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Artjom Chatschaturow beim Orgelsommer: Wanderer zwischen den Schuke-Orgeln

Ganz auf die Klangcharakteristika der Schuke-Orgel war das Konzertprogramm am Mittwochabend während des Internationalen Orgelsommers abgestimmt. Der Gast aus Kaliningrad, Artjom Chatschaturow, lotete die vielfältigen Möglichkeiten des neobarocken Instruments in der Erlöserkirche kongenial aus.

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Ganz auf die Klangcharakteristika der Schuke-Orgel war das Konzertprogramm am Mittwochabend während des Internationalen Orgelsommers abgestimmt. Der Gast aus Kaliningrad, Artjom Chatschaturow, lotete die vielfältigen Möglichkeiten des neobarocken Instruments in der Erlöserkirche kongenial aus.

Der 32-jährige Chatschaturow, der in Moskau studierte, ist seit 2007 Organist am Dom zu Kaliningrad, der im August 1944 im Feuersturm eines britischen Bombenangriffs zerstört wurde. Anfang der neunziger Jahre wuchs er in sein zweites Leben – als ein deutsch-russisches Gemeinschaftswerk. Die Werderaner Orgelbaufirma Schuke erhielt den Auftrag, für den Dom ein Instrument zu bauen. 2008 wurde die Orgel von Artjom Chatschaturow eingeweiht. Es war darum nicht verwunderlich, dass beim Potsdamer Konzertabend des Kaliningrader Organisten viele Schuke-Mitarbeiter anwesend waren. Eine schöne Geste.

Chatschaturow, so hörte man, fühlte sich auch an der Orgel der Erlöserkirche wohl. Bei allen ausgewählten Orgelkompositionen erwies er sich als ein sehr überlegt gestaltender, den satztechnischen Finessen subtil nachspürender Interpret. Mit Präzision bis ins kleinste Detail und mit struktureller Klarheit aller musikalischen Abläufe bewies er eindrucksvoll seine Kompetenz. So viel Bach, wie an diesem 10. Abend des Orgelsommers, war in diesem Jahr in keinem anderen Konzert zu hören. Zu Beginn spielte Chatschaturow Präludium und Fuge Es-Dur BWV 566 von Johann Sebastian Bach festlich und virtuos. Anschließend mit feiner Transparenz die intime Triosonate C-Dur BWV 529 und das heiter gestimmte Concerto d-Moll BWV 596, zu der der Italiener Vivaldi dem Deutschen wesentliche Impulse gab. Dass der Organist nicht nur bei Bach zu Hause ist, bewies er mit dem Choral Nr. 1 E-Dur des französischen Spätromantikers César Franck. Was so ernst und still begann, das weitete Chatschaturow aus – dynamisch, in geheimnisvoll eingebrachten Akkorden und in mystisch registrierten Finaltakten. Eine spannungsvolle Interpretation.

Der russische Komponist Christophor Kuschnarjow lebte von 1890 bis 1960. Sonst ist hierzulande über ihn wohl nichts zu erfahren. Außer der Musik, die war am Mittwoch zu hören, nämlich Passacaglia und Fuge fis-Moll. Hinter diesem Werk, so spürte man, muss ein erfahrener Orgelfachmann stehen. Komprimiert, expressiv, spannungsgeladen ist die Musik aus thematisch prägnantem Material, das sich harmonisch an der Spätromantik orientiert. Vom zartesten Piano bis zum stärksten Fortissimo durchmaß der Interpret das insgesamt ernst wirkende Werk.

Dem durchweg sehr anspruchsvollen Konzertabend hätte zwischendurch aber eine kleine musikalische Erholungspause gutgetan. Doch die kam erst zum Finale, mit dem kurzen Rondo alla latina von dem in Leverkusen lebenden Organisten Hans-André Stamm, der sich auch als vielseitiger Komponist einen Namen gemacht hat. Mit den lateinamerikanischen Rhythmen sorgte Artjom Chatschaturow für einen tänzerisch-heiteren Kehraus. Die Zuhörer feierten den Organisten aus Kaliningrad sehr herzlich. Klaus Büstrin

Das 11. Konzert des Internationalen Orgelsommers findet am 9. September, 19.30 Uhr, in der Friedenskirche Sanssouci statt. An der Woehl-Orgel: Anna Vavilkina

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