
© „fabrik“
Kultur: Was in dieser Stadt entsteht
Das Festival „Made in Potsdam“ geht in das zweite Jahr und diesmal auch in den Waschhaus Kunstraum
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Wenn am Donnerstag zum zweiten Mal das Festival „Made in Potsdam“ in der „fabrik“ eröffnet wird, ist dem ein langes Umdenken vorausgegangen. Denn diese Heimatmarke ist ein Bekenntnis. Sie steht für Produktionen, die in Potsdam entstanden sind, von Künstlern, die ständig hier wohnen und jenen, die so oft hier zu Gast sind, dass sie schon fast Potsdamer geworden sind. Es ist das Bekenntnis, mit wenigen ausgewählten Künstlern intensiver zusammenzuarbeiten und mit ihren Namen weltweit zu werben: auch für Potsdam.
„Made in Potsdam“ ist ein Label, das 2011 beim Publikum sofort Erfolg hatte und in diesem Jahr noch weiter gefasst wird. Die „fabrik“ bezog auch den Waschhaus Kunstraum in das Festival mit ein. Dort gibt es gleichzeitig die Ausstellung „Made in Potsdam“ mit zehn hiesigen bildenden Künstlern, die vor den Tanzaufführungen besucht werden kann. Den Tanz gibt es wiederum an verschiedenen Orten der Schiffbauergasse, so neben der „fabrik“ auch im T-Werk. Sieben Choreografien sind an vier Festivaltagen zu erleben, darunter von den beiden Französinnen Malgven Gerbes und Martine Pisani, von dem Niederländer Jefta van Dinther und von dem Taiwanesen Shang-Chi Sun, der schon in Choreografien von Sasha Waltz mitwirkte. Die den „fabrik“-Besuchern bestens bekannten internationalen Tänzer stehen neben den Ur-Potsdamern Laura Heinecke und Arne Assmann auf der Bühne.
Die Idee „Made in Potsdam“ entstand, nachdem vor zwei Jahren das „Artist in Residence“-Programm der „fabrik“ auslief. Damals betreute das Haus für zeitgenössischen Tanz rund 30 Projekte im Jahr und gab jungen Künstlern den Raum und die finanzielle Sicherheit, sich in Ruhe auszuprobieren. Für die Gäste ein Geschenk, doch auf die Potsdamer sprang der Funke nicht so richtig über. „Nach fünf Jahren war es Zeit zu beurteilen, was funktioniert hat und was nicht. Daraus ist die Idee der „Assoziierten“ entstanden und das Format ,Made in Potsdam’“, sagt Sven Till, der künstlerische Leiter der „fabrik“. Jetzt konzentriert sich sein Haus also auf wenige Tänzer, auf seine „assoziierten Residence-Künstler“. Das ist ein kleiner Kreis von zeitweise in Potsdam Arbeitenden, die selbst Projekte vorschlagen und das „fabrik“-Programm damit anreichern. „Und wir präsentieren diese Künstler wiederum nach außen. So waren unsere Assoziierten David Brandstätter und Malgven Gerbes 2012 beim Festival in Avignon dabei – auch als Botschafter für Potsdam“, so Sven Till. Die beiden werden im kommenden Jahr zudem in einem neuen Stück der „fabrik“-Chefin Sabine Chwalicz mitwirken.
„Wie können wir unsere Formate verändern, um das von der ,fabrik’ Produzierte besser zu vermarkten?“ Diese Frage mündete letztlich in „Made in Potsdam“. „Ein Slogan, vielleicht etwas platt formuliert, aber wenn man ihn auf zeitgenössische Kunst bezieht, durchaus von hohem Anspruch“, sagt Sven Till. Gerade in Potsdam mit seinem großen historischen Schatz sei ein Gegenpol wichtig. „Potsdam ist auch eine junge neue Stadt, und da muss man auch in der Kunst Neues wagen.“ Dieses kleine, sehr intensive Festival setze nicht auf die leichteste Form der Annäherung. Es spalte sicher auch das Publikum. „Doch das gehört dazu.“
„Made in Potsdam“ soll sich künftig auch auf die Neue Musik ausbreiten, auf eine Zusammenarbeit mit hiesigen Komponisten. Und die „fabrik“ könnte sich auch eine Brücke vom Erlebnisquartier Schiffbauergasse in die Innenstadt vorstellen, vielleicht zum Kunsthaus „sans titre“. „Tanz ist ein wunderbarer Initiator, um Querverbindungen zu schaffen.“ Sven Till sieht eine große Chance darin, Potsdam als Arbeitsort zu zeigen. „Wir müssen nicht Berlin den Kreativpool überlassen, sondern die eigene Identität stärker behaupten.“ Und dass „Made in Potsdam“ gleichzeitig mit dem Tanzfestival in Berlin stattfindet, sei durchaus gewollt. So gebe es in der Hauptstadtregion gebündelt zu sehen, was an Spannendem im zeitgenössischen Tanz passiert.
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