Kultur: Von gläsernen Häusern und paradiesischen Gärten
Arbeiten aus den Kursen und einem Projekt der Kunstschule Potsdam in der Sanssouci-Turmgalerie
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Arbeiten aus den Kursen und einem Projekt der Kunstschule Potsdam in der Sanssouci-Turmgalerie Von Götz J. Pfeiffer Die Gartenlaube. Kleingärtner und Datschenbesitzer einmal ausgenommen, gilt sie wohl den wenigsten als angenehmer Ort und Ruhesitz abseits von geschäftigem Treiben. Und auch der Paradiesgarten, im Gefüge welcher Religion auch immer, ist zwar häufig im Gespräch – aber wie sieht es dort eigentlich aus? Trotzdem – oder vielleicht gerade deshalb – hat sich die Kunstschule Potsdam der beiden Themen in einem einwöchigen Jugendkunstprojekt und mehreren Kursen in ihren Räumen im Rathaus Babelsberg angenommen. Dabei ging man stets vom diesjährigen Thema „Landschaft und Gärten“ des Kulturland Brandenburg e.V. aus. Bereits Ende Juni beschäftigten sich Jugendliche aus Brandenburg, Polen undDänemark während eines internationalen Jugendkunstprojektes im Park vonSchloss Siethen unter dem Thema „Die Gartenlaube - Refugium im weiten Feld“ mit diesem besonderen Ort in der Landschaft. Als künstlich geschaffener Platz von abgrenzender Intimität sollte er der natürlichen, gewachsenen Umgebung entgegen gesetzt werden. Man meine damit auch, so die Kunstschule, die „geistige Dimension“ von Intimität und Offenheit: „Toleranz und Weltoffenheit benötigen den intimen Ort der Selbstbesinnung und Sammlung“. Da verwundert nicht, dass die in der Turmgalerie gezeigten architektonischen Modelle nicht als Fluchtburgen im abgezirkelten Laubenpieper-Design daher kommen. Futuristisch wirken die durchsichtigen Gebilde aus Plexiglas. Offen nach allen Seiten sind sie und verheißen Einblicke und Aussichten, integrieren hier ein Studienzimmer mit Buch, ragen dort turmhoch auf, um mit schwankender Antenne zu senden und zu empfangen. Ähnlich einnehmend wirken die übermannshohen Tafeln, die mit wenigen floralen, auf einfache Formen abstrahierten Motiven geschmückt sind. Im Park von Siethen umschlossen diese doppelseitigen Stellwände kleine Inseln der Ruhe. Wortspielerisch waren sie dort „Stell-dich-ein“ betitelt – eine schöne Einladung. Die Arbeiten aus den Kunstschulkursen bieten für diese Raumgebilde gleichsam die gärtnerische Umgebung. Vom Kinderkurs am Mittwoch unter Peter Bause steuerten die Fünf- bis Achtjährigen in einer Gemeinschaftsarbeit papierne Reliefs von Adam und Eva im verlorenen Paradies bei, mal mit schmückenden Blumen oder Getier, mal mit der listig lauernden Schlange. Der Mal- und Zeichenkurs von Monika Olias brachte „Paradiesesinseln“ und florale Textilcollagen hervor, während Christa Panzners Kinderkurs Pläne vom Park am Entensee oder Grundrisse vom Neuen Garten beitrug, in zeitgenössischem Gewand mit Stanniolpapier der leckersten Pralinen für die schönsten Orte. Wie unverkrampft heiter und in ihrer Naivität berückend die Arbeiten der Kinder sind, zeigt sich angesichts der ernsteren Material-Collagen aus dem Mal- und Zeichenkurs für Erwachsene von Christa Panzner und auch bei den keramischen Produkten, die unter Leitung Birgit Krenkels entstanden. Dabei nehmen gerade letztere mit der Nachbildung eines Brunnens oder der Laubengänge bei Schloss Sanssouci zweifellos stärkeren Bezug auf den historischen Ausstellungsort. Ihn nach anderthalbjährigem Dornröschenschlaf wieder belebt zu haben, ist ein Verdienst der Ausstellung, die sich der Sympathie von Stiftungsdirektor Hartmut Dorgerloh sicher sein darf. Und da er befürwortet, wie Saskia Hüneke von der Stiftung hervorhob, dass sich in Schlössern und Gärten alte und zeitgenössische Kunst begegnen solle, wird dies wohl nicht die letzte Ausstellung neuerer Arbeiten an diesem oder einem anderen historischen Ort gewesen sein. Doch zuvor eröffnet die Kunstschule bereits am 17. September im Rathaus Babelsberg ihre nächste Ausstellung mit weiteren Arbeiten aus dem Internationalen Jugendkunstprojekt. Es sollen fotografische Dokumentationen der ortsfesten Arbeiten gezeigt werden, Fotos einer 170 Quadratmeter großen Fassadenmalerei, von allegorischen Pflanzenbildern und Installationen aus Wollfäden. Mit den gleichzeitig ausgestellten Arbeiten aus den laufenden Kursen zur Zahl 13 feiert die Kunstschule an diesem Tag ihr 13-jähriges Jubiläum. Wie gut, dass dies zwar an einem Freitag, nicht aber an einem 13. geschieht. Bis 10. Oktober in der Turmgalerie der Orangerie im Park Sanssouci. Di-So 10-17 Uhr. www.kunstschule-potsdam.de
Götz J. Pfeiffer
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