu werden, mit beinahe traumwandlerischer Sicherheit ihren höchst individuellen Weg. Durch ihr Studium der Kunstpädagogik in St. Petersburg, das Aleksandra Koneva 1996 mit dem Diplom beendete, war die junge Künstlerin über ein Gastsemester an der renommierten Düsseldorfer Kunsthochschule bei Prof. A. R. Penck erstmalig auch nach Deutschland gelangt. Als im Sommer 1995 der Reichstag unter der Verpackung Christos versank, lernte Aleksandra Koneva in Berlin die Liebe ihres Lebens kennen. In dem siebenteili-gen Bildzyklus „Berliner Album“, der 2003 entstand, hat sie dieser Liebesbeziehung ein höchst persönliches Denkmal gesetzt. „Schöneberger Täubchen“ hat sie ihre Materialcollage getauft, auf dem sie sich und ihren frisch getrauten Ehemann vor einer pinkfarbenen Kulisse des Schöneberger Rathauses ins passende Licht gerückt hat. Nicht ohne Selbstironie und erst recht nicht ohne Humor geht die Künstlerin an ihre Themen ran. Als „Schlossherren“ im Königsornat vor der Kulisse des Charlottenburger Schlosses oder als „Ehrenwache“ im Hasenkostüm vor der Siegessäule lässt Koneva sich und ihren Mann im „Berliner Album“ posieren. Der selbe Humor spricht aus der dreiteiligen Fotoarbeit mit dem Titel „Dir geht''s gut - mir geht''s gut - uns geht''s gut“, die sich möglicherweise als liebevoll-ironischer Kommentar zur deutschen Wahlheimat der Künstlerin deuten lässt. Die Gliederung der Ausstellung folgt ebenfalls dem Prinzip der Dreiteiligkeit. Dem „Berliner Album“ im Erdgeschoss setzt die bis heute zwischen Berlin und St. Petersburg frei pendelnde Künstlerin im Untergeschoss einen St. Petersburg gewidmeten Teil und oben einen „Fantasieraum“ entgegen. Im Petersburger Ausstellungsteil sticht u. a. die Fotoserie „Petersburger Füllhörner“ ins Auge, in der Koneva auf witzige und zugleich poetische Weise die barocke Prachtarchitektur der Zarenzeit paraphrasiert. Ironie, Poesie und der spielerische Umgang mit Materialien, der Federn, bunte Steine, Haare und Fotografien als gleichwertige Ausdrucksmittel in die meist collagierten Arbeiten einbezieht, verleihen Konevas Bildern und Objekten eine Präsenz, die kaum einen Betrachter unbeteiligt lässt. In der Tat fanden die Arbeiten der unprätentiösen Künstlerin bereits bei der Vernissage Anklang. Aleksandra Konevas Bildsprache ist durch und durch authentisch und dabei getragen von einer Leichtigkeit und inneren Freiheit, an der jeder teilhaben kann. Almut Andreae Öffnungszeiten (bis zum 30. April): Mo-Fr17 bis 19 Uhr, Sa/So 10 bis 18 Uhr. Im Neubau der Friedrich-Naumann-Stiftung, Karl-Marx-Straße . Die ausgestellten Werke stehen zum Verkauf.
Almut Andreae
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