Kultur: Wo Apollo, Daphne und Satyr lebendig werden
I Confidenti ab Mai 2008 mit „La Pastorale á Sanssouci“ im Schlosstheater / Tickets ab sofort
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Die Oper war im 18. Jahrhundert wesentlicher Bestandteil des großen „Schau-Spiels“ fürstlichen Sichzeigens. In ihr begegnete sich der hochtrabende Prunk barocker Gestik und Dekoration mit musikalischer Umrahmung. Im größten Schloss des Parkes Sanssouci, im Neuen Palais, ließ König Friedrich der Große ein intimes Theater erbauen, dass zu einem der schönsten in Europa wurde, um in ihm solche Repräsentanz zu bieten.
Die Gesellschaft historischer Theater in Europa überlegte bei einer ihrer letzten Tagungen, wie man die alten und wertvollen Räume noch besser vermarkten könne. Beispielsweise durch Theaterrouten, bei denen es Aufführungen von Schauspielen und Opern geben soll. Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg konnte dafür aber kein überzeugendes Angebot unterbreiten, so Heidrun Liepe, Schlossmanagement-Leiterin der Stiftung.
Doch die Malerin und Chefin des Potsdamer Opernensembles „I Confidenti“, Christine Jaschinsky, hatte eine Konzeption in der Tasche, um das Schlosstheater im Neuen Palais während der Öffnungszeiten von Park und Schloss den Besuchern erlebbar zu machen: Nicht nur mit der Architektur des Raumes, sondern auch mit theatralischer, also mit lebendiger Unterhaltung. Und so wurde gestern das neue Projekt im Schlosstheater vorgestellt. Die Premiere soll zwar erst am 11. Mai 2008 stattfinden, doch die Stiftung möchte den touristischen Partnern schon heute das Projekt schmackhaft machen, damit sie es in ihren Programmen mit aufnehmen. Der Kartenvorverkauf hat bereits gestern begonnen.
Zehn Aufführungen soll es von „La Pastorale á Sanssouci“ geben. Vor allem in den Nachmittagsstunden werden die musikalischen Szenen vom Hofe Friedrichs II. zu erleben sein. Eine gute Stunde lang soll man eintauchen in die Welt des Rokoko, in der man mythologische Sagen und Geschehnisse aus der Historie für die bildende Kunst und für Theateraufführungen gern benutzte. So manchen Gestalten, denen der Besucher bei Besichtigungen oder Spaziergängen auf Gemälden und Statuen in Schlössern und Parkanlagen begegnete, kann er in „La Pastorale á Sanssouci“ dann in anderer Darstellung betrachten. Nils Niemann, Spezialist für historische Schauspielkunst und Regisseur, führt uns in eine Parklandschaft, in ein Arkadien, wo Göttinnen und Götter sowie Nymphen und ein Satyr belebt werden, die für allerlei Verwandlungen und Verwicklungen sorgen.
Dazu wird es Musik in historischer Aufführungspraxis vom Ensemble SansSouci unter der Leitung der Violinistin Irmgard Huntgeburth geben. Nils Niemann kündigte im Schlosstheater an, dass man Bibliotheken „plünderte“, um auch unbekannte Musik von Komponisten, die am Hof des Preußenkönigs arbeiteten, zur Aufführung zu bringen. So wurde bereits bei der Projekt-Vorstellung eine Wiederentdeckung präsentiert, die wohl 200 Jahre lang nicht mehr erklang: eine Arie aus Carl Heinrich Grauns Kantate „Apollo und Daphne“, die die Sopranistin Dana Marbach und das Ensemble SansSouci mit einem wunderbaren Gespür für die Finessen musikalischer Empfindsamkeit, die zur Zeit Friedrichs ganz aktuell war, darbot. Nicht nur Werke Grauns, dem wichtigsten Opernkomponisten des Königs, werden erklingen, sondern auch von Johann Adolf Hasse, Johann Joachim Quantz oder vom komponierenden Friedrich selbst.
In Christine Jaschinskys Bühnenbild und Kostümen, die sich dem Rokoko verpflichtet fühlen, doch mit der Sprache unserer Zeit korrespondieren, werden sich neben Dana Marbach der Sopranist Robert Crowe sowie der Schauspieler und Tänzer Steffen Findeisen bewegen. Findeisen gab während der Pressekonferenz ebenfalls eine gelungene Kostprobe seines tänzerischen und pantomimischen Könnens.
Nun sind das Kulturministerium sowie das Wirtschaftsministerium, das den Tourismus im Lande fördert, gefragt, um diesem wunderbaren Projekt eine finanzielle Unterstützung zu geben. Und vielleicht wird es ja auch in den Tourenplan europäischer historischer Theater dann aufgenommen.
Ticket-Hotline: 01805/4470
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