Die Protagonisten der klassischen deutschen Literatur scheinen die Lieblingsfiguren von Sigrid Damm zu sein. In gültigen Biografien, die sich zwar auch als Literatur- und Geschichtslehrstoffe eignen, hat sich die Schriftstellerin Goethe und Schiller, Christiane Vulpius oder Michael Reinhold Lenz zugewandt. Ihre Bücher sind keine trockenen Abhandlungen über Lebenswege, sondern sind spannende und sogar unterhaltsame Psychogramme von Persönlichkeiten der Vergangenheit, in der auch mehrere Zeitalter aufleben.
Ihren eigenen Wegen spürt Sigrid Damm ebenfalls in verschiedenen Texten nach, die als Bücher die Leser erreichen. Es sind immer wieder autobiografische Haltepunkte, in denen sie sich selbst befragt und Antworten nach dem Sein, dem Glück und der Liebe sucht. Es sind zumeist Reisen, in denen die Selbstbefragungen und -auskünfte stattfinden, so in Schottland („Diese Einsamkeit ohne Überfluss“) und Lappland („Tage- und Nächtebücher).
Unlängst erschien im Insel Verlag ihr Rom-Buch „Wohin mit mir“. Ein Titel, der die meditativen Momente des Nachdenkens und Schreibens bereits deutlich macht. Daraus wird Sigrid Damm am kommenden Samstag in der Veranstaltung „Literatur in der Druckerei“ lesen. Christian und Cornelius Rüss, die beiden renommierten Potsdamer Drucker, haben gemeinsam mit dem Brandenburgischen Literaturbüro diese Reihe ins Leben gerufen.
In „Wohin mit mir“ erzählt die gebürtige Thüringerin von ihrem sechsmonatigen Studienaufenthalt in Rom 1999, den sie aufgrund eines Stipendiums erhielt. In der Casa di Goethe schreibt sie ein Tagebuch. Zwar wohnte in ihm ein Großer der Literaturgeschichte, doch das aktuelle Leben mit seinem Straßen- und Baulärm rundherum sind nicht immer ersprießlich. Manchmal denkt sie über eine Abreise nach. „Rom war nie in meinem Kopf“, schreibt sie und bekennt: „Eine beschämende Unwissenheit.“ Doch allmählich wächst die Neugier, die Zuneigung zur Ewigen Stadt. Die Autorin lernt Menschen kennen, die sie mit den Schönheiten der Stadt bekannt machen, sie macht sich selber auf zu den berühmten und weniger bekannten historischen Stätten, sie spürt den Lebenswegen der Dichterin Ingeborg Bachmann und des Komponisten Hans Werner Henze nach.
Und Goethe gehört natürlich zu den wichtigsten „Gesprächspartnern“ von Sigrid Damm in Rom, denn der Weimarer Dichter wird ihr in nächster Zeit besonders nahe sein, auch dem Leser, wenn er die Bücher der Schriftstellerin liest: „Christiane und Goethe“ oder „Goethes letzte Reise“. In einer Rezension über „Wohin mit mir“ kann man lesen: „Sie lernt von Goethe, dass er in Rom Klarheit und Ruhe gefunden hat - und sie findet sie selbst, die innere Haltung des Glücks, weil man ganz bei sich ist.“ Klaus Büstrin
Lesung am Samstag, 17. November, 20 Uhr, Druckerei Rüss, Ulanenweg 4. Eintritt 10/ermäßigt 8 Euro, Vorbestellungen unter Tel.: (0331)2800452
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