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Kultur: „Wir sind eine Provokation“

In der Arche: Wolfgang Weber sprach über Apostel und Apostalat

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In der Arche: Wolfgang Weber sprach über Apostel und Apostalat Trau schau wem. In der „arche“ gab es einen aufschlussreichen Vortrag über „Apostel und Apostolat gestern und heute“, mithin über die Nachfolge Christi. Ein heißes Eisen, wenn man die nicht verstummende Kritik hinsichtlich des Laienamtes, überhaupt die Legitimation des heiligen Stuhles als alleiniger Nachfolger des Erlösers bedenkt, hier, im protestantischen Norden. Aber darum ging es dem promovierten Referenten Wolfgang Weber am Vorabend seiner Priesterweihe gar nicht. Er stammt aus dem Kölnischen, arbeitet heute in Berlin und Brandenburg für die katholische Kirche, „dort, wo die Diözese nicht hinkommt“. Im zivilen Dasein war er Techniker, Spezialfach Computer. Ein „Quereinsteiger“, wenn man so will, der den eigenen Sendungsauftrag mit Ernst und Freundlichkeit weitergeben wollte: Christus hatte seine Apostel ja ausgeschickt, aller Welt und den Menschen von der frohen Botschaft zu künden. Wie diese Mission angeblich in ein hierarchisches Bischofsamt Petri umgewandelt werden musste, so seien heute Priester und Laien gleichermaßen durch die Taufe berufen, allen durch ihr tägliches Leben Zeugnis vom Erlöser zu geben, oder wie Benedikt XVI. sagte: „Ihr müsst den Menschen Jesus vorschlagen!. Weber schwärmte für den deutschen Papst, zitierte aus seinen neuen Schriften, rief der nicht vollbesetzten „arche“ mit Binnenwirkung entgegen: „Ihr seid die Gesandten der Welt, das Salz der Erde!“ Man solle ihr nicht den Rücken kehren, sondern „sie aufbauen und heilen“. Dies zu erreichen, benötige man vor allem eines, Bildung. Weber zählt sich kraft seines Amtes offenbar zu den Aposteln, die es braucht, den Rest der Welt durch Intelligenz von der Wahrheit Gottes zu überzeugen. Eigentlich müsste er das Himmelreich durch jene „enge Pforte“ bereits passiert haben. Doch gefehlt, er verkündete im Namen der Seinen eine andere Lehre: „Wir wollen uns mitten in der Welt heilen!“ Selber, ohne Christus? Waren denn seine Erwählten superklug und gelehrt oder einfältige Analphabeten? Hat Gott nicht gesagt, er verberge die Weisheit den Klugen, und: „Selig sind die Armen im Geiste“? Wie überhaupt geht das an die „Auslese“ adressierte „Bildungswerk“ Webers mit der Bibel zusammen? Schlecht. Er gehört zu einer geheimen oder getarnten Sektion des Vatikans namens „Opus dei“, welche beansprucht, ein „Werk Gottes“ zu sein. Manche sagen, es handele sich um eine den Jesuiten vergleichbare „Elitetruppe des Vatikan“, andere sprechen von „sektenähnlichen Strukturen“ mit strengsten Sitten und subversiven Optionen. „Opus dei“, 1928 von dem Spanier Escriva (er wird mit Christus und Abraham auf eine Stufe gestellt und inzwischen „geheiligt“) begründet, gilt als „einflussreichste Organisation in der katholischen Hierarchie“ mit starker Strahlung auf Politik, Wirtschaft und Bildung. Vier deutsche Kardinäle bekennen sich zu ihr, dazu Otto von Habsburg, Hans Filbinger, der Landesschulrat von Berlin, Verleger, Professoren. Sie spielt auch bei der „Initiative für Freie Schulen“ in Potsdam und Umgebung eine Rolle, wie man im Internet nachlesen kann. Seine Sonderstellung als nur dem Papst unterstellte „Personalprälatur“ verdankt man einem Deal: Im Kontext mit einem italienischen Bankenskandal hatte der Vatikan 240 Millionen DM an Gläubiger zu zahlen. Opus dei und Nahestehende beglichen das weitgehend. 1982 gewährte man im Gegenzug diesen „einmaligen Status“. Weber redete wie mit Engelszungen von den Nachfolgern Christi, vom Auftrag aller Heutigen, das apostolische Werk in Reinheit und Wahrheit auch dann fortzusetzen, wenn man bei aktuellen Fragen zu Kondomen, Gentechnik oder Homo-Ehe hoffnungslos als fundamentalistisch („wir sind eine Provokation“) gilt. Aber trau und schau, wer solche schönglatten Worte sagt. Christus war arm. Sein Befehl an die Apostel galt nie der Macht dieser Welt.

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