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Starkes Spiel. Lina Wendel schwärmt vom Drehbuch zu „Herbert“.

© Manfred Thomas

Kultur: Wenn der Tod anklopft

Lina Wendel stellte den berührenden Film „Herbert“ im Thalia Kino vor

Von Sarah Kugler

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Erst ist es nur ein leichtes Muskelzucken, dem er keine große Beachtung schenkt. Dann haut es Herbert plötzlich die Beine unter der Dusche weg und der ehemalige Boxer wird mit der Diagnose Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) konfrontiert. Was folgt, ist der langsame Verfall eines Mannes, der sich sein ganzes Leben durch seine körperliche Stärke definiert hat. Thomas Stuber zeigt diesen Verfall in seinem Langfilmdebüt „Herbert“ schonungslos und trotzdem würdevoll. Am vergangenen Donnerstag stellte Darstellerin Lina Wendel den Film im Babelsberger Thalia Kino vor.

Sie spielt in „Herbert“ die Freundin des Protagonisten (Peter Kurth), der einst ein berühmter Boxer in Leipzig war, inzwischen selbst Nachwuchs trainiert und als Türsteher sowie Geldeintreiber arbeitet. Trotzdem er sie mehrfach zurückweist, weicht Freundin Marlene ihm nicht von der Seite. Auch als Herbert nach der Diagnose auf den sicheren Tod zugeht und versucht, das zerrüttete Verhältnis zu seiner Tochter wieder zu richten, steht sie ihm bei. Dabei muss sie erkennen, dass sie ihm mehr hilft, wenn sie ihn gehen lässt.

Wenngleich Lina Wendel nicht die Hauptrolle spielt, trägt sie doch einen großen Teil des Filmes mit. Sie bildet das emotionale Gegenstück zu dem körperlichen Herbert und ist gleichzeitig das Spiegelbild seiner Stärke. Dass die Szenen zwischen ihr und Kollege Peter Kurth so gut funktionieren, liege ihrer Meinung nach vor allem daran, dass das Drehbuch auf den Punkt genau geschrieben sei und dabei jede Figur auserzählt. „Ich will da mitspielen!“ sei ihr erster Gedanke gleich nach dem Lesen gewesen, wie sie am Donnerstag sagte. An der Figur habe sie am meisten deren Weg berührt, auf dem sie lernen muss loszulassen. „Wenn ich jemanden liebe, möchte ich ja den Weg mit ihm gehen“, so Wendel. „Muss aber auch akzeptieren, wenn er ihn alleine gehen will, auch wenn es schmerzt.“

Bei der Darstellung ihrer Figur konnte Wendel auf familiäre Erfahrungen zurückgreifen. Sie begleitete sowohl ihre Mutter während einer schweren Krankheit als auch ihre Großmutter in den letzten Tagen. „Natürlich war es am Anfang schwierig meine Oma zu duschen“, erzählte sie. „Aber dann habe ich mir gesagt, dass es mutig von ihr ist, mich nahe an sie ranzulassen und dann war es in Ordnung.“

Auch die sehr innige, stellenweise fast ergebene Liebe ihrer Figur Marlene ist für sie nachvollziehbar. Schließlich sei Liebe manchmal nicht erklärbar und Marlene liebe nun mal diesen großen, starken Kerl. Um den auch authentisch darstellen zu können, nahm Darsteller Peter Kurth vor dem Dreh 15 Kilogramm zu und während des Drehs dann wieder 13 Kilogramm ab. Da der Film chronologisch gedreht worden sei, konnte der körperliche Verfall Herberts so auch eingefangen werden. Dass der trotz aller Reue und zunehmender Schwäche Herr der Lage bleiben möchte, ist für Wendel klar. „Der Film schaut dem Volk einfach schön auf die Schnauze und blickt eben auf diese Hinterhofwelt, in der die Menschen noch einfache, normale Berufe haben“, so Wendel. Dabei habe jede Figur ihren Bogen, ihre Geschichte, die man auch spüre. Genau diese Geschichten machen den Film auch so berührend, ohne dass er dabei in Kitsch abdriftet. „Letztendlich sagt der Film, dass es im Leben darauf ankommt sagen zu können, dass es einem leidtut“, sagte sie. „Er zeigt aber auch, dass das nicht immer leicht ist.“ Sarah Kugler

„Herbert“ täglich um 21 Uhr im Thalia Kino, Rudolf-Breitscheid-Straße 50.

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