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Kultur: Winzling und großer Retter

„Die kleine Ameise Ali“ von Georg Wüstenberg erschienen

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„Die kleine Ameise Ali“ von Georg Wüstenberg erschienen Die Ameisen sind als ein fleißiges Völkchen bekannt. Dass sie mitunter auch kriegerisch und garstig zu Werke gehen – das muss „Die kleine Ameise Ali“ erfahren. In dem gleichnamigen Kinderbuch von Georg Wüstenberg hat sie so einige Abenteuer zu bestehen. Aus ihrer Heimat Anatolien wird sie mitsamt ihrer gemütlichen Behausung - einem Stein mit drei Löchern - als Urlaubsmitbringsel nach Deutschland „entführt“. Hier in fernen Gefilden lernt Ali unbekannte Pflanzen und Steine kennen, muss sich an das kühle und feuchte Wetter gewöhnen. Dennoch fühlt sich Ali bald recht wohl. Er findet Freunde, wohl auch, weil er selbst zu jedem freundlich ist. Doch Gefahren lauern überall, und die kommen für Ali ausgerechnet von seinen Artgenossen, die allerdings viel größer sind als er selbst. Immer wieder schickt das Ameisenvolk seine Späher aus, gefährliche Soldaten, die selbst vor dem dicksten Käfer bei ihren kriegerischen Feldzügen keinen Halt machen. Auch Ali bekommen sie in die Finger. Doch er hat Glück im Unglück. „Wir könnten dich jetzt töten und in unseren Bau bringen. Aber bei dieser fetten Beute, wie du eine bist, spotten sie nur über uns.“ So wird die Winzigkeit Alis Lebensretter. Mit eingängiger Sprache und dezent gesetztem Spannungsbogen lässt der Potsdamer Autor seine Leser „von 6 bis 99“ Anteil nehmen, wie Ali als Gefangener zur Fronarbeit in dem dunklen Ameisenhaufen mit den unzähligen Gängen eingeteilt wird. Das Sprechen mit den Arbeiterinnen und Soldaten wird ihm streng verboten. Tag ein, Tag aus muss er fegen und putzen. Und dass auch jedermann weiß, dass er nicht zu den anderen des Volkes gehört, bekommt er statt einer Nummer eine auffällig rote Weste verpasst. Mit Wehmut denkt Ali an seine schöne Dreilöcherwohnung im sonnigen Garten zurück. Trotz des dunklen Verlieses lässt er sich aber das Leben nicht verdrießen, singt bei der Arbeit und bleibt weiterhin zu allen freundlich. Insbesondere zur Ameise Nummer 4711 – ebenfalls klein von Wuchs, aber mit großen wachen Augen. Sie ist es auch, die ihn eines Tages anspricht, weil er so schön von der Sonne und den Blumen singt. Und aus der kleinen Plauderei werden die täglich ersehnten Gespräche. Bis eine Vorarbeiterin die beiden verpetzt. In die tiefste Kammer des Winterbereichs wird „4711“ verbannt. „Du sollst immer einsam sein“, so das über sie verhängte Urteil, weil sie sich mit Ali, dem „Feind“, eingelassen hat. Doch die Geschichte endet wie es sich für ein richtiges Märchen gehört mit einem Happyend. Ali darf sich beweisen, als die Königin verschüttet wird und ein Lebensretter, klein von Wuchs, gebraucht wird. Plötzlich erinnert man sich des Gefangenen im Winterbereich. Und Ali steht seinen „Mann“ Dem Autor gelingt es, das große Thema Fremdsein, Gewalt und Toleranz herunter zu brechen, und es auch kleinen Leuten in einer für sie fassbaren Geschichte einfühlsam nahe zu bringen. Die Spannung wird bis zur letzten Seite gehalten. Angereichert ist das schmale Märchenheft mit überwiegend düsteren Illustrationen von Gisela Schultze, die zwar plastisch und fantasievoll, aber mitunter zu detailüberladen sind. Alis „Schöpfer“ kommen beide aus Potsdam und statteten in der Vergangenheit viele Fernseh- und Spielfilme aus. Im „Alter“ entdeckten sie nun ihre Liebe zum Märchen.Heidi Jäger Für 7,80 € zu bestellen beim Buchladen Uygar, Sonnenallee 110, 12045 Berlin, Tel. 030-68080942 oder www.uygarkitabevi.de

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