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Kultur: Wie man zu Geld kommt

Gespräch mit Petra Pau zu „Leben ohne Arbeit“ im Filmmuseum

Gespräch mit Petra Pau zu „Leben ohne Arbeit“ im Filmmuseum Was tun, wenn man arbeitslos ist und die finanziellen Probleme existentiell werden? Klauen gehen? Niedriglohn akzeptieren? Die arbeitslosen Stahlarbeiter von Sheffield in England versuchen vieles, bis sie auf eine Idee kommen, die so verrückt ist, dass sie selbst kaum an sie glauben können: sie wollen strippen. Das bringt, bei vollem Haus, 10 000 Pfund, so die verlockende Überschlagsrechnung. Doch zunächst bringt es nur Ärger und Gelächter. Der Film „Ganz oder gar nicht“ von Peter Cattaneo (1997) endet mit dem nackten Triumph auf der Bühne und lässt einen mit der Frage zurück, wie solch eine Geschichte wohl weitergeht. Was passiert, wenn das erstrippte Geld aufgebraucht ist? Die Rosa-Luxemburg-Stiftung Brandenburg beendete mit „Ganz oder gar nicht“ ihre Reihe „Leben ohne Arbeit“ im Filmmuseum. Zum anschließenden Gespräch war die Bundestagsabgeordnete der PDS Petra Pau gekommen. Als zweite Gesprächspartnerin sollte Adelheid Kohtz aus Cottbus zur Verfügung stehen, selbst arbeitslos und im Erwerbslosenausschuss bei Verdi. Doch die Reise nach Potsdam musste sie aufgrund ihres neuen Ein-Euro-Jobs absagen, weil Ausübende von Ein-Euro-Jobs keinen Urlaub erhalten. Das Gespräch war, vielleicht auch wegen der wenigen Menschen im Zuschauerraum, mehr eine politische Standpunktserklärung durch Petra Pau, die zunächst die Alternative der PDS zur Arbeitsmarktpolitik der Regierung darstellte. „Agenda Sozial“ sei das Zauberwort: gerechte Steuerpolitik (z.B. Vermögensbesteuerung), eine stabile Grundlage für solidarische Sicherungssysteme und mehr Demokratie. Auf zwei Punkte kam Petra Pau in ihren langen Monologen immer wieder zurück: man müsse das Geld dort holen, wo es sei, die Reichen in ihre gesellschaftliche Pflicht nehmen. Und es müsse endlich eine Debatte geben, ein Austausch über Alternativen zur derzeitigen Politik und zu den Standards, die wir uns leisten wollen, in Wirtschaft, Kultur und Bildung. Arbeitslosigkeit werde immer als das Schlimmste hingestellt, was einem passieren könne, kritisierte ein Mann aus dem Publikum. Dabei sei der Gewinn an Zeit etwas Positives. Auch habe sich in Deutschland eine „Abzockermentalität“entwickelt und statt auf ihre Gesundheit zu achten, seien die Leute ständig zum Arzt gerannt. Aus ihren Wahlkreisen wusste Petra Pau anderes zu berichten. Chronisch Kranke, die weniger Medikamente nehmen als notwendig, um zu sparen. „Ich bestreite nicht, dass es eine Mitnehmermentalität gab, aber die Mitnehmer sitzen im Moment, glaube ich, woanders", sagte Petra Pau. Natürlich habe sie für gegenwärtige Probleme nicht die Lösung, viele kleine Schritte seien notwendig, um Dinge zu verändern. Wichtig sei, mit diesen kleinen Dingen anzufangen und nicht auf ein Wunder zu warten. „Ich mache mir nicht die Illusion, dass uns ein Aufstand den Sozialismus bringt. Ich befürchte eher, dass uns die Lage in politische Situationen spült, die wir alle nicht wollen.“ Zum Schluss des Gesprächs forderte sie dazu auf, ihr Ideen zu gesellschaftlichen Alternativen über ihre Website zukommen zu lassen: „Als Politikerin läuft man immer Gefahr, sich im Kleinteiligen zu verlieren. Ich nehme gerne Anregungen auf.“Dagmar Schnürer

Dagmar Schnürer

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