Die Brandenburger Symphoniker zum Fest: Weihnachten im Herzen
Im Nikolaisaal und in Kirchen boomen in der Advents- und Weihnachtszeit traditionell die Veranstaltungsreigen mit festlicher Musik. Inmitten dieser hektischen Zeit lässt die Musik die Hörenden zur Ruhe kommen, die Seele aufatmen, Weihnachten ins Herz strömen.
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Im Nikolaisaal und in Kirchen boomen in der Advents- und Weihnachtszeit traditionell die Veranstaltungsreigen mit festlicher Musik. Inmitten dieser hektischen Zeit lässt die Musik die Hörenden zur Ruhe kommen, die Seele aufatmen, Weihnachten ins Herz strömen. Die musizierenden Werke sollten vor allem pastoral und festlich sein. Zumindest wünschen sie das die meisten der Zuhörer von Advents- und Weihnachts-Musik. Die Brandenburger Symphoniker ließen in ihrem Weihnachtskonzert am gestrigen Sonntagnachmittag allzu Gefälliges fern. Es wurden vorwiegend Werke der Barockzeit und der Klassik musiziert, doch auch Igor Strawinskys Concerto in D stand auf dem Programm, das zur zeitgenössischen Klassik gehört. Das Konzert war wieder mit einer kleinen Lehrstunde in Sachen Musikgeschichte verbunden, bei der rbb-Moderator Clemens Goldberg allerlei Wissenswertes zum Besten gab.
Für den Konzertauftakt wurden drei prachtvolle und festliche Canzonen von Giovanni Gabrieli, einem venezianischen Großmeister des Frühbarocks, gewählt, in einer Bearbeitung von Peter Gülke. Dirigent Günther Albers kleidete sie in ein frisches und lebendiges Klanggewand. Mit leichter Hand wurden sie treffend charakterisiert, dabei nicht wie so oft hektisch überrhythmisiert, sondern versucht, sie als delikate Raummusik mit vielen feinen Schattierungen zu spielen. Später gab es nochmals Gabrieli: die Sonata pian e forte in einer Besetzung für Holz- und Blechblasinstrumente.
Igor Strawinskys neoklassizistisch-helles Concerto in D für Streicher, das Bezüge zur Musik des 18. Jahrhunderts hat, ist kein Stück, das sich beim Zuhörer einschmeichelt. Die Aufnahme dieser eher herben und rhythmus-betonten Musik ins Programm tat aber gut, schließlich ist das weihnachtliche Geschehen im Stall und auf dem Feld in Bethlehem vor mehr als 2000 Jahren weniger eine gefühlige Angelegenheit gewesen. Die Brandenburger Symphoniker haben das Concerto im Nikolaisaal nicht nur technisch blitzsauber heruntergespult, sondern sie versuchten unter Günther Albers’ Leitung dem Ganzen auch etwas Witz abzugewinnen.
Bei Johann Sebastian Bachs Doppelkonzert für zwei Violinen in d-Moll BWV 1043 war dann wieder das Festliche im Blick. Die Solisten Andreas Preißer und Chidori Sokooshi fanden gestern zu einer schönen Gemeinsamkeit. Sie haben die inspirierende Musik des großen Bach sorgsam entfaltet und spielten mit feiner Klangkultur. Bei angenehm flüssig-bewegten Tempi haben die Solisten, Dirigent Günther Albers und das kammermusikalisch besetzte Orchester eine ansprechende Wiedergabe vorgelegt. Höfische Freude und eleganter Glanz verbreitete die Sinfonie Nr. 30 von Joseph Haydn, die den Namen „Alleluja“ trägt, auch durch die Interpretation der Brandenburger Symphoniker. Das umfangreiche Flötensolo im zweiten Satz, vorgetragen von der ausgezeichneten Susanne Maria Pietrowski, trug zur entspannten Stimmung der Sinfonie bei.
Zum Finale gab es dann wirklich ein Weihnachtskonzert, nämlich das von Giuseppe Torelli 1698 komponierte Concerto grosso in g-Moll. Das pastorale Werk besticht durch Intimität und Innigkeit. Auch hierbei sind zwei Violinsolisten gefordert. Laura Perez und Julia Fittler haben feinsinnig ihre Partien musiziert und das Streicherensemble hat unter dem Dirigat von Günther Albers einfühlsam, doch glücklicherweise eine nicht süßlich weihnachtliche Atmosphäre entstehen lassen. Klaus Büstrin
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