Kultur: Winters ist die Musik dran
Günter Gollasch musiziert am Sonntag mit dem Landespolizeiorchester
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Günter Gollasch musiziert am Sonntag mit dem Landespolizeiorchester „Der Winter ist für mich die Zeit des Musizierens. Im Sommer weniger, denn dann braucht der Garten mich ganz“, erzählt Günter Gollasch, der einstige Chefdirigent des Rundfunktanzorchesters Berlin. Die Klarinette wird an kalten Tagen des öfteren aus dem Koffer geholt. Wenn andere es sich mit 82 Jahren – so alt ist Günter Gollasch vorgestern geworden – hinter’m Ofen gemütlich machen, ist der Musiker unterwegs, um in Konzerten mitzuwirken. So war er unlängst beim Opernball in Chemnitz oder im Friedrichstadtpalast mit seinen Kollegen Max Greger und Paul Kuhn zu Gast. Am Sonntagnachmittag wird Gollasch im Nikolaisaal beim Frühlingskonzert musizieren – gemeinsam mit dem Landespolizeiorchester Brandenburg, Leitung: Jürgen Bludowsky. Ím Polizeipräsidium in Eiche fanden sich Orchester und Gollasch dieser Tage ein, um zu proben. Man war gespannt auf den Altmeister der Klarinette, der zu DDR-Zeiten ein sehr renommierter Dirigent in Sachen Unterhaltungs- und Tanzmusik war. Bludowsky und die Musiker fanden schnell einen Draht zueinander, brauchten nur ein paar Worte, um die richtige musikalische Atmosphäre zu erzeugen. Günter Gollasch hatte nur wenige Wünsche an den Dirigenten und an das Orchester und schon fand man bei guter Laune zueinander, bei den Titeln aus der Swing-Ära der dreißiger und vierziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Nicht nur die Klarinette wird er am Sonntag blasen, auch seine Stimme, die sich wahrlich noch hören lassen kann, ist zu vernehmen. Der aus dem Spreewald stammende Gollasch besuchte Ende der dreißiger Jahre die Orchesterschule Cottbus. Doch der zweite Weltkrieg und die Gefangenschaft unterbrachen die kontiniuierliche Karriere. 1948, da war er wieder zu Hause, nahm er an einem Probespiel der Berliner Philharmoniker teil. Aber der Wunsch, Mitglied dieses weltberühmten Orchesters zu werden, ging nicht in Erfüllung. Zwei Jahre später spielte er beim Tanz- und Unterhaltungsorchesters des Berliner Rundfunks Saxofon. Dieses Orchester leitete er dann von 1956 bis in die achtziger Jahre. Gollasch erinnert sich, dass es zu DDR-Zeiten klare Vorgaben seitens der Rundfunk-Redaktion gab, welche Titel man musizieren durfte. „Natürlich haben wir auch Glenn-Miller-Musik gespielt, außerdem musste man ja vorbereitet sein, wenn Künstler aus dem Westen mit dem Orchester auftraten, beispielsweise in den beliebten Sendungen ,Da lacht der Bär’ oder ,Ein Kessel Buntes’.“ Gollasch ist immer noch von den damaligen Gesangssolisten begeistert, die mit ihren Stimmen auftrumpfen konnten, die eine klassische Gesangsausbildung genossen, wie Helga Brauer, Bärbel Wachholz oder Fred Frohberg. Würde man dagegen heute so manchem Sänger das Mikrofon aus der Hand nehmen, würde nur heiße Luft aus der Kehle kommen, so der erfahrene Musiker. Aber freuen kann er sich, wenn am Sonntag die junge Sopranistin Uta Beckert singen wird. Klaus Büstrin
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