Kultur: Worte und Verse leben groß in der Stille
Zum Tode des Potsdamer Schriftstellers Franz Fabian
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„Über den Gräbern von gestern wuchert das Gras und Vergessen weht uns an“, heißt es in dem Gedicht „Havelsommer“, das Franz Fabian vor mehr als 35 Jahren schrieb. Melancholie und auch Traurigkeit über Verlorenes, über in uns Vergrabenes spricht aus diesen Zeilen. Darum hat sich der Neu-Fahrländer Schriftsteller immer wieder auf die Suche in die Vergangenheit gemacht, ihre Geschichte und Geschichten erkundet, Menschen lebendig werden lassen, die sie gestaltet haben und deren Ausstrahlung auch unsere Zeit noch trifft. Und so heißt es in dem Gedicht auch: „Doch immer blieb von Vergangenem Atemzug und Gedanke da. Michael Kohlhaas und Effi Briest. Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland. Die Brandenburgischen Konzerte. Und Worte und Verse leben groß in der Stille.“
Es ist die Mark Brandenburg, die Franz Fabian immer wieder beschäftigte. Sie wurde für ihn zu einer Lebenslandschaft. Der am 17. Februar 1922 in Arnswalde in der Neumark als Sohn eines Lehrers Geborene, gut 60 Jahre in Neu-Fahrland als Schriftsteller Lebende, hat sich ihr in seinem schriftstellerischen Werk zugewandt. Er hat wie Fontane, dessen „Wanderungen“ er sehr liebte, in seinem Buch „Land an der Havel“, 1972 erstmals im Brockhaus Verlag erschienen, die Mark Brandenburg „liebevoll geschildert, aber nirgends glorifiziert“. Und zu guter Letzt resümiert Fabian wie der alte Fontane, dass es „in der Mark Brandenburg auch historische Städte, alte Schlösser, schöne Seen, landschaftliche Eigentümlichkeiten und auf Schritt und Tritt tüchtige Kerle gibt.“
Franz Fabian war ein exzellenter Kenner der preußisch-brandenburgischen Geschichte. Der mit allerlei Brüchen behafteten Beziehung des Philosophen Voltaires und des Königs Friedrich II., widmete er eines seiner letzten Bücher. 2003 wurde es im Schibri-Verlag ediert. Friedrich Wilhelm von Steuben, der zunächst im Siebenjährigen Krieg in der preußischen Armee unter Friedrich dem Großen diente und anschließend in der Kontinentalarmee im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg kämpfte, galt seine große schriftstellerische Aufmerksamkeit. Ebenso Carl von Clausewitz, dem preußischen Heeresreformer und Militärtheoretiker. Auch über ihn veröffentlichte Franz Fabian ein Buch.
Als Herausgeber hat der Neu-Fahrländer immer wieder für das Land Brandenburg geworben. Mit dieser Tätigkeit hat er dem Leser einen spannenden Blick in die Zeit- und Kulturgeschichte geöffnet. So entdeckte Franz Fabian des Engländers Andrew Hamilton 1872 geschriebene Darstellung über Rheinsberg (1992, Aufbau Verlag), die kenntnisreich über den Musensitz des Kronprinzen Friedrich und seines Bruders Prinz Heinrich berichtet. Auch „Märkische Heide, märkischer Sand“ (1992) ist eine mit seinem Sohn Wolfgang Fabian liebevoll zusammengestellte Anthologie von Texten, in denen die Mark Brandenburg literarisch erlebbar wird, von den Ursprüngen bis ins 20. Jahrhundert.„Über den Gräbern von gestern wuchert das Gras und Vergessen weht uns.“ Jahrelang hat Franz Fabian bei der Potsdamer Urania mit Memoirenschreibern zusammengearbeitet, hat professionelle Hilfe beim Verfassen ihrer Lebenserinnerungen gegeben. Ein beträchtliches Stück Lebenshilfe. Fünf Bücher sind daraus entstanden, damit das Vergessen nicht die Oberhand gewinnt. Am 19. Februar starb Franz Fabian im Alter von 88 Jahren. Klaus Büstrin
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