Von Klaus Büstrin: Von gegenseitigem Respekt
Friedrich der Große und Fürst Joseph Wenzel von Liechtenstein im Vortrag über Militär und Kunst
Stand:
Das Liechtenstein Museum ist eines der ersten Adressen Wiens in Sachen Kunst. Im Jahre 2004 wurden die fürstlichen Sammlungen nach 65 Jahren wieder für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Sie gelten als die bedeutendste Privatsammlung der Welt. Dr. Johann Kräftner ist ihr Direktor und ein Fachmann ersten Ranges. Am Montag Abend war er in Potsdam und hielt im Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte (Kutschstall) einen Vortrag. Sein Thema: Militär und Kunst. Zu den Beziehungen zwischen Brandenburg-Preußen und Liechtenstein.
Einladende waren die Liechtensteinische Botschaft Berlin und die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg. Auch die Fördergesellschaft für den Wiederaufbau der Garnisonkirche e.V. lud zu dieser gut frequentierten Veranstaltung ein.
Anfang des Jahres besuchte der Botschafter des Fürstentums, Prinz Stefan von Liechtenstein, die ständige Ausstellung zur Geschichte der Garnisonkirche in der Breiten Straße. Während eines Gesprächs wurde die Idee geboren, die Beziehungen Brandenburg-Preußens zu Liechtenstein in einem Vortrag näher zu beleuchten. Die Initiative ging von Manfred Stolpe aus
Liechtenstein. 1719 wurde es zum Reichsfürstentum erhoben. Es wurde damit ein selbstständiges Staatswesen. Etwa 33000 Einwohner zählt man heute in dem kleinen Land, das 40 Kilometer vom Bodensee entfernt liegt. Eine florierende Wirtschaft ist in dem kleinen Fürstentum zu finden. Berühmt sind seine Banken geworden, die vor wenigen Jahren aber eine umstrittene Rolle innerhalb europäischer Geldgeschäfte spielte. Aber davon war natürlich bei Kräftner keine Rede. Doch dass die Liechtensteinische Fürstenfamilie mit Finanzen reich gesegnet war und ist, schon. Denn schließlich gehört sie zu den fleißigsten Kunstsammlern seit der Barockzeit. Allein die Gemäldesammlung umfasst mehr als 1600 Bilder, fast alles Spitzenwerke. Bis 1938 lebten die Fürsten von Liechtenstein in Wien und Mähren. Sie nahmen wichtige Funktionen in Militär und Diplomatie der Habsburger Monarchie wahr und verwalteten ihren umfangreichen Besitz in Niederösterreich, Böhmen und Mähren. Erst 1938 nahm Fürst Franz Josef II. seinen Wohnsitz in Liechtenstein.
Einer der leidenschaftlichsten Käufer von Kunst war Joseph Wenzel von Liechtenstein (1696-1772). Als hoher Militär und Botschafter Österreichs in Berlin und Paris pflegte er enge Beziehungen zur habsburgischen Kaiserfamilie. Auch Friedrich der Große schätzte Joseph Wenzel. Der Briefwechsel zwischen dem preußischen König und dem Fürsten von Liechtenstein war von gegenseitigem Respekt geprägt, schon allein wegen des beiderseitigen Kunstinteresses. Doch auch als die Habsburger und die Preußen sich Kriege lieferten, bekundete Friedrich seine Achtung vor Joseph Wenzel. „Die österreichische Artillerie ist vorzüglich, sie macht Liechtenstein alle Ehre“, soll Friedrich der Große gesagt haben. „Fürst Joseph Wenzel hat die österreichische Artillerie reformiert. Er steckte viel privates Geld in den Bau qualitätsvoller Kriegsgeräte“, sagte Johann Kräftner. Im Jahre 1766 erhielt der Fürst ein Geschenk vom preußischen König, ein KPM-Service. Dazu die Kommentierung Friedrichs: Freundschaft darf nicht so zerbrechlich sein, wie das Porzellan.“ In den Kunstsammlungen Liechtensteins befinden sich übrigens zwei Porträts Friedrichs II.
Ein neues Kapitel der Beziehungen zwischen Preußen und Liechtenstein wurde erst 100 Jahre nach dem Tod Joseph Wenzels wieder aufgeschlagen, von dem ebenfalls kunstliebenden Fürsten Johann II. (1840-1929). Angeleitet beim Sammeln wurde er von dem renommierten Berliner Kunsthistoriker Wilhelm von Bode, aus dessen Hand 1896 der erste illustrierte Katalog der Galerie herauskam.
Gerade in dem Austausch von Ausstellungen und Kunstwerken kann es zwischen den Liechtensteinsichen Sammlungen und den Preußischen Schlössern und Gärten noch so manche Idee voran getrieben werden, wünschen sich Johann Kräftner und Hartmut Dorgerloh, Generaldirektor der Schlösser und Gärten. Und warum sollte die Fördergesellschaft gar für den Wiederaufbau der Garnisonkirche nicht mit der Unterstützung Liechtensteins rechnen?
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: