Von Klaus Büstrin: Weihnacht wie in England
Coro campanile sang in der Friedenskirche
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Weich und warm getönte Chorsätze, voll herzlicher Innigkeit und jubelnder Freude, einige von ihnen von großer Gefühlsseligkeit erfüllt, erklangen beim diesjährigen Weihnachtskonzert des Ensembles coro campanile unter der Leitung von Matthias Jacob. Zur „Englischen Weihnacht“ wurde in die italienisierende Friedenskirche Sanssouci eingeladen. Viele der gespielten Sätze gehören längst zu den Kultliedern in Großbritannien.
Einige dieser Lieder aus England sind auch bei uns längst heimisch geworden. Sie gehören zum Repertoire von Chören und werden darüber hinaus auch gern in Gottesdiensten gesungen. Beispielsweise „O Bethlehem, du kleine Stadt“, dessen Melodie von dem berühmten Komponisten Ralph Vaughan Williams stammt, nicht anders das alte Lied „Herbei, o ihr Gläubigen“, das Sir David Willcocks bearbeitet. Auch andere bekannte Weihnachtslieder, die in der Friedenskirche zu hören waren, hat der in Cornwall lebende Dirigent und Komponist geschrieben, weitgehend im spätromantischen Gestus. Coro campanile sang sie tonschön von der Orgelempore, empfindsam, aber wie man es bei dieser Musik manchmal auch erwartet, emphatisch. Also mit großem Nachdruck.
Begleitet wurden die zehn Sängerinnen und Sänger von Andreas Zacher an der Woehl-Orgel. Der Organist der Potsdamer Propsteikirche St. Peter und Paul machte mit seinen Eigenbeiträgen eine Stippvisite in Frankreich. Mit Barockmusik von Louis Claude Daquin und spätromantischen Piecen von Alexandre Guilmant mit feinen und farbigen Klangziselierungen gespielt.
Auch Johann Sebastian Bachs Lobgesang der Maria „Meine Seele erhebt den Herrn“ BWV 549 war ganz und gar dem inhaltlichen Schwerpunkt des Konzerts verpflichtet, nämlich Vertonungen des Magnificats englischer Komponisten der Renaissance (Thomas Tallis und William Byrd), der Barockzeit (Henry Purcell) sowie des 19./20. Jahrhunderts (Charles V. Stanford) vorzustellen. Die Motetten der alten Meister, Ausweise kompositorischer Kunstfertigkeit, sind natürlich ohne Gefühlsduselei geschrieben, sie sind eher von herber Schönheit. Die Werke von Tallis und Byrd wussten coro campanile ausgeglichen in der Stimmbalance und bewegender Affektspannung zu singen. Bei den Vertonungen von Purcell und dem Iren Stanford, einem führenden spätromantischen Komponisten der anglikanischen Kirchenmusik, gab es bei den Sängerinnen und Sängern leider leichte Unsicherheiten.
Doch das Konzert am Freitagabend mit englischen Chorwerken – ohne Händel – war nicht nur interessant, es rückte in unaufdringlicher Weise das Weihnachtsfest mit seiner musikalischen Vielfältigkeit und seinen Überraschungen ein Stück näher.
Musik zur Christnacht am 24. Dezember um 23 Uhr in der Friedenskirche Sanssouci mit dem Vocalkreis Potsdam und den Potsdamer Turmbläsern. Leitung: Matthias Jacob.
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